Murray,Paul
normales Leben führen, solange
das anhält. Aber du weißt, wie gern sie zu dem Wettkampf morgen kommen wollte,
du weißt, wie sehr sie sich bemüht hat, genug Kraft zu sammeln, um dich zu
sehen. Wenn sie auch nur eine Sekunde dächte, du hättest ihretwegen aufhören
müssen, wärst nach der ganzen Vorbereitung ihretwegen ausgestiegen ... das, das
würde ihr das Herz brechen, Sportsfreund, ganz bestimmt.«
O Mann.
»Ich will
dich nicht unter Druck setzen. Wofür du dich auch entscheidest, ich
unterstütze dich dabei, und das Gleiche gilt für deinen Trainer. Er wird in
der Schule kein Wort darüber verlieren und es auch dir gegenüber nicht
ansprechen, es sei denn, du möchtest es. Aber er wollte dich wissen lassen,
dass für dich, falls du es dir anders überlegst, dass in diesem Fall für dich
noch ein Platz im Bus frei ist.«
»Ihr kommt
also nicht.« Die Antwort weiß er im Vorhinein.
»Wir
können nicht, Dannyboy. Ich weiß, ich hab's versprochen, und mir ist hundeelend
zumute. Aber Dr. Gulbenkian meinte, es wäre unklug. So wie es aktuell aussieht,
könne er nicht dazu raten. Und ich ... ich will im Augenblick lieber nicht
außer Haus sein. Es tut mir leid, Sportsfreund, ehrlich. Aber du kannst ja auch
ohne mich deinen Spaß haben, stimmt's?«
»War sie
das? War das Lori?«, fragen sie, als er wieder bei ihnen in dem Laden ist.
Er
schüttelt den Kopf. »Bloß mein Dad, wollte mir viel Glück für morgen wünschen.«
»Echte
Champs brauchen kein Glück!«, verkündet Geoff Sproke.
Bald
darauf gehen sie, immer rechts herum die Rolltreppen hinunter. Ein Mann mit
Zylinder und weißen Handschuhen lässt sie zögerlich Pralinen von einem
silbernen Präsentierteller probieren. Bei den Schiebetüren schunkelt ein
untergehaktes Grüppchen und singt »Jingle Bells«.
»Helfen
Sie beim Kampf gegen Krebs!« Einer von ihnen, ein junger Mann mit Brille und
grünem Anorak, hält Skippy eine Sammelbüchse unter die Nase, sagt dann
»Tschuldigung« und nimmt sie wieder weg.
In der
Schule wird das mulmige Gefühl immer bedrohlicher. Die Pillen locken aus ihrem
Versteck unter dem Kissen. Geht dir alles zu schnell, verlierst du die
Kontrolle, Skip? Hier, hau die Bremse rein! Wärst du nicht gern wieder Danny
der D-Roboter? Mr. Supercool?
Du
versuchst es auf Loris Handy, aber das schaltet sofort auf die Sprachbox.
»Und, hat
sie schon angerufen, Skippy?«
»Bis jetzt
noch nicht.«
»Na,
vielleicht hat sie kein Guthaben mehr.«
»Hatten
wir das nicht schon mal«, sagt Dennis bissig. »Was soll das heißen?«
Dennis
macht den Mund fest zu und guckt aus dem Fenster. »Sie ruft bestimmt an«, sagst
du.
Sein
Stundenplan ist so gelegt, dass Pater Green am Freitag ab zwei Uhr
unterrichtsfrei hat; normalerweise ist er dann in seinem Arbeitszimmer und
erledigt diverse Verwaltungsaufgaben in Zusammenhang mit seinen
Wohltätigkeitsaktionen. Diesen Nachmittag hat er am Telefon verbracht und
versucht, von der Keksfabrik eine feste Zusage über eine Spende für die
diesjährigen Weihnachtsgeschenkkörbe zu erhalten. In der Vergangenheit ist die
Firma stets großzügig gewesen; nun aber stellt sich heraus, dass Pater Greens
bisheriger Ansprechpartner das Unternehmen gewechselt hat, und sein Nachfolger,
der jung und gelangweilt klingt, behauptet hartnäckig, Spenden zu wohltätigen
Zwecken fielen unter PR, und die sei in eine andere Firma ausgelagert. Also
ruft Pater Green bei dieser anderen Firma an und hat eine Frau am Apparat, die
nicht versteht, was er will. Geht es um T-Shirts? TV-Berichterstattung? Werbung
mit Promis? Es handelt sich lediglich um eine Sachspende in Form von Keksen,
die an Haushalte in ärmeren Wohnvierteln verteilt werden, erläutert ihr Pater
Green. O nein, eine solche Entscheidung liege bei der Keksfirma selbst, sagt
sie, tippt auf ihrer Tastatur herum und nennt ihm schließlich den Namen des
Mannes, mit dem er vorhin telefoniert hat.
Er legt
auf, schaut auf seine Armbanduhr. Zwanzig nach drei. Bald ist der Unterricht
für heute vorbei.
Jerome.
Er
schaltet den Wasserkocher ein, setzt sich und zieht eine Schublade mit
Korrespondenz heraus.
Ich höre deinen Herzschlag, Jerome. Wann hat es zum
letzten Mal so schnell geschlagen?
Die
Handschrift einer alten Frau, erbärmlich schwach und zittrig. Er greift nach
der Lesebrille, die auf dem Schreibtisch liegt.
In Afrika?
Das Wasser
kocht. Er gießt es in eine Tasse, hängt den Teebeutel hinein, sieht zu, wie
sich die erdfarbenen Wolkengebilde
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