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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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Anruf bekommen.«
    »Ach ja?«
Er versteift sich, dreht sich ein bisschen weiter zu der geriffelten Wand hin.
    »Ja, von
Mr. Roche, deinem Schwimmtrainer.«
    Skippy
steht da wie gelähmt.
    »Ja«, sagt
Dad gedehnt, als denke er über ein Kreuzworträtselproblem nach, aber seine
Stimme ist bis zum Zerreißen angespannt. »Er hat gesagt, du bist aus der
Mannschaft ausgestiegen.«
    Erstarrt,
an der Wand neben dem Laden für Küchenzubehör.
    »Danny?«
    »Ja.«
    »Ich muss
schon sagen, das hat mich ziemlich überrascht. Ich meine, ich weiß doch, wie
sehr du dich auf diesen Wettkampf gefreut hast.«
    »Ach, na
ja ...«
    »Was ach,
na ja?«
    »Ich war's
in letzter Zeit ein bisschen leid.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Das
Schwimmen?«
    »Ja.«
    Sie
umkreisen einander in einem imaginären Raum, der weder Einkaufszentrum noch
Büro ist. Für Skippy sieht er aus wie eine Lichtung in einem Winterwald, wo
Sonnenlicht sich an kahle Baumstämme schmiegt.
    »Nun, wie
gesagt, das kommt recht überraschend«, sagt Dad langsam. »Weil du doch immer
so gern geschwommen bist, schon als du noch ein winziger Knirps warst.«
    »Stille
Nacht« auf Panflöte senkt sich wie Nervengas aus den Lautsprechern über ihm
herab. Mit einem Mal spürt Skippy ein großes Gewicht, es zerrt an ihm, zerrt an
dem ganzen Einkaufszentrum, zieht es hinunter zu einem bestimmten Punkt.
    »Dein
Trainer war auch überrascht. Er sagt, du bist ein Naturtalent. Phänomenale
natürliche Begabung, so hat er sich ausgedrückt.«
    Dad
schweigt, doch Skippy bleibt stumm. Er weiß, was kommt, und es lässt sich durch
nichts aufhalten. Die Wände des Einkaufszentrums rings um ihn herum beginnen zu
beben.
    »Er hat
sich gefragt, ob es vielleicht an ihm liegt, ob er dich beim Training zu hart
angefasst hat. Ich habe ihm gesagt, ich hätte von dir nie etwas in der Richtung
gehört.«
    Schrauben
drehen sich aus ihren Gewinden, Träger knirschen.
    »Er hat
gesagt, du hättest persönliche Gründe angeführt.«
    Alles
vibriert, als wäre das Einkaufszentrum eine große Stimmgabel.
    »Danny,
ich habe ihm von deiner Mum erzählt.« Skippy macht die Augen zu.
    »Es ging
nicht anders, Danny, es ging nicht anders.«
    Fenster
bersten, gewaltige Flöze aus Mauerwerk kommen von oben herunter, die Wände des
Einkaufszentrums stürzen in sich zusammen.
    Das Spiel,
über die ganze Straße geweht.
    »Ich weiß,
wir hatten unseren Pakt und so. Aber ich habe mich oft gefragt, ob ich dir
damit etwas Gutes getan habe, Sportsfreund. Ich meine, in einer Schule gibt es
Menschen und feste Strukturen, die dir dabei helfen, mit genau diesen Dingen
fertig zu werden. Ich hätte es dir sagen sollen - ich weiß nicht, ich hab bloß
...« Dad lässt verzagt die Hände sinken, beide, Skippy und Dad, fallen zu Boden,
in den Kopf geschossen. »Ich hab das Gefühl, als hätte ich dich im Stich
gelassen, Sohnemann. Das tut mir leid. Es tut mir so leid, Danny.«
    In
weihnachtlich glänzender Ferne Mario an der Tür des Videospielladens mit
fragender Miene: Ist sie es? Skippy
verzerrt sein Gesicht zu einem Lächeln und macht eine abwehrende Geste.
    »Jedenfalls
- nun ja, dein Mr. Roche war natürlich ziemlich bestürzt darüber. Aber er hat
gesagt, das erklärt so einiges, was deine Einstellung in letzter Zeit angeht.
Er hat gesagt, es ist klar, dass du unter großem Druck gestanden hast. Aber er
hat auch noch gesagt - und da bin ich ganz seiner Meinung -, das Schlimmste
wäre, dich durch diesen Druck von dem abhalten zu lassen, was du liebst und
gern tun möchtest.«
    Skippy
nickt bloß. Nur die Fassungslosigkeit hält ihn noch aufrecht: das Blut, das
ihm durch den Kopf donnert, während Sterne kreuz und quer durch das
Einkaufszentrum schießen, durch die Leiber der Kunden, die hinter den hellen
Schweifen zu Negativen verblassen.
    »Er sagt -
er scheint mir ein guter, ein sehr anständiger Kerl zu sein, er war ein äußerst
vielversprechender Rugbyspieler, wusstest du das? Jedenfalls, er - er weiß
genau, was es heißt, Chancen zu verpassen, so hat er es mir gegenüber
ausgedrückt. Und Chancen hin, Potenzial und was weiß ich noch her - du schwimmst
doch für dein Leben gern, Dan. Das war schon immer so. Mein Gott, ich hab ihm
erzählt, wie wir dich mit ins Schwimmbecken genommen haben, da warst du gerade
mal ein Jahr alt und bist losgezischt wie ein, wie ein Delfin!« Dad lacht vor
sich hin. Dann hört er auf. »Ich weiß, du machst dir Sorgen um Mum,
Sportsfreund. Vielleicht kann man einfach kein

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