Murray,Paul
derart an Freiwilligen, dass er
in ihrem Wohntrakt ein großes Trara darum gemacht hat, die Patres sollten
einspringen! »Ich schlage vor, dass du dich unverzüglich bei ihm meldest. Ein
bisschen Zeit mit den weniger vom Schicksal Begünstigten zuzubringen, wird dir
vielleicht vor Augen führen, wie gut du es hier in Seabrook hast.«
Der Junge
überdenkt das Gehörte und starrt dabei auf seine Schuhe. Dann hebt er den Kopf,
sieht den Priester aus geröteten Augen lange Zeit - so kommt es ihm jedenfalls
vor - an und sagt schließlich - was sagt er? Pater Foley kann es nicht genau
verstehen. Aber der Sinn ist klar.
»Nichts zu
danken«, sagt Pater Foley.
Der Junge
bleibt noch einen Moment lang stocksteif sitzen; dann erhebt er sich, verlässt
das Büro und zieht die Tür geräuschlos hinter sich zu.
Geräuschlos:
Es dauert einen Augenblick, bis diese Tatsache Eingang in Pater Foleys
Hirnwindungen gefunden hat. Die Tür hat immer gottserbärmlich gequietscht.
Ständig ist er diesem Drückeberger von Hausmeister auf den Fersen gewesen, der
endlich kommen und die Scharniere ölen sollte. Nun steht er von seinem Platz am
Schreibtisch auf und schlendert zur Tür. Auf: zu. Auf: zu. Kein Pieps. Hmm.
Muss er wohl erledigt haben, während Pater Foley fern der Schule in Behandlung
war. Auf: zu.
Wieder auf
seinem Stuhl, faltet Pater Foley die Hände hinter dem Kopf, lehnt sich zurück
und betrachtet etliche Minuten lang hochzufrieden die zum Schweigen gebrachte
Tür.
»Als
Freiwilliger?« Allein mit ihm im Klassenzimmer scheint der Priester von einer
eigenartigen Energie erfüllt zu sein - als hätte er, obwohl er fast reglos
dasteht, vier Phantomglieder, die unsichtbar um ihn herumwuseln, eine
Geisterspinne. »Ja, Pater.«
»Nun, ich
freue mich natürlich immer über einen neuen Helfer - ja, allerdings ...« Die
schwarzen, brennenden Augen, glimmende Löcher im Raum, strafen das höfliche
Wortgeklingel Lügen. »Viele Hände machen ein schnelles Ende, nicht wahr ...«
Skippy
bleibt die Antwort schuldig, steht da wie ein Gefangener in Erwartung des
Urteils.
»Ausgezeichnet,
ganz ausgezeichnet... Nun, ich habe zufällig für dieses Wochenende eine Tour
geplant. Vorschlag: Sie kommen zu mir ins Büro, schauen wir mal, gleich morgen
nach der Schule, sagen wir, um halb fünf?«
Morgen
nach der Schule trifft er sich doch mit Lori!
Aber
Geschenkkörbe zu packen kann ja wohl nicht den ganzen Abend dauern, oder?
Sei's
drum, was bleibt ihm schon anderes übrig.
»Ja,
Pater.«
Er will
gehen, wird aber zurückgerufen. »Ist alles in Ordnung, Mr. Juster?«
»Ja,
Pater.«
»Es sieht
aus, als hätten Sie ... geweint.«
»Nein,
Pater.«
»Nein?«
Der bohrende Blick. »Nun denn.« Er wuschelt Skippy mit den Händen durchs Haar,
tote Finger, wie ausgestopft oder von einer Mumie. »Nur zu, Mr. Juster, nur
zu.«
Er wieselt
geschäftig zur Tafel zurück; im Hinausgehen hört Skippy ihn vor sich hinsummen,
während er an den schemenhaften Überresten französischer Verben und
Substantive herumschrubbt, als seien es Schandflecke auf seiner Seele.
Nach dem
Mittagessen im Speisesaal gehen sie mit Ruprecht zu Ed's. Er hat keine
Freiwilligen für die Operation Falke aufgetrieben und ist entschlossen, den
Kasten allein zu bergen.
»Gehst du
wieder über die Feuerleiter rein, wie beim letzten Mal?«
Ruprecht
schüttelt den Kopf. »Zu riskant«, sagt er mit vollem Mund. »Der Kasten könnte
mittlerweile weiß Gott wo sein. Ich brauche einen guten Vorwand, damit ich
nicht nur reinkomme, sondern auch überall rumspazieren kann, ohne Verdacht zu
erregen.«
Allgemeines
Stirnrunzeln. »Gib dich doch als Kammerjäger aus«, schlägt Geoff vor. »Sag den
Nonnen, du wärst auf der Jagd nach einer Maus. So kannst du dich in der ganzen
Schule tummeln und wärst für dich, weil die Nonnen mit Sicherheit Angst vor
Mäusen haben.«
»Ist er
nicht ein bisschen klein für einen Kammerjäger?«, erlaubt Niall sich zu
bemerken.
»Er könnte
doch ein Zwergkammerjäger sein«, sagt Geoff.
»Wo soll
ich ein Zwergkammerjägerkostüm herbekommen?«, fragt Ruprecht.
Geoff
räumt ein, dass das womöglich nicht ganz leicht sein wird.
»Wie wär's
mit einem Zwergfernsehtechniker?«, schlägt Mario vor.
»Oder
einem Zwergklempner?«
»Können
wir das mit dem Zwerg jetzt mal beiseitelassen?«, sagt Ruprecht.
»Die
Lösung liegt doch auf der Hand: Vertreter für Vibratoren«, sagt Mario. »Da
lassen die Nonnen dich nicht bloß rein, sie kaufen dir auch
Weitere Kostenlose Bücher