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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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den Schultern. »Wir würden als Team versuchen, was im Augenblick wohl uns beiden vorbehalten bleibt.«
    Jennifer schlich sich weiter, als habe sie nichts gehört. Erst, nachdem wir einige hundert Meter weiter in dem tunnelartigen Gang vorangekommen waren, drehte ich mich zu ihr um. Der Lichtstrahl meines Handflammers erleuchtete ihr breitestes Grinsen.
    »Und?«, machte sie nur.
    Ich stolperte weiter. Und plötzlich begriff ich. Es war, als hätte eine Photonen-Kapsel die verworrene nächtliche Landschaft mit einem Schlag in gleißendes Licht getaucht.
    »Du meinst«, zischte ich so leise wie möglich, »sie nehmen ihn als Geisel?«
    Sie kniff die Augen zu und formte eine Schnute. In ironischer Gebärde legte sie den Finger auf die Lippen. »Mh«, überlegte sie. »Das ist ein hässliches Wort. Sagen wir: sie werden dafür sorgen, dass er in ihrer Hand bleibt, denn nur so können sie sicher gehen, dass wir unser Schicksal dauerhaft mit dem ihren verknüpfen.«
    Durch eine mächtige Tür aus Elastalstahl gelangten wir wieder ins Freie. Die Tloxi sicherten mit ihren übermenschlichen Sinnen, die auch auf Infrarot- und Röntgenstrahlung reagierten, das Vorfeld. Dann gaben sie uns ein Zeichen, ihnen zu folgen. Wir traten in die schmierige Nachtluft hinaus, die aber nach der drückenden, stickigen Enge des Tunnels geradezu befreiend wirkte. Ein breiter Trampelpfad führte zwischen dunklen Flächen dahin, die durch rostige Stacheldrahtverhaue abgetrennt waren.
    »Sie trauen uns nicht«, stellte ich fest, als Jennifer wieder dicht an meiner Seite marschierte.
    Ich hörte, wie sie verächtlich ausatmete. »Trauen wir ihnen?«
    Ich musste mich auf den holprigen Untergrund konzentrieren, der etwas von einem Feldweg hatte, der von Monsunregen und Traktorspuren umgepflügt worden war. Wir trauten den Tloxi, natürlich. Wir hatten ihnen unser Leben anvertraut. Aber das galt nur so lange, wie wir in ihrer Hand waren. Wenn wir frei wären, zu gehen, wohin auch immer wir wollten?
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich.
    »Sie sichern sich ab«, meinte Jennifer und zuckte mit den Schultern. »Alles andere wäre auch nicht vernünftig.«
    Wenig später erreichten wir eine weitere Kasernenstadt, wo über den Daumen mehrere zehntausend Tloxi hausten. Auch hier wurden wir in der gleichen unpersönlichen und routinierten Gastfreundschaft empfangen. Man versorgte uns und wies uns eine Nische zum Schlafen an. Einige Späher meldeten sich, die uns über die derzeitigen Aktionen der Sineser unterrichteten. Es war wieder zu einigen Übergriffen gekommen. Das Vorgehen der Gewaltherrscher wurde ungeduldiger und brutaler. Jeden Tag wurden Tloxi gekidnappt, gefoltert und desintegriert, wie der sinesische Euphemismus für die Zerstörung der halbsynthetischen Wesen lautete. Das Millionenvolk reagierte darauf mit der Gleichmütigkeit eines alten Clans, der sich in eine blutige und unabwendliche Vendetta verwickelt weiß. Dennoch fiel uns auf, dass die Berichte der Spione in jüngster Zeit drastischer zu werden schienen.
    Man hatte bemerkt, dass uns die Erzählungen mehr mitnahmen als unsere Gastgeber, und versuchte auf diese Weise den Druck auf uns zu erhöhen. Außerdem hatte ich immer öfter das Gefühl, dass die Berichtenden die Augen senkten, aber nicht, um meinem Blick auszuweichen, sondern um meine Brust zu fixieren, als glaubten sie, durch meinen mitgenommenen Anzug und die strahlensichere Kapsel bis zu dem Medaillon dringen zu können. Der Ton der Späher wurde dramatischer und flehentlicher. Man begann uns in eine gewisse Richtung zu schieben. Nicht, dass man uns den Aufenthalt aufgekündigt oder in der Aufmerksamkeit, die man uns zuteil werden ließ, nachgelassen hätte. Aber eine gewisse Ungeduld schien in den surrenden grünen Augen zu glosen. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet glaubten, sahen die Tloxi mit nachdenklichen, zweifelnden Mienen zu uns herüber. Sie wirkten wie Gläubige, die ihren Gott in ihrer Mitte wissen und sich der Sehnsucht nach dem Wunder, mit dem er sich zu erkennen gibt, kaum noch erwehren können.
    Tief in der Nacht weihten wir Taylor und Lambert in unsere Überlegungen ein. Jill lauschte mit panisch geweiteten Augen Jennifers flüsternd vorgetragenen Eröffnungen, während der WO nur still mit dem Kopf nickte. Die Zwangsläufigkeit, mit der unsere Lage auf diese Entscheidung zusteuerte, war für ihn kein Geheimnis.
    »Ihr wollt uns hier zurücklassen?!«, jammerte Jill, den Tränen nahe.
    »Wir müssen uns

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