Murray, Paul
eine Lagerhalle. Wenn du
willst, ruf ich ihn an. Netter Bursche, und die Bezahlung ist...«
»Ja klar,
sicher, Arbeit«, sprudelte es aus mir heraus. »Warum nicht einfach eine Arbeit
annehmen und meine Seele an den Meistbietenden verhökern, dann ist jeder
zufrieden. Wenn du mich fragst, wirft es ein verdammt armseliges Licht auf
unsere so genannte Gesellschaft, dass ein Mann heutzutage nur überleben kann,
wenn er seine Ideale, seine Träume, seine
ganze Identität opfern muss...«
»Genau«,
pflichtete Frank mir bei. »Genau so ist es. Wie mein alter Herr immer gesagt
hat: Umsonst ist der Tod.«
»Moment!«
Plötzlich sprang mir eine Anzeige in der Zeitung ins Auge. »Hier!« Ich faltete
die Seite zusammen und hielt sie ihm hin. »Bringt
Ihr Job Sie ins Grab? Warten Sie noch immer auf Ihr Stück vom Kuchen?«
»Wo?«
»Da! Das
Foto mit dem Friedhof und der Torte.«
»Ah ja,
hab's.«
»>Sind
Sie es leid, dass Ihre Freunde Karriere machen und Sie immer noch im alten
Trott stecken? Dublin boomt, jeder kann dabei sein! Wenn Sie Ihr Stück vom
Kuchen wollen ... Sirius
recruitmenTS Irlands Premiumspezialist für IT, Multimedia und E-Business-Lösungen.
Kontaktieren Sie uns jetzt! Warum noch mehr Zeit verschwenden? Rufen Sie uns
an! Die Party steigt jetzt !<« Mit leicht geschwellter Brust nahm ich die Zeitung
herunter. »Na, alter Junge, das wär's dann wohl. Da hast du deine Antwort. Grüß
mir die Lieben vom Broadway, wenn du sie triffst.«
»Tja, aber
das ist doch alles so Computerkram, Charlie, oder nicht?«
»Was?«
»Na ja, IT
und Multimedia und so was.«
»Na und,
wenn schon. Ich bin doch kein Schwachkopf, oder? Ich war auf dem College,
multimediasieren und so, das lerne ich einfach. Außerdem ist das doch bloß
Anzeigenjargon. Das heißt nichts weiter, als das: Die Leute wollen mit diesem
Power-Spirit, mit Unternehmergeist, so einen wie mich. Ich geh da auf jeden
Fall mal hin.«
»Genau,
und wenn's nicht hinhaut, kann ich ja immer noch meinen Kumpel anrufen...«
»Ja, ja,
danke, glaubst du etwa, ich will in so einem dunklen Grab von Lagerhalle
sitzen, während all meine Freunde Karriere machen und Bel in ihren bunten
Theatersphären rumschwebt?« Ich nahm mir ein Dosenbier aus dem Kühlschrank.
»Ich muss endlich an mich selbst denken. Ich kann nicht die besten Jahre meines
Lebens auf anderer Leute Fußboden schlafen.«
»Jawoll,
du brauchst deine eigene Wohnung«, pflichtete Frank mir bei.
»Nur zu
gern würde ich zurückkehren in meine alte Wohnung ... in mein Haus.«
Emphatisch knallte ich die Dose auf den Tisch. »In einer idealen Welt wäre dies
selbstredend keine Frage. Aber Bel wollte ja dieses groteske Theater. Niemand
kann von mir verlangen, dass ich aufhöre, mein eigenes Leben zu leben, dass ich
abwarte, bis dieser Theaterunfug den Bach runtergeht.
Ich muss das Haus hinter mir
lassen und mein eigenes Stück vom Kuchen einfordern. Ich bin jetzt ein Mann,
der auf eigenen Beinen steht. Grüß mir die Lieben vom Broadway.«
»Hast du schon mal gesagt, Charlie.«
»Und das mein ich auch.«
Acht
das trinity college, wo ich
kurz die Klingen mit der höheren Bildung gekreuzt hatte, lag genau im Herzen
Dublins, und da ich dort die meiste Zeit damit verbracht hatte, mich vor den
Vorlesungen zu drücken, um mit Hoyland Krocket zu spielen oder in den Straßen
zu flanieren, kannte ich mich in der Innenstadt ziemlich gut aus. Die Gegend
war wie ein alter Schuh - behaglich und etwas schäbig in der es hauptsächlich
kleine, schmuddelige Esslokale gab, drittklassige Kaufhäuser und schmierige
Pubs, die von schrundigen alten Männern frequentiert wurden. Damals hatte meinesgleichen
nur darüber geredet, wohin man nach dem Abschluss emigrieren würde. Dublin war
in jenen Tagen nicht die Art von Aufenthaltsort, wo man hängen zu bleiben
gedachte, nicht, wenn man auch nur etwas Elan oder Ehrgeiz hatte. Ich sage »in
jenen Tagen«, obwohl das erst ein halbes Dutzend Jahre zurücklag. In der
Sekunde, als ich aus dem Bus stieg, war klar, dass sich alles verändert hatte.
Frank
hatte Recht gehabt. Wohin man auch schaute, überall wurde aufgegraben,
umgebaut, abgerissen. Die baufälligen Läden und Gaststuben waren verschwunden;
an ihrer Stelle standen extravagante Cafés, Designerläden, die minimalistische
Möbel aus Chrom, Couturiers, die den allerletzten Schrei aus Paris oder London
feilboten. Schilder mit der Aufschrift »Aushilfe gesucht« hingen in jedem
Fenster; in den Straßen wimmelte es
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