Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
noch einmal zu ihr ins Bett lege wie am Sonntagnachmittag. Schneller konnte ich kein Alibi bekommen als von der willigen Anwaltswitwe.« Er stieß ein teuflisches Lachen aus.
»Senga?«
Angus war bedrohlich nahe auf sie zugetreten. »Hast du etwas dagegen?«
»Nein, tu, was du willst. Behandle mich meinetwegen wie den letzten Dreck, aber unser Kind nicht. Brian ist dein Sohn …«
Mhairie fühlte erneut einen brennenden Schmerz auf der Wange und geriet ins Taumeln, doch sie konnte sich gerade noch am Schrank festhalten. Sie verspürte ein schmerzhaftes Ziehen und hielt sich stöhnend den Bauch.
»Wenn du mein Kind verlierst, dann ergeht es dir wie diesem Makenzie!«, brüllte Angus, bevor er festen Schrittes zur Tür ging.
Noch einmal nahm Mhairie ihren ganzen Mut zusammen und stellte sich ihm in den Weg.
»Ich hätte dich niemals geheiratet, wenn ich gewusst hätte, dass Artair noch lebte. Du hast mich belogen. Schwinge du dich nicht auf, mich eine Lügnerin zu nennen. Du bist nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Mörder. Aber Brian ist dein Kind!«
Einen winzigen Augenblick lang schien Angus verblüfft darüber, dass sie ihm so mutig entgegentrat, doch dann stieß er sie hart beiseite.
»Ich war zu verliebt in dich, ich wollte dich um jeden Preis. Deshalb war ich so blind, nicht zu erkennen, dass du mich nur benutzt hast. Aber noch einmal falle ich nicht auf dich herein. Und glaube mir, ich verfluche den Augenblick, da ich Artair zum ersten Mal habe sterben lassen. Ich habe dir die Wahrheit sagen wollen, aber genau in dem Augenblick hast du gesagt, dass du meine Frau werden willst. Und da habe ich die Gelegenheit ergriffen. Hätte ich dich doch bloß aus deinem Haus geworfen und dich mit deinem Wechselbalg zu diesem verdammten Makenzie in die Hölle geschickt. Doch wer weiß …, wenn du es mir damals gestanden hättest, als ich dich noch angebetet habe wie eine Göttin …, vielleicht hätte ich dich trotzdem geheiratet, aber so …« Er spuckte vor ihr auf den Boden. Dann legte er die Stirn in Falten. Ihm schien etwas Wichtiges eingefallen zu sein.
Mhairie betete, er möge doch begreifen, dass er gerade dabei war, sein eigen Fleisch und Blut zu verteufeln. »Er ist dein Sohn. So glaub es mir doch!«, flehte sie ihn ein letztes Mal verzweifelt an.
Er aber musterte sie mit eiskaltem Blick. »Ich will das Geld, das ich dir damals gegeben habe. Es gehört mir … und die Collane.«
Der Boden unter Mhairies Füßen geriet gefährlich ins Wanken. Sie musste sich an der Wand festhalten.
»Nein«, sagte sie leise. »Nein.«
Angus packte sie unsanft an beiden Armen und schüttelte sie. »Du willst mir das Geld also nicht freiwillig geben? Dann nehme ich es mir. Überleg es dir gut.«
»Das Geld kannst du haben. Die Collane nicht. Sie gehört den Makenzies«, erwiderte sie mit fester Stimme und hielt seinem Blick stand, aus dem die reine Mordlust blitzte.
»Du stellst Forderungen? Du?«
»Ich hole dir das Geld aus meinem Zimmer«, entgegnete Mhairie kalt und ging zur Tür.
»Ach ja, und bring mir den Brief mit, den du mir aus dem Sporran gestohlen hast!«, rief er ihr hämisch hinterher.
Mhairie erreichte ihr Zimmer mit letzter Kraft. Alles tat ihr weh, aber sie wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor ihm. Während sie das Geld aus der Truhe nahm, fragte sie sich, ob sie ihm nicht ins Gesicht schreien sollte, wie und wo sie Artairs Kind verloren hatte. Aber alles in ihr sträubte sich, diesem Mann, der ihr ohnehin nicht mehr glaubte, ihr tiefstes Geheimnis preiszugeben. Als sie den Brief sah, zögerte sie. Und wenn sie ihn nahm und dem Inspektor übergab? Würde man nicht angesichts dieses Schriftstückes an der Glaubwürdigkeit jener Zeugin zweifeln? Doch in diesem Augenblick fiel ihr ein, dass Angus und der Inspektor alte Freunde waren. Wahrscheinlich würde dieser Brief ebenso seltsam verschwinden, wie plötzlich sein Alibi aufgetaucht war. Und wollte sie wirklich, dass der Vater ihrer Kinder im Gefängnis endete?
So aufrecht wie möglich schritt sie zurück und überreichte Angus Brief und Geld.
»Und jetzt die Collane!«
Mhairie aber verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. »Wie ich dir bereits sagte – ich habe sie verloren.«
»Du verlogenes Weibsbild, du! Jetzt hast du wenigstens kein Geld mehr, um dich aus dem Staub zu machen. Und eines sei dir sicher. Wenn du verschwindest, nach dir kräht kein Hahn, aber meine Kinder wirst du nie und nimmer bekommen.«
Mhairie wurde
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