Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
Vom Netzwerk:
entschwindet in die Turnhalle.
    Die
anderen sind verschwunden; alles ist dunkel, und Skippy stolpert scheinbar eine
Ewigkeit herum, zwängt sich zwischen Hexen, Mutanten, Trollen und Terroristen
hindurch, ohne auf irgendjemanden zu stoßen, den er kennt. Jeder
Quadratzentimeter Wand wurde mit schwarzem Stoff verhängt und abwechselnd mit
Mondsicheln, Sternen oder mystischen Runen dekoriert. Schwarze Ballons
schweben unter der Decke wie verlorene Seelen, grobe schwarze Netze hängen von
den Dachbalken herab, verstümmelte Schaufensterpuppen klettern aus den Wänden
und über die DJ-Kabine, in der Wallace Willis - Leadgitarrist von Shadowfax,
Seabrooks führender Rockband - auflegt, und ein zahnlückiger Kürbis frohlockt,
als präsidiere er über das Bacchanal. Als seine Augen sich an das Dunkel
gewöhnt haben, stellt Skippy fest, dass er die meisten männlichen Gäste
identifizieren kann. Der Zeus dort drüben mit dem Wattebart und dem
Morgenmantel ist Odysseas Antopopopolous, der IRA-Mann mit Tarnanzug und Maske
kann nur Muiris de Bhaldraithe sein. Aber ein paar erkennt er nicht. Dieser
unheimliche, mindestens einsneunzig große Tod zum Beispiel, dessen Gesicht
unter der Haube seines Gewandes verborgen ist, wer kann das sein? Und noch
unheimlicher, das rosa Kaninchen, das neben Vincent Bailey und Hector O'Looney
wie besessen Jitterbug tanzt. Und diese Mädchen - sind das wirklich
dieselben, die er jeden Tag sieht, wenn sie bei Texaco anstehen, um sich
Zigaretten zu kaufen oder ihre Handys aufladen zu lassen? Waren sie insgeheim
schon immer so? Wären da nicht die abgenutzten Linien des
Basketballfeldes auf dem Fußboden, der einzige Hinweis auf die frühere
Inkarnation der Halle, würde Skippy denken, er sei auf der falschen Beerdigung
...
    »Hallo, Skippy«, sagt eine Grabesstimme. »Schöne
Ferien im Totenreich.«
    »Danke,
Geoff.«
    »Ist das nicht irre?«
    »Ja,
cool ...«
    » Wie wär's mit einem Glas frischer Fruchtbowle?«
    » Okay.«
    Der
Elf folgt dem Zombie zu dem Tisch, an dem »Jeekers« Prendergast Bowle aus einem
riesigen Fass schöpft, die Monstro aus diversen Kanistern Fruchtkonzentrat
zubereitet hat. Dennis ist auch da, mit Ruprecht; Ersterer hat gerade Jeekers
wegen dessen schwulem Kostüm (Mats Wilander, Tennisass der Achtzigerjahre)
suspendiert. Einen Moment später kommt Niall angerannt. »Hi allerseits, Mario
ist gerade bei einem Mädchen abgeblitzt!«
    »Ich
bin nicht abgeblitzt, du als Frau verkleidete Schwuchtel«, blafft Mario, der
hinter ihm aufgetaucht ist. »Ich hab's dir doch gesagt, die ist Diabetikerin
und muss raus und ihr Insulin nehmen.«
    »Ich
hab alles gesehen!«, sagt Niall mit unverhohlener Schadenfreude. »Schöne
Pleite!«
    »Lach
nur, du Witzbold, aber wenn die Tussi ihr Insulin genommen hat und
wiederkommt, dann wirst du ganz schön alt aussehen.«
    »Na
ja, und selbst wenn sie nicht kommt...«, versucht Geoff, ihn zu trösten.
    »Sie
kommt wieder.«
    »Schon,
aber selbst wenn nicht, gibt's doch noch genug andere hübsche Frauen hier.«
    »Und
die meisten sind schon breit«, ergänzt Dennis.
    »Faszinierend«,
meint Ruprecht nachdenklich zu Skippy. »Das Ganze scheint nach einem ähnlichen
Prinzip zu funktionieren wie der Supercollider. Du weißt ja, zwei Ströme
gegensätzlich aufgeladener Partikeln werden bis knapp unter
Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und prallen dann aufeinander. Nur dass hier
Alkohol, akzentuierte sekundäre Geschlechtsmerkmale und primitive >Rock and
Roll<-Rhythmen, an die Stelle der Geschwindigkeit treten.«
    Skippy
lässt sich Bowle nachschenken. Ruprecht seufzt leise und schaut auf die Uhr.
    Patrick
»The Knowledge« Noonan und Eoin »MC Sexecutioner« Flynn walzen vorbei, unter
dem Arm Plastikuzis, und man spürt noch einen schwachen Spannungsrest zwischen
ihnen, die Nachwehen einer hitzigen Debatte vor einigen Stunden, in der es
darum ging, wer als Tupac gehen darf. Patrick hat sich durchgesetzt, deshalb
watschelt Eoin jetzt als fetter Biggie Smalls durch die Gegend. Aus den
Lautsprechern tönt das Gitarrenrifif aus »Layla« von Cream, in der DJ-Kabine
nickt Wallace Willis vor sich hin: Oh yeah. »Flubber« Cooke, der in seinem
Supermarktarbeitskittel gekommen ist, erklärt einer sexy Nonne, dass der Einkaufswagen
zwar zu seinem Kostüm gehört, eigentlich aber Eigentum der Firma ist und er
sie deshalb, so gern er es möchte, nicht darin herumfahren kann. Mr. Fallon,
der Geschichtslehrer, schlendert an der Peripherie entlang, die Hände in

Weitere Kostenlose Bücher