Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
Vom Netzwerk:
schneidet Grimassen, er bellt
immer dasselbe Wort heraus, wieder und wie - Oh, halt, Schwimmen, das ist es. Er ist in der Schwimmmannschaft.
Nein - weiteres wildes Gefuchtel und Protestgemurmel - nein, er ist nicht in der Schwimmmannschaft.
    »Ja, was
denn nun, Menschenskind?«
    Der Junge
verkündet in den höchsten Tönen, dass er aus der Schwimmmannschaft ausgestiegen ist.
    »Du bist ausgestiegen?«, wiederholt Pater Foley. Ist dieser
Rotzlöffel denn von allen guten Geistern verlassen? Wann hätte schon irgendwer
je etwas erreicht, indem er aussteigt, bitte schön? Sind etwa die Römer auf
halbem Wege zu ihrem Reich ausgestiegen? Ist unser Herr Jesus ausgestiegen, bei
seinem Aufstieg zum Kalvarienberg, mit dem Kreuz? Es ist offenbar dringend an
der Zeit, dass dieser junge Mann eine starke Hand zu spüren bekommt. »Nun, als
Erstes müssen wir zusehen, dass du wieder einsteigst«, sagt er mit erhobener
Stimme über das zu erwartende Protestgeheul hinweg. »Keine Widerrede! Höchste
Zeit, dass wir diesem Unfug ein Ende machen.«
    Was denn!
Springt der Junge doch glatt auf und fängt an, Pater Foley anzuschreien! Ein wahrer Wortschwall, dem es
allem Anschein nach nicht an Emotionen mangelt, aus voller Lunge
herausgeplärrt. So etwas ist Pater Foley in all seinen Jahren als ausgebildeter
Erzieher noch nicht untergekommen! Aber zum Donnerwetter noch mal, schreien
kann er bei Gott auch! Er lässt doch nicht in seinem eigenen Büro derart mit
sich Schlitten fahren! Er springt auf und brüllt über den Lärm hinweg: »Es ist
zu deinem Besten! Es ist zu deinem Besten, also setz dich augenblicklich wieder
hin und hör auf ... hör auf ... zu weinen.« Denn nun gehen ganze Sturzbäche
über die Wangen des Jungen auf Schreibtisch und Teppich nieder! »Setz dich
hin, setz dich hin!«
    Endlich
gehorcht der Junge, immer noch mit Tränen in den Augen. Liebe Güte, wie konnte
es nur so weit kommen? Einen solchen Auftritt hätte man drüben in St. Brigid's
erwartet, aber doch nicht von einem Zögling aus Seabrook. Pater Foley dreht
sich mit seinem Stuhl hin und her, massiert sich die Schläfen und späht dann
und wann zu dem Jungen hin, in der Hoffnung, dass die Tränenflut versiegt ist.
    »Daniel,
ich will ganz offen sein«, sagt er, als das Schlimmste überstanden scheint.
»Der kommissarische Direktor hat ernsthafte Bedenken hinsichtlich deines
Verbleibs an unserer Schule. Nicht jeder Junge ist für Seabrook gemacht, und es
haben weder Schule noch Schüler etwas davon, ein Verhältnis aufrechtzuerhalten,
das offenbar nicht sein soll.« Das stopft dem Jungen das Maul; die Tränen
scheinen ihm auf den Wangen zu erstarren. »Nun, bevor es zu einer Entscheidung
kommt, Eltern mit hineingezerrt werden und was nicht noch alles, hat der
kommissarische Direktor mich nach meiner Ansicht dazu gefragt. Mein Bericht
an ihn wird Einfluss auf seine Entscheidung haben.« Das volltönende Gewicht
seiner Worte - Bericht,
Einfluss, Entscheidung, erwachsen klingende Worte, Worte
eines Mannes mit großer Verantwortung - gefällt ihm ausnehmend, und er fährt
mit neu gewonnenem Zielbewusstsein fort. »Ich schätze, in dir steckt einiges,
sofern deine Noten irgendetwas zu besagen haben. Meinem Gefühl nach könntest
du, wenn du die Dämonen in dir bezwingst, durchaus noch einen Beitrag zur
Gemeinschaft von Seabrook leisten. Allerdings kann ich dich nicht guten
Gewissens empfehlen, solange nichts darauf hindeutet, dass du dich zumindest bemühst,
wieder auf die rechte Bahn zu kommen.«
    Er greift
erneut nach dem Stift und spielt nervös damit herum, während der Junge wieder
stumm zu weinen beginnt. »Diese Geschichte, dass du aus der Schwimmmannschaft
ausgetreten bist - ich muss sagen, das spricht nicht gerade für dich. Zugleich
bin ich mir nicht recht sicher, ob Schwimmen als Sportart just die Portion
Teamgeist beinhaltet, die du nötig hast. Außerdem wirkt sich das Chlorwasser,
wie ich festgestellt habe, geradezu verheerend auf die Ohren aus. Wenn du
unbedingt beim Schwimmen bleiben willst, dann soll es so sein, aber mir wäre es
lieber, wenn du es noch einmal mit Rugby versuchst. Denk am Wochenende darüber
nach, und wir besprechen es dann am Montag. Vielleicht rede ich auch noch ein
Wörtchen mit Mr. Roche, um zu sehen, was er dazu meint. Bis dahin müssen wir
unserem kommissarischen Direktor zeigen, dass du willens bist, dich
anzustrengen. Meines Wissens sucht Pater Green Freiwillige für seine
Geschenkkörbe.« Tatsächlich mangelt es Jerome

Weitere Kostenlose Bücher