Murray,Paul
und errötet, wenn er sie
anspricht, wie eine Sekretärin, die insgeheim in ihren Chef verknallt ist; er
seinerseits behandelt sie wie eine gutwillige, aber minderbemittelte Schülerin -
er hetzt sie, nörgelt an ihr herum, schnippt mit den Fingern.
»Traurig,
traurig«, wiederholt er jetzt und dirigiert Howard zu einem hochlehnigen
afrikanischen Stuhl, auch er einer der wenigen Überlebenden aus dem ancien
regime, dann
setzt er sich auf die andere Seite des Schreibtisches und legt die
Fingerspitzen aneinander, während Trudy flink allerlei Sachen aus einem Karton
nimmt und um ihn herum arrangiert: ein Bonsaibäumchen, eine Schreibgarnitur und
ein gerahmtes Foto von ihren Söhnen in Rugbytrikots. »Aber deshalb dürfen wir
nicht den Kopf hängen lassen. Das hätte der Alte Mann nicht gewollt. Wir müssen
weitermachen.« Er lehnt sich zurück und nickt rhythmisch vor sich hin.
Ein
seltsam bekümmertes Schweigen breitet sich im Raum aus, und Howard bekommt
zunehmend das Gefühl, dass von ihm erwartet wird, es zu brechen. »Schon
irgendwas bekannt, wer der Nachfolger werden wird?«, fragt er beflissen.
»Das
wurde noch nicht im Einzelnen besprochen. Natürlich hoffen wir alle, dass er
ganz genesen und wieder das Ruder übernehmen wird. Aber wenn nicht...« Der
Automator seufzt. »Wenn nicht, dann ist zu befürchten, dass einfach kein
Paraclete für die Position zur Verfügung steht. Die Patres werden immer
weniger. Der Orden ist überaltert. Es gibt einfach nicht genug Patres.« Er
nimmt das Foto von seinen Kindern in die Hand und betrachtet es eingehend. »Ein
Laie als Direktor wäre eine epochale Wende, keine Frage. Polarisierend. Die
Paracletes werden natürlich einen der ihren haben wollen, und wenn sie ihn aus
Timbuktu einfliegen müssen. Ein Teil des Kollegiums ebenso, die alte Garde.
Aber diese Option steht ihnen möglicherweise nicht offen.« Sein Blick schwenkt
seitwärts von dem Foto auf Howard. »Und Sie, Howard? Wie würden Sie über einen
Direktor denken, der aus unseren Reihen käme? Könnten Sie sich dafür erwärmen?
Rein hypothetisch?«
Howard
spürt, wie hinter ihm Trudy den Atem anhält, und ihm dämmert, dass die
esoterischen Bemerkungen des Automators über den Geschichtsunterricht
Schmeicheleien oder auch Drohungen waren, mit dem Ziel, sich Howards
Unterstützung in einer bevorstehenden nicht hypothetischen Auseinandersetzung
zu sichern. »Ich wäre dafür«, erwidert er gepresst.
»Dachte
ich mir«, sagt der Automator mit Genugtuung und stellt das Foto zurück. »Ich
hab mir gesagt, Howard gehört zur jüngeren Generation. Er will das Beste für
die Schule. Das ist die Einstellung, die ich mir von meinen Leuten wünsche, von
meinen Kollegen, meine ich.« Er schwenkt mit seinem Sessel herum und spricht zu
dem kummervollen Bildnis des Alten Mannes. »Ja, es wird ein trauriger Tag sein,
wenn die Holy Paraclete Fathers das Steuer übergeben müssen. Andererseits ist
nicht ganz ausgeschlossen, dass es auch seine Vorteile haben könnte. Das Land
ist nicht mehr das, was es einmal war, Howard. Wir sind kein kleines
Drittweltland mehr. Die Kids, die jetzt hier durchlaufen, trauen sich zu, auf
die Weltbühne zu steigen und es mit den Besten aus anderen Ländern aufzunehmen.
Unsere Aufgabe ist es, ihnen die bestmögliche Ausbildung dafür zu vermitteln.
Und wir müssen uns fragen, ist ein Geistlicher in den Sechzigern oder
Siebzigern unbedingt der richtige Mann für diesen Job?« Er kommt hinter dem
Schreibtisch hervor, weicht seiner Frau aus, als ob sie einer der Umzugskartons
wäre, und marschiert stramm auf und ab, so dass Howard seinen Sessel drehen
muss, um ihm folgen zu können. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Paraclete
Fathers sind ganz außergewöhnliche Männer, hervorragende Lehrer. Aber sie sind
in erster Linie spirituelle Menschen. Ihr Sinn ist auf Erhabeneres als das Hier
und Jetzt gerichtet. In einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft - also,
um ganz offen zu sein, Howard, man muss sich fragen, ob einige unserer älteren
Patres überhaupt wissen, was das ist. Und das bringt uns in eine gefährliche
Lage, weil wir mit Blackrock, Gonzaga, King's Hospital und ungezählten
hervorragenden weiterfuhrenden Schulen im Wettbewerb stehen. Wir brauchen eine
Strategie. Wir müssen bereit sein, mit der Zeit zu gehen. Wandel ist nichts
Unanständiges. Profit übrigens auch nicht. Erst der Profit ermöglicht den
Wandel. Einen positiven Wandel, der allen hilft. Beispielsweise beim Abriss
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