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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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ein und prüfte die Anzeigen. Endlose Kolonnen rasselten über die Schirme. Millionen Möglichkeiten wurden vorgeschlagen, geprüft, verworfen, zur näheren Begutachtung zurückgestellt. Endlich blinkte ein gelber Punkt, der von einem grünen Kreissymbol gefasst war, auf ihrem Hauptbedienfeld. Sie tippte mit spitzem Finger darauf, lehnte sich zurück und sah mich pfiffig an. In ihrer Iris spiegelte sich ein südlicher Himmel, den ein tropischer Sonnenuntergang entflammte.
     
    Eine halbe Stunde später setzten wir auf. Wir hatten den Warp abgeschaltet und waren noch einige Minuten lang mit der lächerlichen Geschwindigkeit von Mach zehn über einem jadegrünen Ozean gekreist. Dann hatten wir eine geeignete Landemöglichkeit gefunden. Die Insel würde sich zu Fuß in wenigen Minuten überqueren lassen, und sie gehörte, wie wir aus der Luft gesehen hatten, zu einem Atoll, das sich einmal rings um den Äquator dieses Planeten herumzog. Kleine Riffe und Eilande waren wie eine getupfte Bauchbinde über die Äquinoktiallinie dieser Welt gesprenkelt. Saftgrüne Vegetation hob sich von den kreideweißen Sandbänken ab.
    Jennifer brachte das Shuttle auf den Grund. Stotternd lief der Generator aus. Die Triebwerke erstarben. Zwitschernde Instrumente scannten die Atmosphäre, während sich jenseits unserer Scheiben langsam der staubfeine Sand legte, den unsere Landung aufgewirbelt hatte. Ich ließ mich schwer in den gravimetrischen Sessel sinken. Aber Jennifer kletterte schon über mich hinweg. Sie stieß die Luke auf, sprang ins Freie und lief die sichelförmige Bucht hinunter. Ich registrierte, dass eine feuchte Wärme das Schiffsinnere eroberte. Ein sanfter Wind fing sich säuselnd in der offenstehenden Luke. Der Geruch von Salz und schäumendem Wasser stand herein. Das Tosen der Brandung löste das monotone Donnern der Motoren ab. Langsam ließ ich mich aus dem Sitz gleiten und rutschte die herabgelassene Rampe hinunter, ins Freie. Im Zenit brannte eine stahlweiße Sonne. Das Rauschen großer Pflanzen erfüllte die Luft unter dem zitrusgrünen Himmel. Schwerfällig tat ich die ersten Schritte in dem heißen Sand, der so fein war, dass ich bis über die Knöchel einsank. Zwanzig Meter weiter leckte das Meer mit türkisblauen Zungen an diesem schmalen und unfassbaren Paradies.
    Jennifer hatte den Anzug ausgezogen, der von den Strapazen der vergangenen Monate mitgenommen war. Seine ruß-, staub- und ölgefleckte Hülle lag vor mir am Strand und wurde von warmen Böen hin und hergewendet. Sie hatte sich aus dem sensoriellen Unterzeug gestrampelt, das ebenfalls zerschlissen war, und war nackt und jauchzend ins Wasser hinausgerannt. Jetzt schwamm sie schon weit draußen, von der langwelligen Dünung gewiegt, und winkte mir kreischend zu.
    Ich ließ mich in den Schatten eines palmenartigen Baumes nieder, in dessen Krone der Wind wühlte wie ein junges Mädchen im Haarschopf des Geliebten. Langsam ratschte ich die Knöchelmanschetten auf und streifte die Stiefel ab. Meine Hände krallten sich in den blütenreinen Sand, als müssten sie sich immer noch an etwas festhalten, als müssten sie diesen Traum festhalten, der jeden Augenblick in einem schweißigen Schrei zerrinnen konnte. Aber nichts geschah. Ich saß fest, wie nur je ein Mensch auf einer Erde gesessen hatte, atmete duftende Luft, hörte tuschelndes Laub, spürte wohltuenden Schatten, der meine Zerschlagenheit mit seinem Fleckenmuster bekleckerte. Am Strand lagen Jennifers Schuhe und Kleider. Draußen hob und senkte sich ihr blonder Kopf über den limonenfarbenen Wellen. Ihre Juchzer wurden vom mahlenden Rhythmus der Brandung übertönt. Etwas weiter oben stand das Shuttle mit geöffneten Luken auf einer runden Düne. Vor seinem Bugschild und hinter seinem Heck flimmerte die Luft vor Hitze. Das war das einzige Indiz, das darauf hindeutete, dass wir nicht schon immer hier gewesen waren.
    Skeptisch betrachtete ich einige faustgroße, tropfenförmige, dunkelgrüne Wesen, die fünf Schritt vor mir in der Brandung spielten. Sie sahen aus, als habe ein Ochsenfrosch mit einer Avocado Unzucht getrieben. Auf zwei daumengroßen gelben Flossen stehend, hüpften und trudelten sie in der Zone des auslaufenden Wassers herum. Eine Bewegung am hinteren Rand meines Sichtfeldes ließ mich herumfahren. Ein fingerlanger roter Wurm, halb Blutegel, halb Raupe, kroch an der borkigen Rinde des Stammes herum, an dem ich lehnte. Ich sah weiter nach oben. Zehn Meter über mir, im Wipfel des schlank

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