Murray,Paul
Handy, stoßen aneinander wie hölzerne Monde.
»Oh-ho-ho!
Das kommt der Sache schon näher!«
»Was ist
es denn? Ich sehe nichts.«
»Ja,
rutsch rüber, Victor ... meine Fresse, hey!, Skip, guck dir das an.«
Das Bild
ist verschwommen und dunkel, aber da in der Mitte, in einem Schattenstrudel,
klebt ein blasses, gepixeltes Gesicht an einem anonymen Penis.
»He!, die
Tusse hat einen ganz schönen Zug drauf.«
»Eine Frau
nach meinem Herzen«, sagt Geoff beifällig.
»Ist das
nicht deine Mom, Mario?«
»Fick
dich, Hoey.«
»Fick dich
selbst, auf deinem blöden Handy kann man gar nichts richtig erkennen.«
»Na, dann
guck eben nicht hin und lass uns den Porno da in Ruhe genießen.«
»Sie ist scharf... ich meine, ist schwer zu sagen,
aber ich würd sagen, sie ist scharf.«
»Schnauze,
er ist gleich so - da kommt's ... O ja! Da hast du, du Miststück!«
Der
Cumshot, Gejohle gemischt mit Enttäuschung: »Warum hat er's ihr nicht ins
Gesicht gespritzt?«
»Ist schon
auch was auf ihrem Gesicht gelandet.«
»Ja, aber
ich würd's ihr voll ins Gesicht spritzen.«
»Na klar,
in hundert Jahren, wenn du endlich dein Sparschwein knackst und zu irgend so
einer Schlampe an der Straßenecke gehst, oder?«
»Spiel's
noch mal ab, Mario.« Die Meute um das Handy ist angeschwollen und umfasst
mittlerweile alle Anwesenden; sie brüllen Ermunterndes, als das körnige
Gesicht, nicht größer als ein Fingernagel, sich zögerlich erneut ans Werk
macht.
»Hey! -«
Einer von ihnen - Lucas Rexroth - streckt einen Finger aus. »- Was ist das da
im Hintergrund?«
»Wo?«
»Da,
direkt in der Ecke, seht ihr? Das runde Ding?«
»Keine
Ahnung, ein Zeichen oder so was?«
»Sieht
irgendwie nach ...«
Doch da
kommt wieder das spritzige Finale, und die Jungs johlen wie bei einem
geglückten Versuch ihrer Rugbymannschaft bei einem Senior-Cup-Spiel.
Auf den
Tag genau heute vor elf Jahren kam Guido LaManche, der Hawaiihemden tragende
Paria aus Seabrooks Abschlussklasse, abends in Ed's Doughnut House und rückte
mit seinem Vorschlag heraus.
»Es heißt
>Bungee-Jumping<«, sagte er. »Das machen sie in Australien schon seit
Jahren.«
»Warum?«,
fragte Farley. »Was heißt hier, warum?«
»Warum
soll sich wer von einem Felsen stürzen wollen, mit einem Gummiband um?«
Das Doughnut
House hatte erst vor ein paar Wochen aufgemacht; Guidos olivbraune Haut
glänzte im Licht, als er sich dem nächsten Tisch zuwandte, wo Tom und sein
Gefolge saßen - Steve Reece, Paul Morgan und drei Mädchen mit seidigem Haar aus
St. Brigid's, die aussahen wie frisch aus der Packung. Guido breitete
verächtlich die Handflächen aus. »Weil es spannend ist, darum. Damit du als
grauhaariger alter Sesselfurzer, der in seine Suppe sabbert, dich wenigstens
an eine Sache erinnern kannst, bei der du dich lebendig gefühlt hast. Mal
ernsthaft, so einen Kick habt ihr noch nie erlebt. Das ist wie Sex hoch tausend
- was übrigens etwas Gutes ist«, kommentiert er mit Blick auf Farleys Tisch und
handelt sich damit beifälliges Gelächter von den Sportskanonen ein.
»Es klingt
aber gefährlich«, sagte eins von den in Kaschmir gewandeten Mädchen zweifelnd.
»Klar ist
es gefährlich, da kannst du deinen Hintern drauf verwetten. Was kann
gefährlicher sein, als sich dreihundert Meter in die Tiefe zu stürzen? Aber
gleichzeitig ist es auch hundertprozentig total sicher, wegen dem Gummiseil
und dem Gurtzeug, kapiert ihr? Ich hab's selber bestimmt fünfzig Mal getestet,
und es ist absolut idiotensicher. Kann allerdings sein, dass es nichts für die
Damen ist.« Er wirft einen weiteren verschlagen-dramatischen Blick auf Farley,
der mit Howard und Bill O'Malley zusammensitzt. »Und auch nicht für alle
Herren.«
Guido
LaManche hatte bisher zwar bei allen Prüfungen, zu denen er je angetreten war,
versagt, war aber das reinste Genie, was die Seelenlage männlicher
Heranwachsender betraf: Auch wenn man genau wusste, dass er seine Spielchen mit
einem trieb, war er nahezu unwiderstehlich. »Na, und wo ist das Ding?«, fragte
Farley und stellte seine Cola mit einem dumpfen Geräusch ab. »Zeig's uns doch,
statt hier bloß rumzuhocken und drüber zu labern.«
Daraufhin
wurde Guido schlagartig ernst und faltete die Hände wie ein Kaplan. »Wenn sich
jemand für die ultimative Herausforderung gerüstet fühlt, führe ich ihn auf
der Stelle persönlich hin. Als Gegenleistung bitte ich lediglich um einen
kleinen Unkostenbeitrag - sagen wir, zwanzig Pfund pro
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