Murray,Paul
des
Gebäudes aus dem Jahr 1865 und der Errichtung eines neuen Flügels im einundzwanzigsten
Jahrhundert.«
»Dem
Costigan-Flügel!«, lässt sich Trudy vernehmen.
»Ja.«
Der Automator zupft sich am Ohrläppchen. »Ich weiß nicht, wie man ihn nennen
sollte. Damit befassen wir uns, wenn es so weit ist. Ich bin der Meinung, dass
wir damit anfangen müssen, unsere Stärken ins Feld zu führen, und eine Stärke ist bei uns
ausgeprägter als an jeder anderen Schule. Wissen Sie, welche ich meine?«
»Ah ...«
»Genau,
Howard. Geschichte. Das hier ist die älteste katholische Jungenschule im
ganzen Land. Das gibt dem Namen Seabrook College seinen besonderen Klang.
Seabrook bedeutet etwas. Es steht für eine bestimmte Kategorie von
Werten, für Werte wie Herz und Disziplin. Ein Marketingfachmann würde
vielleicht sagen, dass wir hier ein Produkt mit einem starken Markenimage
haben.« Er lehnt sich an das ausgeräumte Bücherregal und sieht Howard mit
erhobenem Zeigefinger an. »Marken, Howard. Marken beherrschen die Welt von
heute. Die Menschen mögen sie. Sie vertrauen ihnen. Und trotzdem vernachlässigt
unsere Verwaltung die Markenbildung. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Dieses Jahr
feiern wir das hundertvierzigjährige Jubiläum unserer Schule. Eine
hervorragende Möglichkeit, die Trommel zu rühren, die Öffentlichkeit auf uns
aufmerksam zu machen. Stattdessen wird das Jubiläum kaum erwähnt.«
»Vielleicht
wollen sie ja das hundertfünfzigste abwarten«, meint Howard.
»Was?«
»Ich
meine, vielleicht wollen die bis zum hundertfünfzigsten Jubiläum warten, um auf
die Pauke zu hauen. Für die meisten wäre das eher ein Anlass zum Feiern.«
»Das
hundertfünfzigste ist erst in zehn Jahren, Howard. Man kann es sich nicht
leisten, zehn Jahre untätig herumzusitzen, nicht in dieser Branche. Außerdem
sind hundertvierzig Jahre genauso eine große Sache wie hundertfünfzig. Ein
zahlenmäßiger Unterschied, weiter nichts. Der springende Punkt ist, dass es
sich um eine gute Gelegenheit zur Stärkung unserer Marke handelt, und dass wir
diese Gelegenheit kaum genutzt haben. Mit einer Ausnahme. Wir haben noch das
Weihnachtskonzert. Was mir vorschwebt, ist, dass wir dieses Jahr einen Riesenwirbel
darum machen, zum hundertvierzigsten Jubiläum. Berichte in den Medien,
vielleicht sogar eine Liveübertragung.«
»Klingt
gut«, stimmt Howard pflichtschuldig bei.
»Ja,
nicht wahr? Ich stelle mir vor, dass wir dazu auch eine Art Chronik der Schule
veröffentlichen. Die wir vielleicht im Programmheft abdrucken oder sogar
irgendwie in die Veranstaltung einbeziehen. >Hundertvierzig Jahre
Triumph<, >Sieg im Lauf der Zeiten<. Irgendwas in der Art. Mit
amüsanten Anekdoten aus der guten alten Zeit. Über den Einbau der ersten
elektrischen Lichtschalter. So was mögen die Leute, Howard, das gibt ihnen das
Gefühl, mit der Vergangenheit auf Tuchfühlung zu sein.«
»Klingt
gut«, wiederholt Howard.
»Sehr
schön! Also machen Sie's?«
»Was?
Ich?«
»Wunderbar
- Trudy, notier bitte, dass Howard sich einverstanden erklärt hat, unser
>Markenhistoriker< für das Konzert zu sein.« Der Automator geht an sein
Pult zurück und ordnet abschließend einen Stapel Papiere. »Also, danke fürs
Kommen, Howard. Ich - oh.« Trudy beugt sich vor und zeigt flüsternd auf eine
Stelle auf ihrem Klemmbrett. »Noch etwas, Howard. Haben Sie einen Juster in
Ihrer achten Klasse, einen Daniel Juster?«
»Ja.«
Ȇber
den wollte ich mit Ihnen reden. Er war heute in einen Zwischenfall in Pater
Greens Französischunterricht verwickelt. Er hat sich übergeben.«
»Hab
ich gehört.«
»Wer
ist dieser Junge, Howard? Der Pater stellt ihm eine Frage, und er kotzt die
Bank voll?«
»Er
ist - na ja, er ist ...« Howard überlegt, er vergegenwärtigt sich Juster als
eines von dreißig gelangweilten Gesichtern.
»Anscheinend
nennt er sich >Slippy<. Was soll das bedeuten? Dass er ein schmieriger
Typ ist?«
»Ich
glaube, es heißt >Skippy<.«
»>Skippy?<«,
wiederholt der Automator verächtlich. »Aber das ist ja noch sinnloser!«
»Ich glaube,
es kommt von dem, äh, Fernsehkänguru.«
»Känguru?«,
fragt der Automator.
»Ja,
wissen Sie, der Junge, also Juster, der hat so vorstehende Zähne, und beim
Sprechen macht er manchmal Geräusche, die manche der Jungen so ähnlich finden
wie die Geräusche, die dieses Känguru macht. Wenn es mit Menschen spricht.«
Der
Automator sieht ihn an, als redete er in Zungen. »Okay, Howard. Lassen wir das
Känguru mal
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