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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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und wir waren die Lieblingsschüler von General a.D. Dr. Rogers, der uns mit sich auf die MARQUIS DE LAPLACE nahm. Das Universum lag offen vor uns, und diese Worte hatte einen anderen Klang für uns als für jede andere Generation vor uns. Was wir anpackten, konnte nur gelingen, und wenn wir zusammenhielten, war der Erfolg uns sicher. In diese seligen Erinnerungen und Visionen eingesponnen schlief ich ein.
     
    Die Tage und Wochen gingen dahin. Wir waren in den Gesellschaftskörper der Tloxi eingebettet wie Darmbakterien in einen Organismus, von dessen Ausmaßen, Bewegungen und Absichten wir nichts ahnen. Allnächtlich wurden wir in ein anderes Quartier verbracht. Wir umrundeten Sina City an seiner Peripherie. Manchmal sahen wir bei unseren nächtlichen Streifzügen die Tower des Raumhafens in der Ferne blinken, wir staunten zu den gewaltigen Türmen aus massivem Bauquarz auf, die sich im Zentrum erhoben und deren Spitzen in die niedrigziehenden eisgrauen Wolken reichten, oder wir blickten von einem Versteck über das ausgedehnte Arreal des Frachthafens, dessen Molen wie große Zangen polygone Flächen aus dem Ozean schnitten. Aber nichts geschah.
    »Sie scheinen etwas von uns zu erwarten«, sagte Jennifer, als wir durch die Dunkelheit stolperten, einer weiteren ziegelroten Kaserne entgegen. »Vermutlich etwas, was mit ihren Mythen zusammenhängt.«
    »Ja«, sagte ich, während ich mich unter einem heruntergebrochenen Pfeiler aus Obsidianquarz hindurchduckte, »und wir erwarten, dass sie etwas mit uns anstellen. Und weil beide Seiten warten, passiert gar nichts.«
    Wir schlichen weiter durch die Finsternis, die wie dicke schwarze Pappe war, an der wir mit tauben Händen entlangtasteten. Wenig später bat Taylor um eine Rast. Wir verschnauften in der Deckung einer freistehenden Fassade, durch deren Fensterhöhlen die Positionslichter startender Raumschiffe zogen.
    »So kann es nicht weitergehen«, sagte Lambert. Sie hatte einen Elastilbehälter ihres Sauerstofftornisters zu einer Art Feldflasche umfunktioniert, aus der sie dem WO kaltes Wasser zu trinken gab. »Wenn wir diese sinnlosen Strapazen nicht bald beenden, wird er tot sein.«
    Ich wusste nur zu gut, dass sie recht hatte. Wir mussten etwas unternehmen. Aber was? Jennifers Plan war vermessen. Aber er war die einzige Möglichkeit, die Initiative zurückzuerlangen. Und das galt nicht einmal nur für uns vier, sondern für die Rolle der Union im ganzen. Es war ein Hasardeursplan. Aber das Ziel, das er in Aussicht stellte, wog jeden denkbaren Einsatz auf, auch den des eigenen Lebens. Wir mussten es einfach wagen, auch wenn wir damit eine Entwicklung ins Rollen bringen würden, die unaufhaltsam und unumkehrbar wäre.
    Als das aschige Grau aus Taylors Gesicht gewichen war und er uns in seiner stets gleichbleibenden heroischen Tapferkeit zuzwinkerte, setzten wir unseren Weg fort.
    »Vielleicht«, flüsterte Jennifer mir beim Weitergehen zu, »vielleicht ist es auch für ihn das beste, wenn wir zum Gesetz des Handelns zurückkehren.«
    Ich überwand einen Abhang aus rutschigem Geröll, das von Glassplittern durchsetzt war. Dann drückte ich mich in einen engen Durchgang zwischen zwei Baustahlwänden hindurch.
    »Das begreife ich nicht«, sagte ich leise, als der Weg sich so weit verbreitert hatte, dass wir wieder nebeneinander gehen konnten. »Dieses Handeln kann ihn wohl schwerlich einschließen.«
    Jennifer balancierte elegant über einen morschen Steg, der über eine große Lache stinkenden Treibstoffs führte. »Eben«, machte sie spitz. »Aber ich könnte wetten, dass er noch in der gleichen Nacht, in der wir ihn in der Obhut der Tloxi lassen, versorgt wird.«
    Ich verlor für einen Moment das Gleichgewicht. Beinahe wäre ich in die ölige Brühe gestürzt. Mit den Armen rudernd, richtete ich mich wieder auf. »Du meinst«, fragte ich entgeistert, »sie hätten ihm längst helfen können und halten sich bewusst zurück.«
    Jennifer antwortete nicht, aber an dem pfiffigen Gesicht, mit dem sie über dieses nächtliche Minenfeld turnte, konnte ich ihre Gedanken deutlicher ablesen, als wenn sie sie ausgesprochen hätte.
    »Warum sollten sie das tun?«, fragte ich nach einer Weile.
    Sie ließ mir den Vortritt, als wir durch einen schmalen Schacht in einen unterirdischen Gang eintauchten, wo wir unsere Lampen aufflammen ließen und uns schaudernd weiterbewegten.
    »Überleg doch mal«, sagte sie. »Was würden wir tun, wenn wir alle vier gesund wären?«
    Ich zuckte mit

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