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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf Russland hat er so genannt.«
    »Und was soll das mit dir zu tun haben?«, fragte Lars verständnislos. »Dir kann ja wirklich keiner vorwerfen, irgendein Land erobern zu wollen.«
    Bleibach zuckte mit den Schultern. »Was glaubst du, wie ich mir darüber den Kopf zerbreche, seit dieser Kommissar hier war!« Seine blauen Augen verrieten Aufregung. »Wir müssen vorsichtig sein. Obwohl wir nichts Unrechtes tun – keine Korruption, keinen Betrug, keine Erpressung, keinen Mord –, obwohl wir nur tun, was die Mehrheit des Volkes will, davon bin ich überzeugt, bewegen wir uns in einem Terrain, das wahrscheinlich noch schlimmer ist, als gingen wir nachts mit voller Brieftasche durch die Bronx.« Bleibach versuchte, sich wieder einmal selbst Mut zu machen, indem er ein Thema offensiv anging. »Wir jedoch haben es mit Feinden zu tun, die nicht in irgendeiner dunklen Ecke lauern, um uns etwas über den Schädel zu schlagen, sondern unsere Feinde tragen Krawatten und Nadelstreifenanzüge. Sie sind mitten unter uns – und sie haben Machtinstrumente, die uns nicht zur Verfügung stehen. Ihr Einfluss reicht tief in die Gesellschaft hinein. Denn Parteipolitik, liebe Freunde …«, er sprach jetzt so, als habe er Tausende Zuhörer vor sich, »Parteipolitik ist ein Netzwerk, eine Krake, die ihre Fühler und Fangarme in jede Ritze steckt und ihre Getreuen an sich bindet.« Bleibach holte tief Luft, was wie ein Seufzen anmutete. »Was ein richtiger Parteisoldat ist, fragt nicht, was dem Volke guttut, sondern, was der Partei dienlich ist – vor allem aber denen, die dafür sorgen, dass sich die Parteifunktionäre im Licht der Mächtigen und Schönen sonnen können.«
    Miriam wusste, worauf er hinauswollte: »Und diese Mächtigen und Schönen sind immer dieselben. Nur die Politiker wechseln – ich weiß.« Ihre Stimme klang kühl, beinahe gelangweilt.
    »Das brauch ich euch nicht zu sagen«, gab sich Bleibach nun weniger kämpferisch. »Ich sag nur: ›Schröder‹. Angeblich Sozialdemokrat, und Bundeskanzler zu einer Zeit, als der Sozialstaat demontiert wurde. Keiner von den Schwarzen hätte das mit den Unternehmern besser hingekriegt. Und die Grünen haben alles durchgewunken. Ganz unter uns gesagt, liebe Freunde: Mich kotzt das noch heute an.«
    Miriam versuchte mit einer ihrer Meinung nach ironischen Bemerkung, den Ernst der Lage zu entschärfen: »Den Kapitalismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf.«
    Lars grinste vorsichtig. »Honecker 1989, aber mit anderen Vorzeichen.«
    Bleibach blieb ernst. »Ich hab nichts gegen Kapitalismus, das wisst ihr. Aber er muss erneuert werden. So wie wir ihn derzeit erleben, ist er eine Bedrohung für das Land. Dieses System kennt nur ein Ziel: Die Reichen reicher machen, damit sie sich ein Heer von Sklaven halten können.«
    Miriam klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: »Wir werden das zu verhindern wissen.«
    Bleibach sah sie für einen kurzen Moment von der Seite an und holte erneut tief Luft. »Sofern sie uns nicht bei diesem großen Schachspiel matt setzen, liebe Miriam.« Er überlegte und fügte im Hinblick auf dieses Spiel an: »Die Reiter-Horden sind bereits unterwegs und die Springer lauern überall.«
    »Dann lass uns ein paar Züge vorausdenken«, ermunterte ihn Lars, »denn wer die Weichen richtig stellt, bestimmt die Richtung, in die die Reise geht.«
    Bleibach wurde nachdenklich. »Nur scheint es mir gerade so, als käme uns auf unserem Gleis ein Zug entgegen.«

10
     
    »Der Verfassungsschutzbericht stuft ihn als ungefährlich ein«, stellte Häberle fest, nachdem er die entsprechende Passage zu dem ›Neuen Anfang‹ gelesen hatte.
    Kripo-Chef Thomas Kurz, der in Häberles Büro gekommen war, lächelte milde. »Bleibach schreckt sie nur alle auf, mehr nicht. Das kann nicht schaden. Dass es einige Widersacher gibt, die ihn gerne als gefährlich eingestuft hätten, liegt doch in der Natur der Sache.«
    »Um ehrlich zu sein, Thomas, so einen wie den hat diese Republik schon lange gebraucht.« Häberle lehnte sich zurück und sog viel Luft in seinen stattlichen Körper. »Auch Kollege Brunzel vom Staatsschutz sieht’s gelassen. Das Einzige …«, wurde Häberle wieder sachlicher, »… was auf uns dabei zukommen kann, ist der Personenschutz.«
    »Baldachin meint, bei manchem, was Bleibach so von sich gibt, kommunistische Tendenzen erkannt zu haben.« Die Bemerkung von Kurz klang süffisant.
    »Quatsch!«, entfuhr es Häberle. »Der preist doch die freie

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