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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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Kopf.«
    »Zwanzig Pfund?«, stieß irgendwer ungläubig aus.
Aber Farley war schon auf den Beinen.
    Howard
packte ihn am Arm: »Was tust du da?«
    »Ich will
das Ding sehen«, erwiderte Farley.
    »Bist du
bescheuert?«
    »Ist doch
sonst nichts geboten, außer dass wir den ganzen Abend hier hocken und, mal
ehrlich, nicht mit irgendwelchen Mädels ins Gespräch kommen. Egal, ihr müsst ja
nicht mitkommen.« Er drehte sich um und wühlte in seinen Taschen, aus denen
er schließlich eine Zwanzigpfundnote zutage förderte. »Ich bin dabei«, sagte er
und klatschte sie Guido in die Hand.
    »Okay!«,
sagte Guido. »Wenigstens ein wackeres Mannsbild in unserer Runde heute Abend.«
    Tom, Steve
Reece und die anderen wechselten bestürzte Blicke.
    »Aber doch
nicht jetzt?«, ließ sich
eine Blondinenstimme flehentlich vernehmen. »Da draußen ist es wie am Nordpol.«
    Doch die
Schmach, sich von einem Streber in den Schatten stellen zu lassen, war zu groß;
schon wurden Mäntel übergezogen und Schals um Hälse gewickelt, und ehe er es
sich versah, saß Howard eingekeilt zwischen zwei der Blondinen auf der
Rückbank von Toms Audi, der Guidos Moped auf der Schnellstraße hinterherfuhr.
    Trotz
seiner Vorbehalte spürte er unwillkürlich Erregung in sich aufsteigen. Vor ein
paar Tagen waren Tom beim Spiel um den Paraclete Cup gegen St. Stephen's vier
Versuche geglückt; Howards Vater, der selten Interesse für Aspekte des Lebens
zeigte, denen kein Pfundzeichen vorangestellt war, hatte beim Nachhausekommen
in höchsten Tönen von diesem »Wunderknaben« geschwärmt, der in aller Munde war
und beim Endspiel im kommenden Monat womöglich Seabrooks fünfjährige
Durststrecke beenden würde. Selbst wenn er dösend in einem schmuddeligen Klassenzimmer
saß, verströmte Tom Energie, Lebenskraft und den Eindruck, dass gleich etwas
passieren würde; er bewegte sich zügig, kühn und schwungvoll durch die
Verwicklungen und Aufregungen, aus denen für die meisten Menschen das Leben bestand.
Howard betrachtete ihn als eine Art Anti-Howard, einen Blitzschlag durch den
Nebel, der ihn ewig umwaberte. Und nun saß er, Howard, in Toms Auto!
    Er wäre
mit Freuden die ganze Nacht einfach hier drin geblieben; es war warm, und sein
Oberschenkel presste sich an den der Blondine neben ihm - sie hieß Tarquin,
wenn er sich recht erinnerte, und war Toms Freundin oder Exfreundin. Doch
schon nach zehn Minuten bog das rote Auge des Mopeds von der Schnellstraße auf
eine Reihe schlecht beleuchteter, immer schmalerer Straßen ab, passierte ein
Tor und kam schließlich auf einem stockdunklen Parkplatz, den sturmzerzauste
Bäume säumten, spotzend zum Stehen. Guido stieg ab, eine silbrig glänzende
Gestalt im Scheinwerferlicht der Autos, nahm den Helm ab und brachte mit einem
Taschenkamm seine Haare wieder in die übliche Wuschelform.
    »Alle
bereit?«, erkundigte er sich aufgekratzt, als das zweite Auto geparkt hatte und
auch dessen Insassen ausgestiegen waren. Farley rauchte gelassen eine von Steve
Reece geschnorrte Zigarette. Howard versuchte sich ihn bei einem Sprung von
einem Felsen vorzustellen. Vielleicht ließ er es sich ja doch noch ausreden,
wenn man es richtig anging. Jahre aufmerksamer Selbstbeobachtung hatten Howard
gelehrt, dass es in den meisten Situationen ein Hintertürchen gab, durch das
ein kluger Mensch unauffällig schlüpfen konnte.
    »Es ist arschkalt«, sagte eine Karamellblonde aus dem
anderen Wagen und klemmte die Hände unter ihre Achseln.
    »Wo sind wir hier überhaupt?«, fragte
Tarquin und sah sich angewidert in der freien Natur um.
    »Killiney
Hill«, erwiderte Bill O'Malley.
    »Kommt
schon.« Guido war bereits halb in dem schattigen Waldsaum verschwunden.
Fluchend heftete die Gruppe sich an seine Fersen.
    In der
Ferne, auf der Hügelkuppe, stach der Umriss des Obelisken wie eine
Füllerspitze in den Nachthimmel, mit der ein geheimer Pakt zwischen Welt und
Dunkelheit unterzeichnet wurde. In jüngeren Jahren waren Howard oft Geschichten
über Satanisten zu Ohren gekommen, die hier oben schwarze Messen zelebrierten.
An diesem Abend hörte er kaum mehr als den Wind und das Knirschen feuchter
Zweige unter seinen Tritten.
    Bei einer
Weggabelung hielten sie sich weiter nordwärts auf dem Küstenpfad, der aus dem
Park heraus in die umliegende Wildnis führte. Zu ihrer Rechten die schwarz
schäumende See unter einer starren, unheildrohenden Wolkenwand. Der Pfad stieg
steil bergan, bis der Baumbestand in Gras, Fels und Heidekraut

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