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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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überging.
    »Der
Steinbruch von Dalkey«, verkündete Guido lauthals über den Wind hinweg. »Knapp
hundertzwanzig Meter senkrecht in die Tiefe. Es ist nicht der Grand Canyon,
aber glaubt mir, für euch ist es allemal hoch genug.«
    Im Pulk
spähten sie über die Kante. Die Felswand verschwand alsbald im Schatten, lange
bevor der Grund erreicht war.
    »Das ist
nicht dein Ernst«, sagte die
Platinblonde.
    »Ich hab
euch doch gesagt, es ist hundertprozentig sicher!«, fuhr Guido gereizt
dazwischen und zerrte schnaufend metallenes Gurtzeug unter einem
Stechginsterstrauch hervor. »Ich bin selbst schon ungefähr zwanzig Mal da
runtergesprungen.«
    »In der
Kneipe hast du noch gesagt, du hättest es fünfzig Mal getestet«, sagte Tarquin
eisig.
    Guido
verdrehte die Augen. »Wer zählt denn schon so genau mit, Herrgott noch mal. Es
war jedenfalls oft genug, okay? Vertraut mir einfach.«
    Sie
starrte ihn, die Arme verschränkt, unverwandt an, während Guido tat, als sei er
völlig damit beschäftigt, das Seil zu entwirren; dann stakste sie zu Tom, der
den Wortwechsel mit heiterer Miene verfolgt hatte, dabei eine Zigarette rauchte
und über die Schulter zurück auf die Lichter der Southside schaute, die Welt
der exklusiven Postleitzahlen, die Glitzerkette entlang des Ufers - seine
Welt, dachte Howard.
    »Ich mach
mir nur Sorgen, dass du dich da auf was Verrücktes einlässt«, säuselte sie und
strich ihm flehentlich übers Kinn.
    »Ist bloß
ein kleiner Spaß«, sagte Tom. »Reg dich ab.«
    »Achtung,
Tommo!« Etwas Glänzendes flog durch die Luft: ein Flachmann, abgefeuert von
Paul Morgan. Tom nahm einen Schluck, schnappte nach Luft und warf ihn weiter zu
Steve Reece.
    »Also, ich
steh hier nicht länger rum und seh zu, wie ihr euch umbringt«, erklärte Tarquin
verärgert. »Ich geh wieder runter und warte im Auto.«
    »Ich
auch«, sagte die Platinblonde.
    »Schön!«,
brüllte Guido, der mit dem Seil in der Hand vor einem Baumstamm kniete. »Ab
mit euch!«
    »Wartet!«
Die Karamellblonde stolperte hinter den zweien her, die schon den Pfad zurück
eingeschlagen hatten.
    Farley
stand am Rand des Steinbruchs und musterte mit unergründlichem
Gesichtsausdruck den Abgrund. Howard spähte noch einmal über die Kante, von der
es - so sein Eindruck - jetzt noch steiler in die Tiefe ging. »Bist du dir
absolut sicher, dass du das machen willst?«
    »Hey!,
Farley, aufgepasst!«, rief Steve Reece. Farley sah sich um, gerade noch
rechtzeitig, um den Flachmann aufzufangen, der ihn mitten in die Magengrube
traf. Er sah ihn verständnislos an und wog ihn in der Hand. Dann schraubte er
ihn auf und nahm Schluck um Schluck, bis er einen Hustenanfall bekam. »Lass den
anderen auch noch was übrig«, kommandierte Steve Reece.
    Japsend
reichte Farley den Flachmann an Howard weiter. »Könnte doch ganz lustig
werden«, quiekte er, vom Whiskey besäuselt.
    »Wir
machen auch mit«, sagte Bill gewichtig. Der Alkohol hatte Howard die Kehle
zugeschnürt; er konnte nur nicken.
    Sie
marschierten zu den anderen hinüber, die darauf warteten, dass Guido mit seinen
Vorbereitungen fertig wurde. Metall teile klirrten unter seinen Händen. »Bin
fast so weit...«
    »Was ist
mit euch?«, rief Tom amüsiert über die Schulter zurück. Howard drehte sich um
und sah den Umriss der drei Mädchen, die dicht beieinander am Ende des Pfades
standen.
    »Wir
wollen nicht allein durch den Wald laufen«, kam es mit Quietschstimme zurück.
»Wir warten solange hier.«
    Tom ließ
ein sattes Lachen hören. »Weiber«, sagte er breit grinsend zu Howard.
    »Genau«,
erwiderte er unsicher.
    »Alles
bereit.« Guido richtete sich auf, in den Händen eine Art Zwangsjacke an einem
orangefarbenen Seil; die pflichtschuldigen Begeisterungsbekundungen seiner
Begleiter schien der Wind auf der Stelle zu verschlucken. »Ehe wir fortfahren,
hätte ich gern Ihren Beitrag, meine Herren.« Der berühmte Schlangenblick
schoss von einem Gesicht zum nächsten. »Zwanzig Pfund pro Person.«
    Ein Blick
in ihre Portemonnaies machte Bill und Howard klar, dass sie nicht genug Geld
dabei hatten. Sekundenlang sah Howard einen Rettungsanker vor sich. Dann griff
Tom ein und bot ihm an, den Betrag auszulegen. Steve Reece tat das Gleiche für
Bill. »Danke«, murmelte Howard. »Ich geb's dir dann in den nächsten Tagen
zurück.«
    »Mach dir
keinen Kopf deswegen«, sagte Tom.
    Die
Geldscheine verschwanden in Guidos Gesäßtasche. »Okay.« Howard glaubte einen
Anflug von Zittrigkeit in seiner Stimme

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