Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
der geöffneten Haustür, als sie Angus schnellen Schrittes herannahen sah. Brian riss sich von ihrer Hand los und rannte seinem Vater entgegen, doch der ignorierte den Jungen. Er tat so, als habe er ihn gar nicht gesehen.
Mhairie wollte ihren Mann gerade fragen, was das zu bedeuten habe, als ihre Schwiegermutter an ihr vorbeistürzte und ihrem Sohn um den Hals fiel.
»Was hat der Inspektor gesagt? Glaubt er dir?«
Ein triumphierendes Lächeln glitt über Angus’ Gesicht. »Mach dir keine Sorgen, Mutter! Mich wird man nicht mehr behelligen. Ich war zur fraglichen Zeit in Milton. Und es gibt eine Zeugin, die das bestätigen wird.«
»Ach, das ist ja wunderbar. Es wäre auch zu schlimm, wenn du wegen dieses Makenzie-Packs Schwierigkeiten bekommen hättest.«
»Aber wer hat ihn dann umgebracht?«, bemerkte Mhairie laut und vernehmlich und auf die Gefahr hin, dass Angus wütend reagieren werde. Und doch empfand sie so etwas wie Erleichterung bei dem Gedanken, dass er offenbar nicht Artairs Mörder war. Sie fragte sich zwar, wer diese Zeugin wohl war, aber ihr war immer noch lieber, er war bei einer fremden Frau gewesen, als dass er Artair auf dem Gewissen hatte. Wer diese Frau auch immer sein mochte.
Angus aber drückte sich nun grußlos an ihr vorbei und schob seinen Sohn, der ihm im Weg stand, ebenso stumm beiseite.
Mhairie verschlug es den Atem vor Empörung. Warum behandelte er den Kleinen wie Luft?
»Kannst du einen Augenblick auf das Kind aufpassen?«, bat sie ihre Schwiegermutter und folgte Angus, ohne eine Antwort abzuwarten, ins Haus. Sie fand ihn oben in seinem Zimmer. Er saß auf dem Bett und schnürte sich gerade seine Ghillie Brogues auf. Die Schuhe glänzten vor Sauberkeit. Er blickte nicht einmal auf.
Mhairie stand eine ganze Weile stumm im Türrahmen. Erst als er ein fröhliches Lied pfiff, hielt sie es nicht mehr aus. »Angus? Warum bist du so zu ihm?«
Ihr Mann sah zu ihr auf. Seine Augen funkelten vor Hass. Genauso hatte er sie angesehen, als sie ihm vor drei Tagen im Flur begegnet war. Er aber antwortete ihr nicht, sondern fuhr fort, sein Liedchen zu pfeifen.
»Warum übersiehst du Brian plötzlich? Was hat er dir getan?«
»Verlange nicht, dass ich deinen Bastard liebe, du Hure.«
Mhairie starrte ihn entgeistert an. »Bist du verrückt geworden, Angus? Brian ist dein Kind, Angus, dein Sohn! Wie kommst du auf solche …«
Ehe sie sichs versah, erhob er die Hand gegen sie. Die schallende Ohrfeige nahm ihr die Luft.
»Dein Geliebter hat es mir selbst gestanden, bevor ich ihm das dreckige Maul für immer gestopft habe.«
»Aber dann hast du ihn ja doch …«, stammelte Mhairie fassungslos hervor.
Er schlug ihr erneut mit voller Wucht ins Gesicht. »Wasch dir das Blut ab! Es braucht keiner zu sehen. Ich bleibe dein Mann, bis du an deinem schlechten Gewissen verreckst. Ich verachte dich, aber ich werde dich eher umbringen, als dass jemals nach außen dringt, dass ich einen Makenzie-Bastard in meinem Nest habe. Er wird ein Munroy, denn er erbt den Titel, und wenn ich ihm etwas einprügeln werde, dann den Hass auf die Makenzies. Aber lieben werde ich ihn nicht.«
»Angus, das ist Irrsinn, so glaub mir doch …«
Er hatte erneut den Arm erhoben, als wolle er noch einmal zuschlagen, doch dann ließ er ihn schnaubend sinken und maß sie mit verächtlichen Blicken.
»Du hast mich nur geheiratet, damit dein Balg einen Vater hat, nicht wahr?«
»Ja … nein … aber es war ein Irrtum …«
»Hör auf, sonst schlage ich dich tot. Wie deinen Geliebten, der es mir hämisch entgegengeschleudert hat, dass dieses verdammte Kind ein Bastard ist.«
»Du hast es also wirklich getan? Du hast ihn umgebracht?«
Mhairie schluchzte verzweifelt auf. Dann spürte sie nur noch einen höllischen Schmerz in der Brust. Er hatte ihr einen Fausthieb verpasst. Ihrer Kehle entrang sich ein heiseres Röcheln.
»Halt dein Maul und wage nicht, es jemals wieder aufzureißen!«, herrschte er sie verächtlich an. »Ich würde dir deine Lügen aus dem Leib prügeln, wenn dort nicht mein Fleisch und Blut wachsen würde. Ich werde dich nie wieder anrühren. Du ekelst mich, aber ich erwarte von dir, dass du mir nach außen eine gute Ehefrau bist und beide Kinder zu Munroys erziehst.«
»Aber du sagst doch, es gibt Zeugen.« Mhairie biss sich auf die Lippen. Sie wollte vor diesem Tier in Menschengestalt keine Träne vergießen.
»Sogar eine zuverlässige Zeugin, die jeden Meineid schwören würde, wenn ich mich
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