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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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tatsächlich ein potenzieller Wähler von Bleibach.«
    »Sag ich doch. Es gibt nur einen Punkt, der mir nicht gefällt: dass er nie wirklich richtig gearbeitet hat. Ärmel aufkrempeln und so. Zupacken. Sehen, wie’s im Berufsleben zugeht, wie ruppig, wie gnadenlos gemobbt wird und wie die Gewerkschaften die Augen davor verschließen, wie die Politiker einknicken, wenn die Wirtschaft sofort wieder den Knüppel aus dem Sack holt und mit Entlassungen droht, falls diese oder jene Steuervergünstigung oder Subvention wegfällt.«
    »Genau dagegen will er doch vorgehen«, gab Kurz zu bedenken. »Er spricht, was dies anbelangt, dem Volk aus der Seele. Anders kannst du es nicht werten, wenn sie ihm Abend für Abend nachrennen wie einem Popstar.«
    »Popstar ist der richtige Ausdruck. In der Tat. Trotzdem fehlt mir bei ihm die gewisse Erfahrung. Auch wenn sich alles plausibel anhört, was er sagt.« Häberle spürte wieder die Zweifel, die ihn schon oft beschlichen hatten, wenn er Bleibach im Fernsehen sah. Irgendwie kamen ihm dann Vergleiche zu einem anderen politischen Emporkömmling in den Sinn, einem mit Doktor-Titel, den die Konservativen hervorgebracht hatten und der es momentan trefflich verstand, auf der Klaviatur der Medien zu spielen. Er trug seine Haare stets gegelt, was Häberle jedes Mal, wenn er ihn sah, an eine fette Kunsthaarperücke erinnerte. Allerdings schaffte es ›der Geölte‹, wie er ihn stets zu bezeichnen pflegte, trotz aller Anstrengungen bisher nicht, auch nur annähernd an die Beliebtheit Bleibachs heranzukommen. Vermutlich lag es an der strammen Parteigebundenheit, die den ›Geölten‹ ausbremste – auch wenn insbesondere die Damenwelt auf ihn abfuhr. Wen interessierte es auch, dass die einzige Erfahrung, die dieser adlige Politiker in der Arbeitswelt gemacht hatte, offenbar darin bestand, das Familienvermögen zu verwalten?
    Häberle jedenfalls mochte diesen angeblichen ›Überflieger‹ nicht. Stattdessen empfand er im Grunde seines Herzens eine tiefe Sympathie für Bleibach, den er für den richtigen Mann zur richtigen Zeit hielt. Denn leider Gottes, so resümierte er seine Einschätzungen, wimmelte es in der Politik von geradezu genialen Schwätzern. Gegenüber seinem Kollegen Kurz brauchte er den Unmut nicht zu zügeln: »Ich kenne sogar einen Jüngling, der von sich behauptet hat, die Arbeitswelt daher zu kennen, dass er einmal während der Semesterferien sechs Wochen Taxi gefahren sei und von den Fahrgästen erfahren habe, wie dreckig es ihnen im Berufsleben ergehe.«
    »Ich gebe dir recht, August. Das sind die wirklich profunden Kenner der Realität, die uns einlullen und uns weismachen wollen, dass doch alles bestens laufe in diesem Land.« Kurz wollte das Thema nicht weiter vertiefen, weshalb er wieder zur Sache kam: »Sag mal, wer sind eigentlich die Getreuen, die er so um sich schart, dieser Bleibach?«
    Häberle zog ein Blatt mit handschriftlichen Notizen aus dem Buch. »Miriam Treiber, Rechtsanwältin aus Biberach, hat ihre Kanzlei in Ulm, 38 Jahre alt. Hat sich aber, so sagen die Kollegen aus Ulm, auf Schnüffeleien spezialisiert. Schimpft sich Detektivin.«
    »Oh«, staunte Kurz, »untreue Ehemänner und so.«
    »Nicht nur. Es heißt, sie kennt sich mit dem ganzen Internet-Kram aus. Schweinereien in irgendwelchen Chatrooms oder bei diesen sozialen Netzwerken wie Facebook und so.«
    »Kinderpornos?«
    »Eher nicht, sondern Richtung Heiratsschwindler, Betrüger und das große Geschäft mit Sex und Erotik mit allen Schattierungen und Vorlieben.«
    »Und neben dieser Treiber? Noch jemand?« Thomas Kurz wurde ungeduldig, versuchte aber, dies nicht zu zeigen.
    »Ja, einen … na ja, einen etwas ungewöhnlichen Typen. Lars Konarek. Offenbar so was wie Bleibachs Bodyguard. Ein Survival-Trainer.«
    »Survival – was?«, staunte Kurz.
    »Überlebenstrainer, sagt man wohl auf Deutsch. Einer, der durchgeknallte Manager ein Wochenende lang in der Wildnis schmoren lässt.« Häberle runzelte die Stirn. »In der Wildnis, wie sie unsere Alb halt zu bieten hat. Kann aber auch ganz schön rau sein. Ohne Proviant. Ganz auf sich allein gestellt. Feuer machen, im Zelt pennen, bei Wind und Wetter aushalten.«
    »So eine Art Dschungel-Camp oder was?« Kurz grinste und strich sich mit der rechten Hand über den Dreitagebart.
    »So etwa. Aber es sind nicht nur Manager, die sich fürs angekratzte Ego was beweisen wollen. Wie es heißt, sind’s auch naturverbundene Menschen, die mal im Einklang mit

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