Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
Vom Netzwerk:
wandern gewölbte Hände zu den Ohren. »Pater wer?«
    »Wie war
das?«
    »Sprich
lauter, junger Mann!«
    »Wieso
schicken sie mich zur Beratung?«
    »Sie sind
dir auf die Schliche gekommen, Skippy«, stichelt Dennis und wackelt mit dem
Zeigefinger vor Skippys Nase herum. »Sie wissen Bescheid.«
    »Könnte
sein, dass sie einen Verdacht wegen Kondor haben«, sagt Ruprecht stirnrunzelnd.
»Skippy, wenn irgendwer fragt, ich war den ganzen Abend mit dir zusammen und
hab dir bei Mathe geholfen. Bleib ganz ruhig. Sie können nichts beweisen.«
    Nein? In
der Deutschstunde wird seine Unruhe immer stärker. Haben sie das mit ihm und
Lori spitzgekriegt? Vielleicht gefällt es ihnen nicht, dass jemand eine
Freundin hat? Er schickt ihr eine SMS, einfach um sich kurz zu melden, aber sie
antwortet nicht.
    »Mit >nicht< wird das Verb verneint«, sagt der
Lehrer. »>Ich brauche
nicht.< >Ich liebe nicht<. Schlagt das Deutschbuch auf. >Was hast du heute nicht gekauft, Uwe?< > Ich
habe ein Schnitzel für meine Mutter nicht gekauft!-«
    »Ich geb
seiner Mutter gleich ein Schnitzel.«
    »Mario,
von deinem Schnitzel wird nicht mal eine Maus satt.«
    Ich gehe
nicht Ich esse nicht Ich sehe nicht Ich höre nicht. Er hebt die Hand, weist den
Schrieb vor und darf gehen.
     
    Pater
Ignatius Foley hält einen Stift waagerecht zwischen den Zeigefingerspitzen und
betrachtet den Knaben, der ihm da zusammengesackt am Schreibtisch
gegenübersitzt. Nach einer langen, unangenehmen Ohrenoperation und der
entsprechenden Rekonvaleszenzzeit hat ihn ein Stapel Notfälle erwartet, und
dieses Bürschchen rangiert ganz oben. Ein blasses, schmächtiges Kerlchen,
sieht aus, als könnte es kein Wässerchen trüben, doch seine Schulakte spricht
von Verhaltensauffälligkeiten, Unaufmerksamkeit, Störaktionen, Erbrechen im
Unterricht und der Angewohnheit, für sich allein Frisbee zu spielen.
Schwierigkeiten kommen in den verschiedensten Gewändern daher - wer Jugendliche
schon so lange berät wie Ignatius Foley, dem ist das nichts Neues.
    »Weißt du,
warum du hier bist, Junge?« Pater Foley lässt ihn in den vollen Genuss seines
schallenden Baritons kommen. Der Junge schrumpft noch ein bisschen weiter
zusammen, starrt auf seine Daumen und nuschelt irgendwas. Pater Foley kneift
die Augen zusammen. Natürlich weiß er es. Hinter diesem unschuldigen Gehabe
verbirgt sich ein kleines Schlitzohr, das sich um die Regeln herumdrücken will.
Na, das soll er hier drin mal versuchen.
    Doch
zunächst einmal Hände falten und das freundliche, väterliche Lächeln
aufsetzen. Um dem Gegenüber die Befangenheit zu nehmen. »Nur keine Bange,
Daniel. Es will dir niemand an den Kragen. Dem kommissarischen Direktor ist
lediglich aufgefallen, dass sich deine Noten in jüngster Zeit verschlechtert
haben, und deshalb hat er mich gebeten, einmal zu schauen, ob ich etwas tun
kann.« Pater Foley erhebt sich. »Nun, wie wäre es, wenn du mir mit eigenen
Worten erzählst, warum deiner Meinung nach deine Leistungen nachgelassen
haben.«
    Der Junge
flüchtet sich in das übliche ausweichende Gewäsch; Pater Foley zieht gemächlich
eine Runde durch den Raum und wirft erneut einen Blick in die Akte. Der Fall
ist keiner von der ganz gewöhnlichen Sorte, der Junge offensichtlich keiner von
den Schwachköpfen, die es normalerweise in Foleys Büro verschlägt. Seine Noten
sind hervorragend, vielmehr, sie waren hervorragend, bis noch vor ganz Kurzem
- man könnte beinahe den Finger auf den Tag legen, an dem ihr rasanter Absturz
begann. Pater Foley hat eine Ahnung, und wer schon so lange auf diesem Gebiet
tätig ist wie er, hat gelernt, seinen Ahnungen zu trauen.
    »Drogen!«
Er wirbelt herum und geht mit ausgestrecktem Finger auf den Jungen los, der
erschrocken hochfährt.
    »Sieh mich
an«, kommandiert Pater Foley, »und sag mir, ob du mit irgendeiner der folgenden
Substanzen schon einmal zu tun gehabt hast.« Der Junge nickt verängstigt.
Pater Foley liest aus der Broschüre des Erziehungsministeriums vor. »Cannabis,
auch bekannt unter den Bezeichnungen Dope, Ganja, Hasch, Joints!« Er späht zu
dem Jungen hin. Nichts. »Marihuana, Gras, Weed, Mary-Jane, Pot?« Nein. »Speed,
Schnelles, Pep, Meth, Ketamin, Special K?« Was um Himmels Willen hat Special K
hier verloren? »Kokain, Koks, Charlie, Schnee. Heroin, Schore, Braunes, White
Lady?«
    Wenn da
irgendwas wäre, Pater Foley würde es aufspüren, und sei es auch nur ein Zucken,
ein Zwinkern, eine Schweißperle, die den Missetäter verraten. Aber

Weitere Kostenlose Bücher