Murray,Paul
Stimme.
Pater
Green sitzt am Schreibtisch, eine Porzellantasse sittsam an den Lippen, ein
kleines schwarzes Messbuch in der Hand. »Ah, Daniel, sehr schön«, sagt er.
»Mach die Tür hinter dir zu, ja? Heute sind wir nur zu zweit.«
Pock,
pock, pock: Für alle, die auf Tischtennis stehen, geht am Freitagabend im
Aufenthaltsraum der Mittelstufe die Post ab. Die Platte macht Tack-Tack wie
eine wild gewordene Uhr, wenn der amtierende Meister Odysseas Antopopopolous
trotz eines schwer angeknacksten Fußknöchels ein Nachwuchstalent nach dem anderen
bezwingt.
Der Strom
der Wochenendheimfahrer ist schon lange verebbt; die Übriggebliebenen sausen
zur Tür raus und rein, besprühen sich planlos mit Aftershave und drängeln
hinaus in die Nacht. Aber es gibt auch Alternativen zur Abendunterhaltung.
»Hey!,
Geoff, das bist du heute Morgen, beim Zähneputzen.«
»Echt
jetzt mal!«
»Hey!,
Victor, das ist Barton Trelawney, wie er dir eins auf die Rübe gibt, weißt du
noch?«
»Und ob!«
Mario
thront auf einer Bank und geht die Videosammlung auf seinem Handy durch.
»Geoff, da bist du noch mal, wie du Zeug aus deinem Spind holst. Hey!, Dennis,
da sagst du zu mir, ich soll aufhören, dich zu filmen.«
»Verdammt
noch mal, hast du denn keinen Porno auf dem Ding?«
In dem
Moment geht die Tür auf, und Ruprecht betritt den Aufenthaltsraum, angetan mit
Schulblazer, Manschettenknöpfen und überhaupt von Kopf bis Fuß geschniegelt und
gestriegelt.
»Hey!,
siehst gut aus, Blowjob!«
»Wo willst
du hin, Ruprecht? Hast du ein Date mit den Nonnen?«
Ruprecht
verteilt eine überflüssige Wolke Haarspray auf seinem Bürstenschnitt und
erklärt ihnen die neueste Variante von Operation Falke, nämlich, verkleidet als
er selbst, Ruprecht Van Doren, zu den Nonnen zu gehen und zu behaupten,
irgendwelche Lümmel hätten sein Praxisprojekt für Physik, sprich, den Kasten,
über die Mauer geworfen, und ob er ihn bitte zurückhaben könnte.
»Nicht
schlecht«, sagt Dennis nachdenklich. »Klingt, als könnte es tatsächlich
funktionieren.«
»Es kann
natürlich sein, dass sie mich bei der Flucht durch das Fenster von der
Waschküche gesehen haben«, sagt Ruprecht. »Aber das Risiko muss ich auf mich
nehmen.« Er mustert sich im Spiegel über dem Wasserspender.
»Schwuchteln«,
wirft Darren Boyce auf dem Weg zum Bad der Gruppe an den Kopf. Er geht raus,
und Skippy kommt rein; das heißt, er steht auf einmal da, in der Tür, aber
beschwert von einer so mit Händen zu greifenden Bürde, dass er praktisch außerstande
sein müsste, sich überhaupt zu bewegen - als unterliege er einer ureigenen
Schwerkraft und könne kein Glied mehr rühren. In der Hand hält er, wozu auch
immer, eine Frisbeescheibe.
»Yo,
Skipford, wie war's beim Geschenkkorbpacken?«
»Du hast
Pater Green doch wohl nicht rangelassen, oder?«
»Hast ihm
hoffentlich vorher wenigstens ein Abendessen dafür abgeknöpft!«
Skippy
schleppt sich wortlos über die Schwelle.
»Hey!, was
hast du mit dem Frisbee vor, Skip?«
»Was ist
mit deinem Date?«
»Sie hat
gerade angerufen.« Schlurf-schlurf, zombiemäßig über das Linoleum. »Sie kann
nicht, ist krank.«
»Krank?
Was hat sie denn?« Schulterzucken. »Husten.«
»Mist.«
»Schöne
Scheiße.«
»Und wenn
du sie zu Hause besuchst?«
»Hat sich
nicht so angehört, als ob sie das wollte.«
»Pah, die
Weiber sagen dir nie, was sie wirklich wollen«, verkündet Mario. »Das ist Regel
Nummer eins für den Umgang mit Mädchen. Geh hin, jetzt sofort, und gib ihr
einen dicken, fetten Kuss.«
»Und wenn
Küssen zu gefährlich ist, kannst du doch wenigstens ihre Titten betatschen«,
schlägt Victor Hero vor.
»Da hat er
recht«, pflichtet Mario bei. »Ich bin zwar kein Arzt, aber soviel ich weiß, ist
noch keiner krank geworden, weil er die Titten von einem Mädchen betatscht
hat.«
»Eher
umgekehrt«, bemerkt Victor mit leicht wehmütigem Unterton.
»Aber wenn
dir nicht danach ist«, sagt Geoff, nachdem das Geplänkel Skippy nicht weiter
aufzuheitern scheint, »dann bleib doch einfach hier. Und schreib dich für eine
Runde Tischtennis ein.«
»Oder du
leistest mir Gesellschaft bei einer Partie Russisches Roulette«, bietet Dennis
an. »Ich spiele immer mit fünf Kugeln.«
»Oder,
hey! -«, Mario klappt wieder sein Handy auf, »- guck mal hier, Skip, das ist
Geoff beim Zähneputzen, siehst du? Und das ist eine Möwe auf dem Rugbyfeld ...
und das Rugbyfeld einfach so, ohne Möwe ... und da kommst du zur Tür
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