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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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nicht! Wiederholen Sie! Piepen Sie
mich an, sobald der Alte abkratzt! Also, seid ihr Jungs bereit? Ein
Seabrook-Schüler ist immer bereit. Bereit zur Arbeit. Bereit zum Spiel. Bereit,
auf seine Lehrer zu hören, vor allem auf den größten Erzieher aller Zeiten,
Jesus. Wie Jesus einmal zu mir sagte: Greg, was ist dein Geheimnis? Und ich
sagte: Jesus - schau dir deine Aufzeichnungen an! Geh in den Unterricht! Nimm
dir den Bart ab! Wenn du am ersten Tag wie ein Hippie gekleidet auf der Arbeit
erscheinst, wirst du garantiert gekreuzigt, da kann dein Vater sonst wer sein
...«
    Unter
solchen Faxen verlassen der falsche kommissarische Direktor und seine
Ersatzfrau den Raum und setzen sich an die Spitze der Prozession nach unten,
und das Gelächter der anderen Jungen beruht etwa je zur Hälfte auf Bewunderung
für ihren Mut und vorweggenommener Schadenfreude im Hinblick darauf, dass sie
vielleicht erwischt werden.
    »Wartet,
ich muss noch was holen -« Aber die Kavalkade ist schon weitergezogen, die
Wendeltreppe hinunter. In seinem Zimmer dreht Skippy das Kissen um und bleibt
noch eine Weile dort.
    Er
hat seit Tagen keine Pille mehr genommen. Zum Teil deswegen, weil er sich das
letzte Mal, als er eine genommen hatte, über Kevin Wong erbrochen hatte, vor
allem aber, weil er das Frisbeemädchen gesehen hat, weil die Gefühle, die er
seither ständig hat, die Gefühle, die er davor hatte, vertrieben haben - oder
wenn nicht ganz vertrieben, so doch immerhin so weit unterdrückt, dass man sie
kaum noch flüstern und grollen hört. Er flippt immer noch aus; vor allem heute
bringt er keinen Bissen hinunter, und jedes Mal, wenn er an das Frisbeemädchen
denkt, also jede Sekunde, fängt sein Herz an zu rasen - aber das ist eine
andere Art von Ausflippen. Es ist nicht, als würde er von seinem eigenen Gehirn
attackiert, das sich mit allem um ihn herum verbündet hat, sodass er sich die
Hände über den Kopf halten muss. Es sind nicht die Momente, die sich gegen ihn
wenden und ihn von einem zum anderen werfen. Vielmehr ergibt sich eins aus dem
anderen, wie in einer Geschichte, und die Luft ringsum ist turbulent, rein und
kalt, als stünde er unter einem Wasserfall. Kann es so etwas wie freudigen
Schrecken geben? Skippy weiß nur, dass ihm nicht danach ist, es zu verdrängen.
Doch für alle Fälle schiebt er das Röhrchen in seinen Köcher; dann läuft er
hinter den anderen her, die durch die schmalen, dunkel getäfelten Flure des
Turms und hinaus in den Innenhof ziehen, wo sie stehen bleiben, um Atem zu schöpfen
...
    Es
ist stockdunkle Nacht geworden, Mond und Sterne verdeckt von Unwetterwolken,
die auch jetzt noch heraufziehen; die Luft ist erfüllt von knisterndem Regen,
der nicht fällt, sondern prickelnd in der Schwebe bleibt und darauf wartet,
dass man in ihn hineingeht. Und noch mehr liegt in der Luft. Durch die mit Laub
bestreute Gasse, die zu Ed's Doughnut House führt, über den Weg, der sich am
Wohntrakt der Patres vorbei zum Hintertor neben St. Brigid's schlängelt, von
der Straße zum Tennisplatz, die zum Haupteingang führt, von allen Seiten nähern
sich kostümierte Gestalten - Cowboys, Teufel, Riesenspinnen, Rugbystars Jasons
und Freddys, Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung -, und viele davon
sind weibliche Gestalten. Auf dem Parkplatz wimmelt es von nackten
Beinen, die beim Aussteigen aus Saabs, Audis und SUVs silbern im
Scheinwerferlicht aufblitzen, und sobald die Autos weitergefahren sind, werden
Mäntel abgelegt und enthüllen ebenso nackte Arme und Taillen und gewagte
Dekolletes.
    Es
scheint, dass die Mädchen im Großen und Ganzen die Kreativität zugunsten eines
möglichst nuttigen Outfits vernachlässigt haben. Unartige Krankenschwestern
kommen mit Cowgirls anstolziert, eine vollbusige Lara Croft in hüfthohen
Stiefeln trägt den perlmutternen Fischschwanz einer Meerjungfrau, die für einen
atemberaubenden ersten Moment nackt erscheint, bis man sieht, dass sie von der
Hüfte aufwärts ein fleischfarbenes Trikot trägt; eine S&M-Polizistin, eine
Pornokleopatra, vier beschwipste Prinzessinnen, die Arm in Arm die holprige
Gasse heraufkommen, zwei Katzenfrauen, die sich jetzt schon buckelnd anfauchen,
dutzendweise Bethani in verschiedenen, aus Videos bekannten
Verkleidungen - sie alle strömen herbei, um sich unten an der Treppe zur Tür
der Turnhalle anzustellen, aus der wirbelnde Musik nach außen dringt, und aus
der Farben wie Verheißungen hervorleuchten ...
    Die
Seabrook-Internen sind von diesem

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