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Murats Traum

Murats Traum

Titel: Murats Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaden
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gemacht?»
    «Willst du das wirklich wissen?»
    Ich nickte benommen, war mir nicht sicher. Dass er so offen von sich sprach, machte mich irgendwie hilflos. Und wach gelegen hatte ich schließ lich selber ...
    «Ich dachte, ich muss dich irgendwie aus meinem Kopf kriegen. Ich bin runter in den nächsten Darkroom und hab mich ficken lassen, zwischendurch immer Kaffee und Sekt.»
    «Hat es geholfen?»
    Er zuckte mit den Achseln.
    «Und als wir am Morgen nicht aufgetaucht sind? War das nicht die Lösung?»
    «Das dachte ich auch im ersten Moment. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Gut so, sei froh! Von wegen. Es wurde nur schlimmer. Ich kriegte Panik, dass ich dich nie wiedersehen kö nnte. Ich habe wirklich versucht, dass es vorbeigeht. Tat es aber nicht. Dann habe ich in die Liste geschaut, und den Rest kennst du.»
    War ich froh, dass unser Essen kam! Für einen Moment kehrte noch einmal dieses beklemmende Gefühl zurück, in irgendwas reinzugeraten. Doch dann sah ich Philipp, wie er zu mir rüberschaute, als könnte ich ihn auslachen. Und dabei lächelte er wieder so trotzig. «Mahlzeit», sagte ich und nahm meine Gabel. Besonders voll war der Teller nicht, verloren lag in der Mitte Fleisch mit Soß e, am Rand drängten sich schüchtern ein paar exotische Gemüsereste zusammen. Aber das passte, denn mein Hunger hielt sich in Grenzen. Draußen schlenderten zwei Männer um die Dreißig vorbei, die sich an den Händen hielten und durch die Scheibe zu uns herein lächelten. Ich blickte rasch weg.
    Philipp bestellte mir ein neues Bier, seine Flasche war noch halb voll. Er schien auch wenig Appetit zu haben. «Tut mir leid, wenn ich mit meinem kleinen Drama ü ber dich herfalle. Ich will dir nicht auf die Nerven gehen.»
    «Schmeckt gut», sagte ich und blieb in Deckung. Kaute. Trank. «Und was dein Drama angeht, hoffe ich mal, dass ich dich nicht enttäusche.»
    Philipp sah aus, als hoffte er dasselbe.
    Wir aßen schweigend unsere Teller leer, hielten uns damit auf. Keiner wusste, wie es weitergehen sollte. In der angespannten Stille spürte ich plötzlich, dass ich Philipp wollte. Jetzt konnte ich es zugeben, zumindest vor mir selbst. Ein vö llig neues Gefühl. Ich hatte immer Sex gewollt, so lange ich zurückdenken kann. Ich hatte an Schwänze gedacht, an Schenkel, an Votzen und Ärsche, an Münder. Ich hatte mir jede Stunde vorgestellt, was sich alles mit ihnen anstellen ließ. Und ich hatte es angestellt, das Meiste davon jedenfalls. Aber das war anders gewesen. Es war dabei nie um einen bestimmten Menschen gegangen. Einen Jungen. Einen Mann. Philipp.
    Der Kellner räumte ab.
    «Ich kenne noch eine Bar in der Nä he», sagte Philipp. «Magst du? Oder wir können auch zu mir.»
    «Zu dir», sagte ich sofort.
     
    Ich hatte es geahnt. Er wohnte nur zwei Straßen weiter. Seine weite Hose war aus demselben hellen Leinen wie die Weste. Flache Tennisschuhe, und obwohl er ein paar Zentimeter größer war, lief er so leicht neben mir her. «Hier wohne ich» , sagte er. Das Haus leuchtete frisch renoviert, ein protziger Gründerzeitkasten, Säulen, Erker. Im Hof war ein moderner Fahrstuhl angebaut worden, ein enger Glaskasten, der mit uns nach oben glitt. Wir standen dicht zusammen, ohne uns zu berühren. Mein Schwanz wurde so steif, dass es wehtat. Vierte Etage. Im Treppenhaus roter Kokosteppich, die hohe alte Wohnungstür war abgebeizt. Ich strich über die Maserung des Holzes. «Willkommen», sagte er heiser und machte die Tür hinter uns zu.
    Wir umarmten uns. Ich schob ihn an die Wand. Er presste seinen Schoß gegen mich. Wir kü ssten uns mit geschlossenen Augen, ich weiß nicht, wie lange, und ich fühlte seinen harten Schwanz unter dem Sommerstoff seiner Hose. Die Knöpfe seiner Weste rissen ab, er ließ das Ding einfach auf den Boden fallen und küsste mich wieder, seine Zunge in meinem Mund. Ich umschlang Philipps nackte Schultern. Sein Körper fühlte sich geschmeidig und verletzlich an.
    «Was willst du?», keuchte er. « Für dich mach ich alles.»
    «Still. Sei still.» Ich drehte ihn um. Er stützte sich an der Wand ab, seine Stirn auf den Armen. Ich drückte mein Gesicht zwischen seine Schulterblätter, in diesen einzigartigen Geruch aus Bodylotion und Philipp, und er hielt still und wartete – er gehörte mir. Seine Muskeln waren wie warme Polster. Ich küsste seinen samtigen Nacken und streichelte seine Hü ften, seine Brust mit diesem Streifen weichen Flaums.
    Philipp drängte zu mir nach hinten.

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