Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Anziehung, die er auf sie ausübte. O Lili, du darfst nicht so von ihm schwärmen!, ermahnte sie sich streng.
»Was führt dich wirklich hierher? Willst du uns noch einmal persönlich zu deiner Hochzeit einladen?«, fragte er mit leicht spöttischem Unterton, während er ihr ein Glas Whisky einschenkte.
Die Frage verwirrte Lili. »Ich glaube, Niall würde das nicht gern sehen, wenn ihr zum Fest kämt. Er ist nicht gut auf euch zu sprechen. Ich werde euch dafür umso mehr vermissen.«
Statt beleidigt zu reagieren, lachte Dusten sein herzerfrischendes Lachen und kippte seinen Whisky in einem Zug hinunter. Als er ihr verdutztes Gesicht sah, wurde er ernst. »Ach, Lili, weißt du es denn gar nicht? Natürlich wurden Großmutter und ich ausdrücklich zur Hochzeit eingeladen, und es wäre unverzeihlich, wenn wir absagten. Niall rechnet mit uns.«
»Aber ich dachte, er sei böse auf seine Großmutter wegen …« Sie stockte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie die Hochzeitsvorbereitungen voll und ganz Lady Caitronia und Niall überlassen hatte. Sie hatte nicht einmal darum gebeten, die Denoons einzuladen. Bei dem Gedanken erschrak sie.
»Du meinst, weil Blaan Makenzie an Hogmanay aufgetaucht ist?«
Lili nickte abwesend.
»Du hast recht. Das lastet Niall Großmutter an, obwohl sie doch gar nichts dafür kann. Er hat seitdem nicht ein einziges Mal nach Großmutter Mhairie gefragt, geschweige denn sie besucht. Trotzdem wünscht er ausdrücklich unsere Anwesenheit. Weißt du, nach außen hin sollen wir eine heile Familie abgeben. Ihm ist es sehr wichtig, was die Leute über die Munroys denken. Fast ebenso wichtig wie ein tadelloser Ruf ist der Zusammenhalt der Familie nach außen. Dass es mit beidem nicht so weit her ist, wird erfolgreich verdrängt. Hinter diesen Mauern mag geschehen, was will, es darf nur nicht nach außen dringen. Wie die arme Caitlin, die keinem sagen durfte, dass sie eine …« Dusten unterbrach sich hastig und rollte mit den Augen.
»Was wolltest du sagen?«, fragte Lili. Sie war jetzt wieder ganz auf Dusten und seine Worte konzentriert, und blickte ihn herausfordernd an.
»Sie war eine Makenzie. Doch das durfte sie keinem verraten, nachdem sie davon erfahren hatte, als sie längst Nialls Frau war … Ach, vergiss die ganze Sache! Niall wünscht nicht, dass darüber geredet wird. Du weißt ja, dass ich den Mund halten soll, aber ich bin so zornig auf meinen selbstgerechten Cousin …« Er unterbrach sich. »Verzeih, ich darf mich in deiner Gegenwart nicht so über deinen zukünftigen Ehemann echauffieren.«
»Schon gut. Ich werde ihm das bestimmt nicht verraten«, versprach Lili und fügte in Gedanken hinzu: Und erst recht nicht, dass ich selbst eine Makenzie bin. Doch dann spürte sie Dustens forschenden Blick auf ihrem Gesicht. Er wundert sich wahrscheinlich, dass ich keinerlei Reaktion auf seine Enthüllung zeige. Ich muss doch erstaunt tun, dass Caitlin eine Makenzie war, dachte sie.
»Wie tragisch!«, rief sie in gespieltem Entsetzen aus.»Niall wusste also nicht, dass er mit einer Makenzie verheiratet war? Diese Clans hassen einander doch wie die Pest.« Sie hoffte, dass es überzeugend klang. Schließlich konnte sie ihm schlecht gestehen, dass sie das bereits aus Caitlins Tagebuch wusste.
»Ja, ja, das war wirklich schrecklich, vor allem für die arme Caitlin, die gar nicht wusste, wie ihr geschah.«
Lili aber wollte rasch das Thema wechseln. Zu groß war ihre Sorge, dass sie Dusten die ganze Wahrheit anvertrauen könnte. Auch das Geheimnis ihrer eigenen Herkunft …
»Ich … ich freue mich übrigens sehr, dass ihr die Einladung annehmt«, stammelte sie. »Ohne euch käme ich mir völlig verlassen vor. Aber heute wollte ich wirklich nur auf einen Sprung bei Großmutter Mhairie vorbeischauen.«
Dusten seufzte. »Sie schläft, und es geht ihr nicht gut seit Hogmanay, aber das interessiert die Sippe kaum. Es ist lieb von dir, dass du dich auf den Weg gemacht hast, obwohl es sicher nicht im Sinne meines werten Vetters ist …« Er hielt inne und musterte seinen Gast durchdringend. »Was ist mit dir? Du bist so ernst. Hast du Kummer?«
Es war Lili geradezu unheimlich, dass Dusten offenbar bis in die Tiefen ihres Herzens blicken konnte. Stockend schilderte sie ihm in allen Einzelheiten ihre Begegnung mit Craig und seiner Frau.
Dusten machte eine wegwerfende Geste. »Scher dich nicht um die beiden! Sie sind arme Teufel.«
»Wenn sie Niall verraten, dass ich auf dem Weg zu
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