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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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dahinter ist alles voll mit Doughnutschachteln,
Pepsiflaschen und verdreckter Unterwäsche. Drinnen finden sie Ruprecht vor,
der den ersten von drei Tagen Unterrichtsausschluss offenbar damit zubringt,
mit geschlossenen Augen auf dem Bett zu liegen. Am Kleiderschrank lehnt das
Waldhorn wie ein Betrunkener kurz vor dem Abkippen, randvoll mit
Snickers-Verpackungen. Auf dem Boden sitzt Ruprechts Zimmernachbar Edward
»Hutch« Hutchinson und starrt wie gebannt auf den Computerbildschirm, wo ein
gigantischer, blauroter Dildo rhythmische Vorstöße in eine penibel enthaarte
Vulva unternimmt.
    »Die Sache ist die« - weiter kommt Geoff Sproke nicht.
Jedes Mal, wenn er den Kopf zur Seite dreht, hat er eine überdimensionale
Klitoris in Nahaufnahme vor sich, das lenkt doch sehr ab. Er hustet betont,
stellt sich anders hin und versucht es aufs Neue. »Ich würde mal sagen, wir
sehen es so, dass wir alle eine Menge Arbeit in die Sache gesteckt haben, und
es wäre doch eine Schande, wenn das alles umsonst gewesen sein soll, oder was
sagst du dazu?«
    Ruprecht sagt nichts dazu, lässt nicht mal erkennen, dass
er auch nur ein Wort davon gehört hat. Geoff sieht kopfschüttelnd zu Jeekers
hin, der einigermaßen zögerlich vortritt.
    Jeekers befindet sich, was die Angelegenheit betrifft, in
einer Art Gewissenskonflikt. Einerseits, ja klar, hat Geoff recht, er hat für
dieses Konzert hart gearbeitet, und die Chance, statt wie sonst bloß alle zwei
Monate mit den Zwischenzeugnissen diesmal in aller Öffentlichkeit zu glänzen -
seine Eltern haben schon jetzt Karten für sich und ihre gesamte, weitläufige
Verwandtschaft gekauft -, auf so eine Gelegenheit zu verzichten wäre einfach
jammerschade. Andererseits kommt die seltsame Apathie, die Ruprecht befallen
hat, Jeekers sehr zupass. Nachdem er sich eine Ewigkeit in Ruprechts
ausladendem Schatten abgemüht hat, mit stundenlangen, minutiösen Vorbereitungen
auf jede Klassenarbeit, in der Hoffnung auf einen einzigen, winzigen Sieg, den
nur er zu schätzen wüsste, und Ruprecht ihn jedes Mal mit links vernichtend
geschlagen hat, ist Jeekers nun offiziell der Beste des Jahrgangs, und das
schmeckt genauso süß, wie er es erwartet hat. Das Lob des kommissarischen
Direktors, auf die Rückseite seines Zwischenzeugnisses gekritzelt, die
neidischen Blicke von Victor Hero und Kevin »What's« Wong, und Dad, der mit
stolzgeschwellter Brust beim Abendessen ruft: »Mehr Karotten! Mehr Karotten
für den Besten!« - so sehr er Ruprecht mag, das will er nicht gleich wieder
aufgeben.
    Statt darum alles an Wortgewandtheit aufzubieten, was er
im Debattierclub gelernt hat, sprich, an Ruprechts Liebe zur Kunst zu
appellieren, ihm vor Augen zu halten, dass Menschen wie Jeekers und Ruprecht
verpflichtet sind, dieses Höhere im Leben zu erhalten und vor den
Neandertalern rings um sie her zu bewahren - stattdessen sagt er, nach
ausgiebigem Räuspern, lediglich: »Unsere Eltern kommen alle zu dem Konzert, und
die sind garantiert ziemlich sauer, wenn wir nicht spielen. Ich weiß, du bist
eine Waise, aber versuch dir doch mal vorzustellen, wie das für uns ist, wenn
unsere Eltern sauer auf uns sind, bloß weil du nicht mitspielen willst.« Dann
tritt er einen Schritt zurück und hebt mit einem Blick Richtung Geoff zufrieden
die Schultern. Ruprecht bleibt starr und steif liegen.
    In heller Verzweiflung heftet Geoff den Blick auf Dennis.
»Was ist?«, fragt Dennis.
»Kannst du
nicht noch irgendwas zu ihm sagen?«
    »Warum sollte ich was zu ihm sagen? Ich will sowieso nicht
bei diesem läppischen Konzert mitmachen. Mir tut er damit einen Gefallen.«
    »Es geht doch nicht bloß um das Konzert, es ...« Geoff
gerät ins Stocken - Dennis und Aufrichtigkeit vertragen sich ungefähr ebenso
gut wie Salz und Nacktschnecken. »Also, ich hab mir nur gedacht, wenn du dich
vielleicht bei ihm entschuldigst, vielleicht hilft das was.«
»Mich
entschuldigen?« Dennis ist baff. »Wofür?«
    »Für die ganze Sache mit Optimus Prime. Und für all das,
was du gesagt hast.«
    »Ich wollte ihm doch nur helfen«, wendet Dennis ein. »Damit
er sich nicht mehr wie so ein saudummes Arschloch aufführt.«
    Geoff presst den Mund zusammen. »Und wieso bist du dann
überhaupt mit hierhergekommen?«
    Dennis zuckt mit den Achseln. Das weiß er selbst nicht so
genau. Um Ruprecht so tief gesunken zu sehen, der Hülle seines Genies
beraubt, sein wahres Ich - eine groteske, schwabbelig sich windende Larve -
allen offenbart? Um alles, was Dennis im

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