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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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stieß ich gepresst hervor.
    Jennifer schmunzelte vergnügt. »Das ist der Turbo!«
    Mit gespannter Neugier blickte sie zu dem flimmernden Schemen hinüber, der sich langsam längsseits heranschob. Die Gemächlichkeit dieser Annäherung stand in wildem Kontrast zu der flackernden Jagd, mit der wir durch den gähnenden Korridor rasten.
    »Ich weiß«, sagte ich müde. Ich war nicht davon ausgegangen, dass sich diese aberwitzige Geschwindigkeit noch steigern ließe. »Kann er auf uns feuern?«
    Ein ungutes Gefühl würgte mich, als ich sah, wie der geisterhafte Kreuzer in blitzender Zeitlupe seine Geschütztürme zu drehen begann.
    Jennifer blickte konzentriert zwischen dem feindlichen Schiff und ihren Instrumenten hin und her. »Wenn es ihnen gelingt, ihre Oszillation vollständig mit der unseren zu koordinieren.« Sie überschlug einige Berechnungen. »Wir sind immer eine Millisekunde lang an der gleichen Raumzeitstelle. Eine gedeckte Salve  ...«
    Im gleichen Augenblick leuchtete drüben das Mündungsfeuer auf. Es erstrahlte genau einen Wimpernschlag lang – und auch das war eine träge biologistische Metapher. Wie ein Elektronenblitz, der den Bruchteil einer tausendstel Sekunde leuchtet und minutenlang blendet, war drüben ein Feuerstrahl sichtbar geworden, der im selben Moment von der flackernden Unschärfe verschluckt worden war.
    Ich warf Jennifer einen bedenklichen Blick zu. Sie saß stocksteif da, konzentriert, aber untätig. Der Sineser hatte sich bis auf wenige Kreuzerlängen herangeschoben. Wie ein vibrierendes Gebirge durchpflügte das gewaltige Schiff die Nacht. Man glaubte graugrüne Tangfäden an seinen Flanken hängen zu sehen und einarmige, mit Augenklappen versehene Piraten, die zum entern bereit drohend ihre Krummsäbel schüttelten.
    Ein zweiter Schuss blitzte von dem schweren Geschützturm auf. Der glühende Werferstrahl raste auf uns zu und wurde dicht vor uns von einer unsichtbaren gläsernen Wand aus Zeit und Raum abgeschnitten. Der gekappte Energiestrang brannte noch auf meiner Netzhaut nach. Aber schon lagen wieder tausende von Lichtjahren zwischen diesem Ereignis und der lautlosen Nachführbewegung, mit der der Richtkanonier drüben seine Läufe senkte.
    »Sie schießen sich auf uns ein«, stellte ich fest.
    Jennifer saß noch immer regungslos da. Wie eine Touristin auf einer Kaffeefahrt, die gelangweilt die Landschaft betrachtet, sah sie hinüber, wo der Kreuzer schweigend durch die Unendlichkeit rumpelte und eine dritte Salve abgab, die wenige Meter und einige Milliarden Kilometer hinter unserem Heck in das wabernde Nichts schlug.
    Dann hob sie gemächlich, wie eine Marionette, die in Trance gefallen war, die rechte Hand, streckte, ohne den Oberkörper zu bewegen, den Arm vor und berührte ein sensorielles Feld auf ihrer Tastatur. Im gleichen Augenblick war das Geisterschiff verschwunden. Der Vorgang hatte etwas zauberhaftes. Die tödliche Bedrohung war durch einen Knopfdruck ausgeknipst. Ich sah mich keuchend um. Wir standen. Die Sterne, an deren geruhsame Drift ich mich gewöhnt hatte, waren an ihren Positionen festgefroren. Jennifer hatte uns einfach gestoppt und die Sineser einige tausend Lichtjahre weit in die Irre geschickt.
    Der Feldgenerator unseres ingeniösen Shuttles seufzte schwer. Das Dröhnen sank zu einem hörbaren Grummeln ab, als die unvorstellbare Leistung des Reaktors versiegte. Jennifer gab einen neuen Vektor ein, und wir schossen wieder davon. Die fernen Sterne nahmen erneut ihre tröstliche Bewegung auf.
    »Man kann das nicht allzu oft machen«, sagte Jennifer kritisch. »Es nimmt die Maschinen zu sehr mit. Obwohl wir nicht fliegen, sondern springen, gibt es auch im Warpraum eine Art Massenträgheit. Sie ist sogar von Nutzen.« Sie sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Ich liebte sie, wenn sie so dozierte. »Das ist auch der Grund, warum das andere Schiff so massiv war. Je höher die Masse, umso stabiler liegt es auf seiner Bahn durch den Hyperspace, wenn die Brandung der Raumzeit an seinen Spanten zerrt.«
    Ich nickte. Man konnte also nicht ständig wieder auf die Bremse treten und den Gegner aussteigen lassen. Schweigend zogen wir dahin.
    »Die sind aber hartnäckig«, sagte sie nach einer Weile.
    Sie nahm es noch immer sportlich. Tatsächlich hatte der Kreuzer unsere Fährte wieder aufgenommen. In kurzer Zeit schob er sich flackernd und von einer Art weißen Rauschens überlaufen heran. Das Schiff ging längsseits. Es eröffnete nicht wieder das Feuer auf uns,

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