Murray,Paul
E-Mail, die
ich je gelesen hab«, meint Dennis. »Überhaupt, das ist doch komplett gelogen,
dass du ein guter Sportler bist, außer du bezeichnest Doughnutessen als
Sportart.«
»Es
ist durchaus möglich, dass Doughtnutessen in fernen Galaxien als Sport gilt«,
erwidert Ruprecht.
»Na
gut, meinetwegen, aber selbst dann, und selbst wenn es da draußen einen Haufen
fetter, lahmer, kniffelnder Außerirdischer gibt, kriegen die deine Botschaft
doch frühestens in hundert Jahren. Bis die sich bei dir melden, bist du total
tot.«
»Vielleicht,
ja, vielleicht aber auch nicht«, lautet Ruprechts etwas kryptische Erwiderung.
METI
steht für »Message to Extra-Terrestrial Intelligence« (Botschaft an
außerirdische Intelligenz) und ist ein Ableger von SETI, der Suche nach
derselben. Diese Suche, ein gemeinschaftliches Unternehmen von Nerds in aller
Welt, konzentriert sich vor allem auf die zufälligen Übertragungen, die Tag für
Tag aus dem All auf die Erde niederprasseln. Diese Übertragungen werden vom
SETI-Radioobservatorium in Puerto Rico aufgefangen, in kleine Datenpäckchen
aufgeteilt und an die PCs von Ruprecht und anderen seinesgleichen geschickt,
die sie dann in der Hoffnung durchsuchen, in der Masse der unverständlichen
Strahlung, die von den Sternen ausgesandt wird, eine Sequenz oder ein Muster
oder eine Wiederholung zu entdecken, die auf die Existenz intelligenter,
kommunizierender Lebewesen schließen ließe.
Hinter
METI steht kein anderer als Professor Hideo Tamashi, der gefeierte
Stringtheoretiker und Kosmologe. Er hat die Space-Mail aufgebaut; bei anderer
Gelegenheit hat er zusammen mit einer Schülergruppe eine Aufführung von Pachelbels
Kanon in D-Dur ins All gesendet. Professor Tamashi zufolge ist es statistisch
gesehen sehr wahrscheinlich, dass es außerirdisches Leben gibt; überdies sei
denkbar, dass die Zukunft der Menschheit von Kontakten zu diesen
Außerirdischen abhängt. »In den nächsten dreißig bis vierzig Jahren könnte ein
ökologischer Kollaps die Erde unbewohnbar machen«, erklärt Ruprecht. »Wenn
dieser Fall eintritt, können wir nur überleben, indem wir einen neuen Planeten
besiedeln, aber dazu müssten wir durch den Hyperraum reisen.« Reisen durch den
Hyperraum sind nur möglich, wenn man vorher die Geheimnisse des Urknalls
entschlüsselt hat; die Zehndimensionen-Theorie, die dem Professor zufolge den
Schlüssel dazu enthält, ist jedoch selbst so teuflisch kompliziert, dass eine rechtzeitige
Lösung seiner Meinung nach nur möglich sein wird, wenn eine uns freundlich
gesinnte, überlegene außerirdische Zivilisation uns unter ihre Fittiche nimmt.
An
diesem Abend bleiben die ETs jedoch stumm. Mit einem leisen Seufzer schaltet Ruprecht
seinen Computer aus und steht auf.
»Nichts?«
»Nein.«
»Aber
du meinst, eines Tages werden sie kommen? Auf die Erde?«
»Sie
müssen«, erwidert Ruprecht grimmig. »So einfach ist das.«
Er
trägt ein paar Änderungen in seine Weltkarte der UFO-Sichtungen ein, fischt
dann seine Zahnbürste aus seiner Toilettentasche und tappt ins Bad.
Draußen
schwanken die Lorbeerbäume in der kalten Luft, und die Dunkelheit ist vom rosa
Leuchten der Neonreklame auf dem Doughnut House gefärbt, als hätte die Nacht
einen Zuckerguss. Allein im Zimmer, bringt sich Skippy Hals über Kopf in Sicherheit,
als die Zombies durch die Bodendielen brechen und mit sehnigen Armen und
splitternden Fingernägeln nach ihm greifen. Vor langer Zeit waren sie Menschen,
vielleicht sogar eine Familie, und wenn man ihnen in die verwesenden Gesichter
schaut, ist es, als könnte man noch immer einen traurigen Funken davon wahrnehmen,
wer sie einmal gewesen sind ...
Später,
als sie schon das Licht ausgemacht haben: »Hey!, Ruprecht.«
»Ja?«
»Angenommen,
man könnte eine Zeitreise machen -« Er hört, wie Ruprecht sich im Bett
gegenüber auf die Ellbogen aufstützt. »Das wäre durchaus im Einklang mit
Professor Tamashis Theorien«, sagt er. »Nur eine Frage von genügend Energie,
genaugenommen.«
»Okay,
gut - heißt das, man könnte die Zukunft anhalten?«
»Die
Zukunft anhalten?«
»Na
ja, angenommen, wir starten heute Nacht in die Vergangenheit, könnten wir dann
so lange zurückreisen, wie wir wollten? Sodass wir nie ins Morgen kämen?«
»Ich
denke schon«, sagt Ruprecht nachdenklich. »Wenn man mit Lichtgeschwindigkeit
unterwegs wäre, würde die Zeit stehen bleiben, also wäre es immer heute.«
»Mhm«,
sagt Skippy.
»Das
Problem ist in beiden Fällen die
Weitere Kostenlose Bücher