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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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aufsteigenden Baumes, tummelten sich bunte Flugwesen, wie aus Papier gefaltet. Sie waren so filigran und zerbrechlich, dass sie von einem japanischen Origamimeister hergestellt sein mussten. Dann schaute ich wieder hinaus. Im kristallenen Wasser blitzten die wendigen Flossenschläge silberner und purpurfarbener Fischlein.
    Ich schüttelte den Kopf. Dann betrachtete ich lange meine Hände. Als ich mich überzeugt hatte, dass alles dies Wirklichkeit war und dass sie andauerte, über jedes Augenschließen hinaus, erhob ich mich. Ich legte meine Kleidung ab und lief zum Wasser hinunter. Es war kühl und herrlich erfrischend. Ich watete ein paar Schritte hinaus und schwamm dann zu Jennifer, die auf dem Rücken im Wasser lag und mit kräftigen Arm- und Beinschlägen die Wogen pflügte.
     
    Schwer von unfassbarem Glück und vom plötzlichen Gewicht unserer Körper, und doch erholt und gleichsam ausgetauscht, als seien wir einem Jungbrunnen entstiegen, stapften wir auf den Strand zurück. Der warme Wind und die senkrechte Sonne trockneten uns in Augenblicken. Wir mussten uns weder abreiben noch etwas anziehen. Wir gingen zum Shuttle hinüber und kletterten hinein. Jennifer warf die Filter an. Die Atmosphäre dieses Planeten war gesättigt genug. Sie lieferten unseren Pumpen ausreichend Nahrung, um unsere Vorräte an Sauerstoff und Plasma aufzufüllen. Auch die Akkus und Generatoren waren erschöpft. Wir stiefelten auf der Düne umher, um die großen Sonnensegel auszubringen, die unser Schiff mit elektrischer Energie versorgten. Schließlich schöpften wir Meerwasser in die Kanister und aktivierten die Aufbereitung, die die winzige Nasszelle des Shuttles speiste und für den sanitären Standard sorgte.
    Wir durchstreiften die Uferböschung, die aus Büschen und schlanken Bäumen bestand. Einige von ihnen trugen Früchte, von deren Essbarkeit uns ein rascher Wink mit dem Handscanner überzeugte. Wir pflückten einen Helm voll davon. Dann lagen wir splitternackt und lachend im Schatten, lehnten uns aneinander und schoben uns gegenseitig die feigenförmigen zuckersüßen Beeren in den Mund.
     
    Wir blieben mehrere Tage auf dieser schmerzhaft idyllischen Welt. Die Filter molken Plasma und Energie in unsere Speicher. Jennifer kletterte am und im Shuttle herum, nahm kleinere Reparaturen vor und reprogrammierte die Automatik. Wir schwammen im seidigen Wasser. Ab und zu unternahm ich kleinere Spaziergänge. Am weichen Strand entlang konnte man die Insel in einer Stunde umrunden. Die Sonne brannte auf meine entwöhnte Haut, die seit Jahren keinen atmosphärischen Einflüssen mehr ausgesetzt gewesen war. Aber die linden Passatwinde fächelten meinen versengten Schultern Kühlung. Manchmal blieb ich stehen und sah zurück, wo meine Fußspuren noch drei, vier Schritte weit zu sehen waren. Dahinter hatten flache Wellen sie schon wieder ausgelöscht. Es war, als wäre ich nie dagewesen. Wir waren wie junge, noch etwas unbeholfene Götter, die eine neue Welt in Besitz nahmen und ihr staunend die Eihaut wegzogen. Am Abend war das Meer wie das Fruchtfleisch reifer Melonen. Man schien in Nektar zu baden. Am Horizont floss es mit dem violetten Himmel ineinander. Warum blieben wir nicht einfach hier? Wir konnten von dem leben, was an den Bäumen wuchs. Die Recyclinganlagen des Shuttles filterten das Wasser. Die Energie dazu lieferten die Generatoren oder die Solarzellen. Wir würden nie wieder arbeiten müssen, geschweige denn kämpfen. Wir würden nicht einmal etwas anziehen müssen. Ich blieb stehen und sah über die wogenden Fluten hinaus. Warum konnte es nicht immer so sein? Aber dann ging ich weiter. Um die spitze Landzunge auf der Nordseite der Insel kehrte ich zu Jennifer zurück, die sich an den Triebwerken zu schaffen machte. Sie lag unter dem Heck des Shuttles. Nur ihre braungebrannten Beine ragten darunter vor. Nein, dachte ich, wir konnten nicht bleiben, noch nicht. Aber einst würden wir wiederkommen. Wir würden als freie Menschen hierher zurückkehren.
     
    Mittags saß ich im Schatten und sah Jennifer zu, die stets zur heißesten Stunde ein Bad in der Brandung nahm. Wie ein Korken tanzte ihr Kopf auf den Wellen. Ihre Schreie spritzten auf wie die Gischt. Ab und zu kicherte sie, wenn kleine Fische ihre Füße berührt hatten. Sie standen dort draußen so dicht, dass man sie um sich spürte. Das Meer selbst schien einen mit seinen Flossen zu streicheln. Wenn die Wogen sich in Strandnähe aufsteilten und vom Sonnenlicht

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