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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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glanzvoll
er auch sein mag, auch Schmerz bedeutet, nicht nur wegen der Erinnerung an das,
was man zurückgelassen hat, sondern auch wegen der Geister all der parallel
verlaufenden Wege, die man nicht eingeschlagen hat und nun nie mehr einschlagen
wird ...
    Dann steht er auf und legt den Schalter um.
    Ein langer Augenblick verstreicht, zumindest scheint es
ihnen so, aber nichts tut sich. Doch als Dennis schon einen Triumphschrei
ausstoßen will, beginnt die Kapsel zu summen, und sehr schnell wird es heiß im
Raum. Geoff sieht Skippy an. Skippy sieht Geoff an. Mario fixiert das kleine
Display seines Handys, auf dem die Szene noch einmal im Miniaturformat abläuft,
wobei bis jetzt allerdings nichts zu sehen ist, man hört
nur dieses Summen, lauter und lauter und von Sekunde zu Sekunde auch weniger
gleichmäßig, mehr wie ein Rattern, dazu ein
besorgniserregendes Heulen und Rasseln ... Auch die Hitze nimmt sekündlich zu;
sie strahlt pulsierend von dem Kabel unter ihren Füßen aus und ist bald kaum
noch zu ertragen; es ist, als befände man sich in einer Sauna oder einem
Maschinenraum, in einer Maschine, ja, als befände man sich im Innern einer
Maschine. Schweiß rinnt von den Stirnen, und Skippy fragt sich allmählich, wie
gesund ein solcher Zustand ist. Er riskiert einen Blick zu Ruprecht hinüber,
der an seinen Fingerkuppen nagt und nervös die brummende Kapsel beäugt, und die
äußerst beunruhigende Ahnung überfällt ihn, dass sein Freund keinen blassen Schimmer hat, was er da tut. Plötzlich ertönt ein lauter
elektrischer Knall, ein grelles weißes Licht blitzt auf, als befänden sie sich
jetzt im Innern einer Glühbirne, dann wird es stockdunkel.
    Einen beängstigenden Moment lang ist die Dunkelheit
auch Stille, nur das Zischen des Escher-Kabels sagt Skippy, dass er sich noch
im Kellergeschoss und nicht in einem Schwarzen Loch befindet oder tot ist;
dann kommt irgendwo von rechts Ruprechts zitternde Stimme: »Kein Grund zur
Beunruhigung ... bitte, bleibt sitzen ...«
    »Du fetter Idiot!«, lässt sich Mario von links
vernehmen. »Willst du uns umbringen?«
    »Alles völlig normal ... kleiner Stromausfall ... nur
keine Panik ...« Geräusche, wie wenn sich jemand vom Boden aufrappelt, dringen
aus Ruprechts Region der Dunkelheit herüber. »Ich muss... der, äh, Limiter
scheint... einen Moment Geduld, bitte...« Der schmale Lichtstrahl einer
Taschenlampe erscheint und schwenkt durch den Raum, als Ruprecht sich zu
orientieren versucht. »Höchst sonderbar.« Er räuspert sich angelegentlich.
»Also, ich nehme an, was da passiert ist -«
    »Ruprecht - schau!«
    Der Lichtstrahl fährt herum, bleibt auf Skippys
entgeisterter Miene stehen und wandert dann weiter, in die Richtung, in die
Skippy zeigt: die offene Tür der Kapsel. Die Lichtellipse verharrt dort einen
Augenblick und sinkt dann, als Ruprechts Arme schlaff herabfallen, zu Boden.
    »Er ist weg ...«, flüstert Mario.
    Optimus Prime ist nicht mehr in der Krippe.
    »Ach, du Scheiße«, platzt Geoff heraus. »Dennis ist
auch weg!«
    »Ich bin hier«, ertönt eine schwache Stimme am anderen
Ende des Raums. Ruprecht richtet seine Schlüsselanhänger-Taschenlampe auf
einen Berg verstaubter Computergehäuse und Platinen, aus dem Dennis
hervorklettert.
    »Wie kommst du denn da rüber?«
    »Da war so eine Kraft...«, antwortet Dennis benommen
und schlingt die Arme um seinen Oberkörper. »Ich hab da gesessen und auf die
Kapsel geschaut, und auf einmal ... auf einmal ...«
    »Ruprecht«, sagt Skippy ruhig, »was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, flüstert Ruprecht kaum hörbar.
    »Wo ist Optimus Prime?«, will Geoff wissen. »Ist er
verdampft oder ...?«
    Ruprecht scheint selbst am meisten überrascht. Er
schüttelt den Kopf. »Wenn er verdampft wäre, müssten Spuren zu sehen sein«,
murmelt er, den Blick auf die leere Krippe gerichtet.
    »Das heißt...?« Skippy versucht die Lücken zu füllen.
    Ruprecht sieht ihn an, und ein Ausdruck reinster
Verzückung breitet sich über sein Gesicht. »Ich habe keine Ahnung«, sagt er.
»Ich habe keine Ahnung - nicht den Schimmer vom Hauch einer Ahnung!«
     
     
    Die anderen - nachdem sie sich so weit erholt haben,
dass sie wieder sprechen können - wollen auf der Stelle beim Fernsehen anrufen.
»Du hast gerade einen Roboter in eine andere Dimension teleportiert, Ruprecht!
Du kommst ins Fernsehen!« Doch Ruprecht besteht darauf, dass sie ihre Befunde
verifizieren, bevor sie irgendjemanden anrufen.
    »Ach, komm,

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