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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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irische
Niederlassung eines multinationalen Konzerns. Sie entwickeln einen 3D-Simulator
für eine Ölbohrfirma oder schneidern passgenaue Software für eine Topagentur
aus dem Bereich Arbeitsvermittlung.«
    Wir
lachten beide, obwohl ich mir nicht sicher war, wovon sie überhaupt redete.
»Eins kann ich Ihnen versichern, Charles. Sie werden sich bei uns nie
langweilen. Wir wollen, dass Sie Ihre Talente bis zum Limit weiterentwickeln -
das wirft erstens ein gutes Licht auf uns, und
zweitens verdienen wir dann alle mehr
Geld.«
    Wir
lachten wieder. »Aber jetzt mal ernsthaft«, sagte sie und rutschte etwas auf
ihrem Stuhl vor. »Was ich sagen will, ist Folgendes ... Ohne Sie gibt es keine
Agentur namens Sirius Recruitment. Obwohl ich der Chef dieses Unternehmens bin,
sage ich doch immer wieder: Ich arbeite
für Sie.« Gemma nippte an ihrem Mokkachino
und leckte sich den Schaum von den Lippen. Ich stellte mir vor, dass ich eine
Affäre mit Gemma hatte und Bryan hemmungslos weinend in seinem Saab kauerte.
»Manche Leute glauben, dass man so kein Geschäft führen kann. Sie sagen, wir
sind naiv, wir hängen einer Utopie nach. Aber wir sagen, die
Zukunft ist Utopie. Und unser Geschäft ist es,
die Zukunft zu bauen. Die Veränderungen, die wir überall in dieser Stadt sehen,
die neuen Autos, die neuen Hotels, die Restaurants und Sushi-Bars, sie schulden
ihre Existenz der Revolution der Technologie - Leuten wie Ihnen und mir. Wir
prophezeien, dass bald alle so arbeiten wie wir.«
    Sie warf
ihr glattes schwarzes Haar zurück und faltete die Hände. »Genug jetzt der
Eigenwerbung. Verraten Sie mir eins, Charles, warum sind Sie ausgerechnet zu
uns gekommen?«
    »Bitte?«
    »Warum
haben Sie sich für Sirius Recruitment entschieden?«
    »Oh.« Ich
hatte gerade darüber nachgegrübelt, was ich tun würde, wenn die wunderschöne
Empfangsdame das zwischen mir und Gemma herausfände - verdammt kompliziert. »Na
ja, hauptsächlich wegen dem, was in Ihrer Anzeige steht. Das mit dem Trott, in
dem man drinsteckt und so. Ich hab die Schnauze gestrichen voll.«
    Sie nickte
aufmunternd und bedeutete mir, dass ich fortfahren solle.
    »Na ja,
ich meine, Tatsache ist...«, sagte ich. »Tatsache ist...«
    Tatsache
war, dass ich mir nicht sicher war, wie viel ich ihr erzählen sollte. Doch
dann blickte ich in ihre kühlen grauen Augen, und plötzlich sprudelte alles aus
mir heraus: Mrs Ps blinde Passagiere, Bels Theatergruppe, dass Mutter Fremde
in mein Zimmer lässt, Boyd und die Stewardessen, dass ich bei Frank wohnte.
»Und Frank ist ja nur die halbe Geschichte«, sagte ich. »Dieser andere
Bursche, Droyd, das ist erst was. Gestern, zum Beispiel, da hat er im Ofen seine
Sachen getrocknet, obwohl ich ihn freiheraus gebeten hatte, es nicht zu tun.
Und jetzt riecht die ganze Wohnung nach Socken. Absolut unerträglich. Wenn ich
nicht was Eigenes finde, weiß ich nicht, was ich tue. Ich hab schon einen
Nesselausschlag. Sie sehen, es ist wirklich wichtig, dass ich sofort mein Stück
vom Kuchen bekomme.«
    Gemma
bedachte das schweigend. Dann sagte sie langsam: »Das sind alles sehr gute
Gründe, Charles. Weil man seine Arbeit nicht von seinem Privatleben trennen
kann, hab ich Recht? Wie kann man erwarten, dass jemand seine persönlichen
Gaben und Neigungen ausschöpft, wenn er bei Fremden auf dem Boden schlafen
muss?«
    »Das frage
ich mich auch«, sagte ich.
    »Keine
Panik, das ist jetzt das Wichtigste«, sagte Gemma. »Bei uns betteln buchstäblich
tausende von Unternehmen um intelligente junge Computerfachleute wie Sie. Wir
müssen lediglich Ihren Werdegang mit einem passenden Geschäftsprofil zur
Deckung bringen. Verschwenden wir also keine Zeit mehr, sondern ...« Sie
klappte das Formular auf und klappte es mit besorgtem Gesichtsausdruck gleich
wieder zu. »Sie hatten nicht zufällig übersehen, Charles, dass dieses Formular
vier Seiten umfasst?«
    »Nein«,
sagte ich.
    »Mir fällt
auf, dass Sie eine Menge Rubriken ausgelassen haben.«
    »Das
meiste brauchte mich nicht zu kümmern«, erläuterte ich.
    »Oh«,
sagte Gemma. »Gut. Es gibt ja auch wirklich keinen Grund, warum Sie diese
langweiligen Formulare ausfüllen sollten, wir können das ja auch so ... Okay,
hier steht, dass Ihr Hauptfach auf dem College Theologie war.« Sie schaute
auf. »Das war doch sicher faszinierend!«
    »Ja«,
sagte ich zögernd. »Eigentlich war das Vaters Idee. Theologie war das einzige
Fach im Trinity College, wo sie mich genommen haben, und der Plan war, dass
ich

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