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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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auf ihrer Suche noch wenigstens drei Meter weiterzukommen, bevor
die Mittagspause um ist. »Der Schild des Styx! Das ist doch genau der Witz
dabei, dass er einen über jeden reißenden Strom trägt!«
»Oh, super«,
sagt Mejisto. »Und wer hat den?«
    Allmählich sieht es so aus, als ständen die
unzertrennlichen Kameraden kurz davor, wenn schon nicht sich zu trennen, so
doch Dinge zu sagen, die sie später bereuen könnten - da fliegt die Tür auf,
und Ruprecht Van Doren stürmt herein. Es ist lange her, seit Geoff Ruprecht
irgendwo hat hereinstürmen sehen, aber es trifft ihn nicht völlig überraschend:
Ein kleiner Teil von ihm, so etwas wie ein inneres Amulett, hat immer gewusst,
dass sein übergewichtiger Freund eines Tages durch diese oder eine andere Tür
hereinplatzen würde, mit dem irren Glitzern eines Schweißfilms auf der Stirn,
der anzeigt, dass etwas im Busch ist. Wer hätte allerdings gedacht, dass seine
ersten Worte lauten würden: »Wir müssen Dennis finden, schnell!«
    Auf dem Weg zum Park erklärt Ruprecht ihnen seinen neuen Plan.
Das irre Glitzern war keine Täuschung: Das hier ist eine große, eine extrem große Sache, mit vielen komplizierten wissenschaftlichen
Details, bei denen Geoff praktisch von Anfang an nicht mehr mitkommt. Aber in
seiner Aufregung ist ihm das egal, weil es auf einmal wieder so sehr ist wie in
alten Zeiten; als sie über den Hügel zum See hinuntergehen, wo Dennis und seine
Raucherfreunde stehen und rauchen, sprudelt gespannte Erwartung in ihm hoch wie
eine leuchtend gelbe Vitamin-C-Tablette in einem Glas Wasser.
    Dennis' Freude über ihren Anblick hält sich jedoch
deutlich in Grenzen. »Was wollt ihr?«, sagt er.
»Hör dir das
an, Dennis. Ruprecht hat einen starken Plan!«
    »Kann mir gestohlen bleiben«, sagt Dennis, grabbelt eine
neue Zigarette aus seinem Päckchen und steckt sie sich in den Mund.
»Aber du
gehörst da dazu! Das ganze Quartett ist mit dabei!«
    »Ist mir egal!«, röhrt Dennis. »Lasst mich in Ruhe! Seht
ihr nicht, dass ich rauche?«
    »Ich glaube, wir könnten Skippy eine Botschaft schicken«,
sagt Ruprecht.
    Dennis wird kalkweiß und lässt sein Feuerzeug sinken.
»Was?«, sagt er.
    »Durch Musik«, erläutert Ruprecht. »Es deutet einiges
darauf hin, dass verschiedene Arten von Musik in den höheren Dimensionen
vernehmbar sind -«
    »Er will es mit seinem Wellenoszillator versuchen,
Dennis!«
    »Nein«, fährt Dennis ein Stück lauter dazwischen, »ich
meine, was zum Geier -?«
    In vollem Schwung gebremst, pliert Ruprecht unsicher zu
Geoff hinüber.
    »Skippy ist tot, Ruprecht.«
Die Worte dringen durch eine Wolke aus leichenblassem Rauch. »Hatten wir das
nicht schon?«
    Ruprecht setzt zu einer Erklärung über den historischen
Präzedenzfall an, kommt aber nicht weit. »Was zum Teufel ist bloß mit dir
los?«, fällt Dennis ihm ins Wort. Seine gespitzten Lippen sind das Einzige an
ihm, das nicht zittert. »Mit Skippy ist es aus, wieso kannst du ihn nicht
einfach in Ruhe lassen?«
    »Aber Dennis«, schaltet Geoff sich ein, »verstehst du, er
ist in den verborgenen Dimensionen, weißt du noch, so wie bei den Märchen im
Irischunterricht?«
    »Geoff, kapierst du wirklich, wovon er redet?« Dennis
sieht ihn an. »Ich meine, hast du auch nur einen Schimmer?«
    »Nein«, gibt Geoff zu.
    »Gut, dann sag ich's dir«, gibt Dennis zurück. »Es ist
Schwachsinn.«
    »Aber du hast es dir doch noch gar nicht angehört.«
    »Brauche ich auch nicht. War doch alles Schwachsinn, was
er uns bisher erzählt hat. Das Schloss am Rhein, der Privatlehrer, der für ihn
aus Oxford eingeflogen ist, das magische Portal. Märchen, hast es ja selbst
gesagt.« Er lässt seine Zigarette fallen und zertritt sie.
    Ruprecht sagt, mit starrem, verzweifeltem Blick: »Das hier
könnte tatsächlich funktionieren.«
    Dennis lacht. »Du lügst und weißt es nicht mal! Du weißt
ja nicht mal mehr, was stimmt und was nicht!«
    »Doch, das hier stimmt. Ich weiß es. Aber es muss morgen
Abend sein. Das Konzert ist unsere einzige Chance.«
    »Leck mich, Von Blowjob. Such dir einen anderen Deppen für
deinen schwulen Plan.« Dennis macht auf dem Absatz kehrt und marschiert zurück
zu Niall und den übrigen Rauchern.
    Geoff vergräbt das Gesicht in den Händen.
    »Bitte«, sagt Ruprecht.
    Dennis dreht sich um. »Du blödes Arschloch, was willst du
Skippy denn überhaupt sagen? Was gibt es noch, was du ihm nicht schon längst
hättest sagen können, wenn du nicht so schwer damit beschäftigt

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