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Muschelseide

Muschelseide

Titel: Muschelseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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vor.«
    »Und suchtest Trost bei einer anderen Frau.«
    »Du warst weit weg. Auf den Cayman Islands, wenn ich mich richtig entsinne.«
    »Ich habe dir fast täglich gemailt. Sag, wie heißt sie? « »Chiara«, antwortete er, schnell und gedankenlos. »Und diese Chiara, was macht sie? «
    »Sie hat eine Boutique. Taschen, Handschuhe, Modeschmuck. Hübsche Sachen. Sie hat einen guten Geschmack. Aber bitte, es ist nicht das, was du denkst. Sie hätte nicht anrufen sollen«, setzte er töricht hinzu, sodass ich beinahe gelacht hätte. Dabei spürte ich ein Stechen in der Herzgegend. Es gab jetzt nur noch die Trennung. Ich muss dort bleiben, dachte ich, wo ich Menschen vertrauen kann.
    »Du sagst ja nichts.« Fabios Stimme klang belegt. »Bist du mir böse?«
    Ich antwortete langsam.
    »Ich bin dir nicht böse. Ich glaube nur, dass wir uns trennen sollten.«
    Er schwieg einige Sekunden lang.
    »Ich verstehe nicht, warum«, sagte er endlich.
    »Ach nein, das verstehst du nicht?«
    » Beata, glaube mir doch, du bist wichtig für mich.« Liebe, so hieß es. Es gab viele Arten zu lieben.
    Ich wickelte seine Goldkette um meinen Zeigefinger und sagte mit großer Zärtlichkeit:
    »Ich werde so tun, als ob ich dir glaube.«
    Wir mussten früh aufstehen, das Flugzeug ging um neun. Wir frühstückten, sprachen dabei nur das Nötigste. Unsere schlaftrunkenen Gefühle hatten noch nicht die Kraft, sich in Widersprüchen zu verfangen. Wenn ich Fabio betrachtete, begehrte ich ihn furchtbar; aber das genügte nicht mehr. Da war etwas Hartes, etwas wie Groll zwischen uns. Ich wusste, es kam aus mir. Er spürte es, wusste jedoch nicht, was ich dachte, wusste auch nicht, was ich sagen würde. Und er mochte bereits wissen, dass er mich verloren hatte.
    Als wir eine Stunde später im Flughafen von Cagliari nebeneinandersaßen und warteten, fragte er plötzlich:
    »Kannst du mir nicht sagen, was eigentlich los ist? «
    Ich spürte einen Kloß im Hals und konnte nur wortlos den Kopf schütteln.
    »Ist es wegen ... der Sache von gestern?«, fragte er in einem Tonfall, der mir zeigte, dass er sich sehr unglücklich fühlte.
    Er brauchte Beschwichtigung; das stimmte mich merkwürdig positiv. Ich war es ja, die ihn verließ. Wenn ich ihn in dieser Stimmung zurücklassen konnte, fühlte ich mich als die Stärkere.
    »Vielleicht. Aber ich bemerke eigentlich erst jetzt, wie anstrengend es ist, dir zu glauben.«
    Er warf beide Hände mit sehr italienischer Geste in die Luft.
    »Mein Gott, habe ich dir das Leben so schwer gemacht?«
    »Ich bin sehr gewissenhaft«, sagte ich und griff nach meiner Tasche, weil gerade in diesem Augenblick unser Flug angekündigt wurde. Wir erledigten wie gewohnt die nötigen Formalitäten, mit dem Unterschied, dass wir kaum einen Blick wechselten, auch nicht, als wir in die Maschine stiegen. Im Flugzeug blätterte ich in einer Zeitung. Nach dem Start, sobald das Dröhnen der Triebwerke verklungen war, griff Fabio nach meiner Hand. Er blinzelte mich an mit seinen graugrünen Augen und hatte wieder dieses Lächeln, das unendlich anziehend war.
    »Beata, nun sei doch wieder gut! Lass uns zusammen Mittag essen! Wir wollen alles noch einmal in Ruhe besprechen. Wa rum redest du nicht mehr mit mir?«, fragte er kläglich, als ich stumm blieb. Und setzte hinzu: »Ich hätte nie gedacht, dass du so eitel bist.«
    »Mit Eitelkeit hat das nichts zu tun«, versetzte ich. »Doch! Und nur damit allein.«
    Als ich nicht antwortete und mich auch nicht rührte, löste er den Sicherheitsgurt, stand auf und verschwand in der Toilette. Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen.
    In Rom wurde ich wieder freundlich, bedankte mich, dass er das Gespräch mit Decima herbeigeführt hatte. Ja, es war sehr hilfreich gewesen. Mittagessen? Nein, wirklich nicht. Ich hatte keinen Appetit. Mein Flug ging in einer Stunde, da blieb uns kaum noch Zeit, ein nettes Lokal aufzusuchen, und man wisse ja, wie langsam die Bedienung sei, setzte ich heuchlerisch hinzu. Fabio begleitete mich bis zur Transithalle. Beim Abschied umarmte und küsste er mich, aufgewühlt und schwer atmend.
    »Du magst sagen, was du willst! Ich weiß doch, dass wir uns wiedersehen! «
    Er kannte mich ja gut. Er wusste, dass ich litt, dass ich nahe daran war, in Tränen auszubrechen.
    »Ruf mich in der Praxis an!«, sagte er, als ich das Gesicht abwandte. »Oder schicke mir eine E-Mail! Ganz gewiss brauchst du mich noch. Wegen der Muschelseide, meine ich. «
    »Ja, das kann sein. Ich danke

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