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Muschelseide

Muschelseide

Titel: Muschelseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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»Am 26. März geben die Eltern den Ball für mich. Wirst du wieder da sein?«
    Er trat einen Schritt zurück, hielt mich locker an den Handgelenken und antwortete betont feierlich:
    »Ich gebe dir mein Wort als Offizier, dass ich rechtzeitig zurück sein werde! Mit einem ganz besonderen Geschenk für meine Prinzessin der Meere.«
    Die lustigen Worte vertrieben meine düstere Stimmung: »Sag mir schnell, was bringst du mir mit? Nur, damit ich mich freuen kann!«
    Er tupfte mir zärtlich auf die Nase.
    »Geduld! Ein Geschenk muss eine Überraschung bleiben. Doch bitte ich dich als Gegengabe, dass du an diesem Abend den ersten Walzer mit mir tanzt.«
    »Abgemacht!«, rief ich.
    »Danke, Schwesterchen, du machst mich froh!«
    Lachend deutete er einen Walzerschritt an, umschlang mich und wirbelte mich herum. Und dann drückte er mich fest an seine Brust, umarmte mich lange und innig, wie mich noch kein Mann umarmt hatte. Und schon war er fort. Als ich verstört in den Spiegel sah, entdeckte ich, dass ich mich an einem Metallknopf seiner Uniform verletzt hatte. Auf meiner Unterlippe glänzte wie ein Rubin ein winziger Tropfen Blut.

24. Kapitel
    W eil Krieg war, würde mein »entrée dans le monde«, wie der erste Ball genannt wurde, bescheiden ausfallen. Obwohl zunehmend Tote zu beklagen waren und die Krankenhäuser täglich neue Verwundete aufnahmen, ging das gesellschaftliche Leben, wenn auch eingeschränkt, weiter. Die Vorbereitungen begannen, meine Eltern verschickten die Einladungen. Aber ach, was war der Grund für meine Ruhelosigkeit? Tatsache war, dass die Zeitungen nichts Gutes berichteten und Vater oft mit sorgenvollem Gesicht von der Bank zurückkehrte. Täglich kam es zu Gefechten zwischen britischen Kriegsschiffen und deutschen U-Booten. Eine große Anzahl dieser U-Boote war im Mittelmeer eingesetzt. Dadurch entstanden gefährliche Blockaden. Vater ließ durchblicken, dass Gaetano vielleicht nicht rechtzeitig zu meinem Geburtstag zurück sein würde.
    »Zum Glück sind japanische Schiffe anwesend«, sagte Vater. »Sie halten die U-Boote fern. Die Deutschen fürchten die Japaner sehr.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Was du nicht alles wissen willst!«
    Mein Vater seufzte, aber geruhte zu erklären.
    »Weil die Japaner Russlands Prestige als Kriegsmacht zerschlagen haben. Sie besiegten die Flotte des Zaren in der Meerenge von Tsushima. 1894 redete die Weltpresse darüber. Wir haben ein Abkommen, dass sie unsere Geschwader schützen. Die Japaner unterstützten uns bereits im Fernen Osten, bei den Kämpfen um Port Arthur. Sie haben Interesse daran, dass wir unsere chinesischen Kolonien behalten, haben sie doch selbst ein Auge auf die Mandschurei geworfen.«
    Ach, wie töricht sind junge Mädchen! Der erste Ball ist ein Ereignis, das alle anderen in den Schatten stellt! Das Mädchen gewinnt für ein paar Tage den Eindruck, die wichtigste Person auf Erden zu sein. Man lässt ihm auch diese Illusion. Welche Sorgfalt, welche Vorbereitungen nur ihm zu Ehren! Die Eitelkeit musste sich sogar bei mir bis aufs Äußerste zugespitzt haben, dass mein Blick, dem ich in jedem Spiegel begegnete, einen so fiebrigen Glanz zeigte. Doch auch in diesen ausgefüllten Tagen stahl ich mir eine Stunde, um mit Paola an den Hafen zu gehen. Da Valletta 1565 von den Türken belagert worden war, hatte man Befestigungen gebaut; der Blick reicht weit über den Great Harbour. Es wehte starker Wind in dieser Zeit, die Wellen schäumten mit gewaltiger Kraft, schlugen an den senkrechten Mauern hoch. Bei solchem Wetter trug ich stets meine Faldetta, zog den oberen Teil des Doppelrocks wie eine Kapuze über den Kopf, damit der Wind meine Frisur nicht zerzauste. Ich stand auf der Hafenmauer, hielt die Faldetta mit beiden Händen fest. Weiße, zerfließende Wolken jagten über den gleißenden Himmel dahin; in der Ferne waren Kräne sichtbar, schräg aufgerichtet, fünf oder sechs, genau in einer Reihe, dazwischen Fabriken und Schiffsschornsteine. Große Kriegsschiffe lagen dort oder bewegten sich langsam auf die Einfahrt des Hafens zu, glitten in die Becken hinein. Auf dem Meer sprangen silbrige Blitze hin und her. Ich hatte ein kleines Opernglas bei mir, damit ich den Namen der Schiffe entziffern konnte.
    »Ist die Transylvania gekommen?«, fragte Paola, die nicht lesen konnte.
    Ich nahm mein Opernglas von den Augen.
    »Nein, noch nicht. Vielleicht heute Abend. Oder in der Nacht?«
    »Der junge Herr wird rechtzeitig zurück sein«, sagte Paola. »Er

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