Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Seite und drückte mich mit dem Rücken in eine Mulde der Höhlenwand. Das Shuttle gab einen Schuss aus beiden Zwillingsläufen ab. Die Wucht der Salve nahm mir den Atem. Einer der Sineser wurde zu blutigen Fetzen zerrissen, die ringsum an die Höhlenwände sprühten. Der andere hatte aufgepasst und war ebenfalls in einer kleinen Ausbuchtung in Deckung gegangen. Jetzt stürmte er weiter vor, aus zwei leichten Waffen feuernd. Ich nahm ihn unter Beschuss. Das Shuttle schob sich neben mich. Ich kletterte hinein. Jennifer schloss die Luke, gab eine zweite Salve ab und beschleunigte im gleichen Augenblick. Der Sineser wurde wenige Meter vor uns getroffen. Seine Gliedmaßen prallten gegen die Schnauze unseres Schiffes und wurden am Fels zu blutigem Schleim zerrieben. Wir schossen ins Freie.
»Das Schiff«, schrie ich. »Sie haben uns im Visier.«
Dann drückte der ungeheure Schub mich in den Sitz, dessen GraviGurte sich schmatzend um mich schlossen. Wir rasten ins grelle Sonnenlicht hinaus. Jennifer zog die Maschine steil nach oben und ging gleichzeitig in trudelnde Drehbewegungen über. In der Tiefe donnerte der Abschuss der schweren Geschützbatterie. Wir legten uns auf die Seite. Der Werferstrahl riss neben uns ein blasiges Loch in den Himmel. Jennifer warf das Shuttle zur anderen Seite herum, schlug einen Haken und jagte dann senkrecht in die dünnen Wolken hinauf, die sich rasch um uns zerteilten. Das letzte, was ich im Zurückblicken sah, war, wie der Kreuzer die Haupttriebwerke zündete und in einer Eruption von brennendem Gestein abhob. Auf die Mannschaften, die sich im Freien befunden hatten und die in wildem Lauf zu ihrem Schiff zurückstrebten, nahm er keine Rücksicht.
Vor uns lag das Sternenfeld. Sowie wir den äußeren Strahlungsgürtel des Planeten passiert hatten, betätigte Jennifer die Kontrolltaste auf ihrem Hauptbedienplatz. Ein dumpfer Knall schallte von der Reaktorkammer zu uns nach vorne. Ein Zittern lief durch das Schiff, und es bockte wie ein Rodeopferd. Die Sterne verschwanden nicht.
»Ups«, machte Jennifer und grinste.
Ich sah nach hinten, wo unser Verfolger die oberen Atmosphäreschichten durchbrach. Wie ein Seeungeheuer sich triefend aus den Fluten erhebt, erhob er sich aus der Lufthülle. Sein Triebwerksstrahl wühlte die feinen Stratuswolken auf. An seinen Flanken blitzten und arbeiteten die Hilfsraketen.
»Jennifer«, flehte ich, »sag bitte, dass das Absicht war.«
Sie lächelte, aber es war ein gefrorenes, maskenhaftes Lächeln. Verbissen tastete sie auf ihrer Konsole herum, deren fremdartige Schriftzeichen flackernd vorüberliefen.
»Absicht ist, was man im Nachhinein dazu erklärt«, knurrte sie zwischen den zusammengebissenen Zähnen.
Bei konventionellem Antrieb und mit mäßiger Beschleunigung stiegen wir weiter auf. Der Sineser war uns dicht auf den Fersen. Bald mussten wir in Reichweite seiner Geschütze sein. Es war unglaublich, wie er so plötzlich hatte abheben können. Sein Hauptgenerator war heruntergefahren gewesen. Dennoch hatte es den Kommandanten offenbar nur einen Tastendruck gekostet, und das riesige Schiff war startklar gewesen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die zurückflutenden Stoßtrupps an Bord zu nehmen. Die meisten waren in der Gluthölle, die der Rückstoß in der Ebene verursachte, verbrannt.
Jennifer hatte das Shuttle herumgerissen. Sie schlug einige Haken. Dann wiederholte sie das Manöver. Wieder knallte es hohl. Das Schiff bäumte sich auf, dass wir trotz der GraviGurte beinahe aus den Sitzen geschleudert worden wären.
»Fehlzündung«, sagte sie amüsiert. »Gar nicht schlecht.«
Sie fummelte wieder an ihren Armaturen. Ich beugte mich über die Bedienung unserer Bordkanone und bereitete mich darauf vor, mir ein weiteres Scharmützel mit dem Kreuzer liefern zu müssen.
»Liebling«, jammerte ich. »Es wäre mir wirklich recht.«
Wir flogen einige Schlangenlinien und drehten uns um uns selbst. Die virtuellen Gyroskope, die die beiden Zwillingsgeschütze automatisch nachführten, heulten unter ihren berstenden Verkleidungen. Der Kreuzer hatte jetzt ebenfalls den freien Raum erreicht. Die Magnethülle des Planeten floss in silberblauen Elmsfeuern von seinem Leitwerk ab. Es war ein Bild furchtbarer Kraftentfaltung.
»Gut, gut, gut«, sagte Jennifer, die in ihrer Konzentration mit sich selber sprach. »Wir haben eine Signatur ausgelöst, ohne den Korridor zu öffnen. Um so besser!«
Sie öffnete neue Felder auf ihrer Konsole
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