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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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- so, so, Jack Flaherty, du alter
Schweinepriester! Wie geht's dir, Big Boss? Wie läuft's so mit der Petrochemie?
Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, mit euch ginge es den Bach runter ... ha,
ha, natürlich nicht, hör zu, wir veranstalten hier am Samstag eine kleine Sause
...« Der Stuhl dreht sich von ihm weg. Titch steht einen Moment da wie bestellt
und nicht abgeholt, bis er merkt, dass Bruder Jonas ihn vom anderen Ende des
Raums fixiert.
    »Was bekümmert dich, mein Kind?«, fragt er mit seiner weichen,
schwülwarmen afrikanischen Stimme.
    Titch sieht zu dem kleinen schwarzen Mann und dann zum
Automator hin, der mit den Füßen auf dem Schreibtisch fröhlich weiterquasselt.
»Nichts, Bruder, es ist nicht wichtig.« Dann verlässt er das Büro. Wenn sie
nicht auf ihren Conferencier hören wollen, bitte sehr. Werden schon sehen, was
sie davon haben.
    Nicht Dennis, Jeekers: Der, so hatte Geoff gedacht, würde
am schwersten wieder an Bord zu bringen sein; insgeheim hat er sich gefragt, ob
Ruprecht den ganzen Rattenschwanz mit den Seanceexperimenten nicht besser
unerwähnt lassen sollte, wo Jeekers doch immer so kreuzbrav ist und es nicht so
mit Seanceexperimenten hat, vor allem nicht, wenn seine Eltern dabei zuschauen.
    Doch zu Geoffs Verwunderung hat sich Jeekers sofort mit
allem einverstanden erklärt - dass keiner davon wissen darf, schien ihm sogar
besonders zu gefallen, als hätte er bloß auf so ein Geheimunternehmen
gewartet, in das er sich stürzen kann. Wobei das nicht heißt, dass die Proben
wie geschmiert laufen. »Es klingt einfach
nicht richtig.«
    Die drei subalternen Mitglieder des Van-Doren-Quartetts
lassen zum x-ten Mal mit gequälten Mienen ihre Instrumente sinken. »Es klingt
so wie immer. Wie soll es denn
klingen?«
    Das ist es ja gerade: Ruprecht weiß es nicht. Mit trübem
Blick starrt er auf seine Notizen. Mathematische und musikalische Symbole
tanzen ihm sinnlos vor Augen, hüpfen wie Flöhe über das Blatt. Dem Gefühl nach
sitzen sie schon seit Jahren hier drin und spielen den Pachelbel, noch mal und
noch mal und noch mal, bis er ihnen auch in den Pausen in den Ohren klingt; weswegen
Dennis, als Geoff wieder davon anfangt, er wüsste nur zu gern, woran zum Teufel
ihn die Musik erinnert, ihm über den Mund fährt: »Du Schnarchtüte, sie erinnert
dich an sich selbst. An die
neun Trilliarden Male, die du sie schon gehört hast.«
    »Das ist es nicht, glaube ich.«
    »Vertrau mir.«
    »Also dann.« Ruprecht pocht mit seinem Taktstock auf den
Oszillator. »Versuchen wir's noch mal.«
    Sie versuchen es noch mal. Nach Geoffs Meinung - die,
okay, er ist nur der Triangelspieler, nicht gerade viel zählt, mit Sicherheit
nicht so viel wie die von Jeekers oder Dennis - hört es sich ziemlich gut an,
vor allem, wenn man bedenkt, dass ihnen vierzehn Tage Probezeit fehlen und
Ruprechts Waldhorn aussieht, als wäre es unter einen Lastwagen gekommen. Die
süßen, schwermütigen Töne umgleiten sie sacht, diu ... diii. .. diu ... diu ... bom
... bom ... - zum Kuckuck noch mal, Dennis liegt falsch, die Musik
erinnert ihn nicht an sich
selbst! Aber woran dann, verdammt? Es macht ihn wahnsinnig - oh, halt, jetzt
kommt sein Triangeleinsatz - (ping).
    »Stopp, stopp -« Ruprecht, mit gespitztem Ohr und so kraus
gezogener Stirn, dass sie einer Ziehharmonika gleicht, hebt die Hand.
»Was denn?«
Dennis ist kurz vorm Platzen. »Was ist jetzt schon wieder?«
    »Es klingt, als würde was fehlen«, sagt Ruprecht unglücklich und rupft an seinen
Haaren herum.
    Seitenblicke spinnen ein Netz im Raum. Die Zeit läuft aus.
    Diu ... diu ... diu
. .. diu ... denkt Geoff.
    »Vielleicht«, sagt Jeekers langsam, »sollten wir es
einfach so wie früher spielen.«
    Bom ... bom ... bom ... BOM ...
    »Weil, wir wissen
doch trotzdem, dass es für Skippy ist, und es gibt ja auch noch eine Ansprache

    » Bethani !«, schreit Geoff. Alle drehen sich zu ihm
um. »Oh, tschuldigung. Mir ist bloß grad aufgegangen, woran das Pachelbeldings
mich erinnert. An diesen Song von Bethani . Ihr wisst schon, der, den
Skippy immer gespielt hat? Nachdem er bei dem Mädchen war? Hört mal genau hin,
das ist dieselbe Melodie. Tschuldigung«, sagt er noch mal, als sich aus allen
Richtungen Blicke in ihn bohren, und dann: »Was ist?«
    Freitagabend in der Residenz. Die Residenz, so nennen sie
das hier alle und tun, als wäre es Wunder was für ein exklusives Hotel. Dabei
fühlt man sich da drin wie zum ödesten Horrorfilm aller Zeiten verdonnert;

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