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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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noch deinen
gesamten Bestand ab.«
    »Hey!,
Skip, über was wollte die taube Nuss eigentlich mit dir reden?«, fragt Dennis.
    »Nichts
weiter. Schullaufbahnzeugs. War ziemlich witzlos.«
    »Das ist
ja mal so was von gelogen«, sagt Dennis.
    Skippys
Kopf fährt ruckartig hoch.
    Dennis
beugt sich über den Tisch und verschränkt die Finger, beugt und streckt sie.
»Er will dich Pater Green wegnehmen, stimmt's? Er will dich ganz für sich haben
...«
    »Ha, ha«,
sagt Skippy, steht aber auf und geht.
    Auf dem
Weg zurück zur Schule versucht er noch einmal, sie anzurufen. Um ihr das mit
den Geschenkkörben zu erzählen, redet er sich ein. Aber in Wahrheit will er
einfach nur ihre Stimme hören. Irgendwas fühlt sich seit Neuestem verkehrt an, so als säße man in einem Auto,
das immer schneller und schneller fährt, und obwohl es für alle drum herum noch
total normal aussieht, weiß man doch, dass die Bremsen nicht funktionieren. Sie
geht nicht ran; er hinterlässt ihre eine Nachricht auf ihrer Sprachbox, dass
sie ihn zurückrufen soll.
     
     
    Über Nacht
setzt eine neue Kälte ein, von der Sorte, die einem beim Schlafen in die
Knochen kriecht und, einmal da, bis zum Frühling anhält. Mit jeder neuen Bö
segelt ein ganzes Blättergeschwader davon, blaue Finger halten die Riemen von
Taschen und Ranzen umklammert, und die fernen Schultüren erscheinen mit einem
Mal als ein himmlischer Zufluchtsort, den es schleunigst zu erreichen gilt.
    »Heute
kein Training?«, fragt Ruprecht verwundert, weil Skippy erst jetzt aufsteht.
Nein, kein Training - kein Aufstehen vor Morgengrauen, kein Sichausziehen in
einem eiskalten Umkleideraum, keine Schinderei, bis jeder Muskel schmerzt,
bevor man überhaupt gefrühstückt hat. Stattdessen eine Extrastunde Träume, und
dann noch schlaftrunken zum Speisesaal, um -
    »Hey!,
Juster, was soll der Scheiß?« Siddartha kommt angerauscht, mit Duane Grehan im
Schlepptau.
    »Was für
ein Scheiß?« Als ob Skippy es nicht genau wüsste.
    »Du warst
wieder nicht beim Training, Mann.« Unter seinen Sommersprossen glüht Siddartha
vor Zorn. »Der Wettkampf ist morgen, du Saftsack, wieso warst du nicht beim Training?«
    Skippy
sagt nichts, hängt in der Luft, die ihn auf einmal im Flur umgibt, streng und
still.
    »Das ist
echt voll die Scheiße«, wütet Siddartha. »Der Trainer hätte dich nie aufstellen
sollen. Du bist sein kleines Schwulischätzchen, das ist der einzige Grund.«
Duane, der hinter ihm steht, starrt Skippy ausdruckslos an. »Arschloch«, feuert
Siddartha als letzte Salve ab.
    »Du warst
nicht beim Training?«, fragt Geoff, als die beiden anderen weg sind.
    »Mir war
nicht danach«, sagt Skippy ausweichend. »Ah«, sagt Geoff, weiter nichts.
    Im
Einkaufszentrum haben sie einen riesigen Weihnachtsbaum mit silbernen Nadeln
aufgestellt, neben dem die Leute, die in der Mittagspause auf den Rolltreppen
rauf- und runterfahren, wie winzige Dekoengel in Anoraks und dicken
Fleecejacken aussehen.
    »Wo gehst
du denn heute Abend hin mit deiner Freundin, Skippy?«
    »Ich weiß
noch nicht - vielleicht ins Kino? Sie ruft mich noch an.«
    »Kino ist
gut«, sagt Mario beifällig. »Ich hab mich schon oft mit Mädchen zum Kino
verabredet - aber allzu viele Filme hab ich dabei nicht gesehen!«
    »Weil ich
nämlich Sex mit ihnen hatte«, setzt er gleich nach, für den Fall, dass die
anderen es nicht kapiert haben. »Im Kino.«
    Gestern
hat sie nicht mehr zurückgerufen. Im Studiersaal hat wer einen neuen Spruch in
das Pult geritzt: carl
ist in die hand von dem mädchen gekommen bevor sie seinen penis überhaupt
angefast hat.
    Doch
jetzt, wie um diese Zweifel im Keim zu ersticken, fängt es in Skippys
Hosentasche an zu piepsen. Das muss sie sein! Er rennt aus dem Laden für
Videospiele hinaus und klappt mit fliegenden Fingern sein Handy auf. Nein, es
ist bloß Dad. »Hi, Dad.« Er versucht sich die Enttäuschung nicht anmerken zu
lassen.
    »Hi, D.
Dachte nur, ich melde mich mal und frage, ob du auch gut gerüstet bist, für den
großen Wettkampf morgen.«
    »Ach ja,
richtig.«
    »Wie
fühlst du dich? Bist du aufgeregt?«
    »Ja,
schätze schon.«
    »Du
klingst aber nicht so.«
    Skippy
zuckt mit den Achseln, merkt dann, dass Dad das nicht sehen kann, und sagt
stattdessen: »Doch, bin ich.«
    »Okay«,
sagt Dad. Im Hintergrund hört Skippy den Drucker surren und Telefone klingeln.
Langes, eigenartiges Schweigen: Dad atmet tief durch die Nase ein. »Hör zu,
Danny«, sagt er. »Wir haben gestern Abend einen

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