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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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durchstrahlt wurden, standen die Wasserwände für einen Augenblick wie breite Aquarien da und man konnte das quirlende bunte Leben sehen, das sich in ihnen tummelte.
    Jennifer kam an den Strand herauf. Mit den schweren Schritten eines Menschen, der lange geschwommen war, stapfte sie durch die letzten auslaufenden Wellen und den knöcheltiefen Sand. Sie war schön. Wenn sie Arme hob, ihr Haar mit beiden Händen zusammenfasste und das Wasser herausdrückte, war sie schön wie eine Statue, die um ihre Schönheit weiß. Sie schüttelte sich, dass die Tropfe wie Funken von ihr flogen. Dann ließ sie sich neben mich in den Schatten fallen. Eine Weile lagen wir nur da und schauten auf die pfauenfarbene Krümmung des Horizontes. Dann sprachen wir das weitere Vorgehen durch. Die Energiereserven waren weitgehend wieder aufgefüllt. Die Reparaturen waren abgeschlossen. Das Shuttle sah zwar recht mitgenommen aus. Es hatte bei den diversen Fluchten und Gefechten einige Treffer einstecken müssen. Aber es würde uns schon noch einige Kiloparsec befördern, meine Jennifer, gutmütig und geduldig wie bisher. Die sinesische Technologie war robust.
    Wir schwiegen wieder, dann schob sich Jennifer noch dichter an mich heran. Sie berührte meine Knie. Ihr Blick bekam etwas Nacktes, Offenes.
    »Dein Showdown in der Höhle war wirklich erstklassig«, sagte sie.
    Ihr Spott klang ein wenig verrutscht. Ich spürte, dass die flapsige Formulierung nur verdecken sollte, dass es sie bewegte, an diese Szene zu denken.
    »Ohne deinen Feuerschutz hätte ich niemals das Shuttle holen können«, fuhr sie nach einiger Zeit fort. »Das war sehr mutig von dir!«
    Ich lächelte und strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht, das sie mir wie eine Opfergabe entgegenhielt. Sie schloss die Augen und schmiegte ihre Wange in meine Handfläche.
    »Sind wir schon so weit«, meinte ich, »dass wir uns gegenseitig Komplimente machen müssen.«
    Sie schnurrte wie ein verliebter Kater und rieb mit den Fingerkuppen meine Schenkel.
    »Eigentlich«, denke ich, »sind wir doch ein eingespieltes Team, das sich aufeinander verlassen kann.«
    Sie schlug die Augen wieder auf. Ihr Blick bekam etwas Lauerndes.
    »Aber bitte«, lachte ich, »wenn du willst: du hast ein fliegerisches Können an den Tag gelegt, dass ich nicht einmal dir zugetraut hätte. Ich war froh, dass ich dich dabeihatte und niemanden sonst.«
    Meine letzten Sätze gingen durch sie hindurch wie Schwertstreiche durch warmen Abendduft. Sie nahm sie so wenig wahr wie ein Blinder die Mimik seines Gegenübers. Stattdessen knüpfte sie an meine vorletzte Bemerkung wieder an.
    »Sind wir das wirklich?«, fragte sie ernst.
    Ihre Miene hatte plötzlich etwas Schmerzliches. Ich begann mich zu fragen, worauf sie hinauswollte. Irritiert wich ich ihrem ruhigen, abwartenden und doch dringlichen Blick aus.
    »Wir waren das einmal«, sagte sie leise, zögernd.
    Sie nahm meine Hand in die ihre und zog buchstabierend die Linien darin nach. Ich schlug die Beine unter und wand mich aus ihrer Berührung los.
    »In den letzten Jahren ...«
    Sie verstummte. Ruckhaft warf sie den Kopf herum und starrte über das Meer hinaus.
    Ich seufzte. Die paradiesische Szenerie schien zu verschwimmen. Sie löste sich auf. War alles so unwirklich, dass ein einziges Wort es auslöschen konnte? Auf das zeitlose Glück, in dem wir während der letzten Tage gelebt hatten, traf das offenbar zu. Eine Andeutung hatte es zunichte gemacht, hatte entlarvt, dass es nur ein Traum gewesen war. Auch das gab es, Realität, die so unwiderleglich wie ein Ozean und so festgegründet wie ein Baumstamm war und die sich doch als Phantasma erwies.
    »Fängst du wieder damit an?«, fragte ich resigniert. »Hier? Tausend Millionen Lichtjahre von allem entfernt.«
    Sie lächelte leise über das Pathos, mit dem ich meine Getroffenheit zu erkennen gab.
    »Ich will es nur verstehen«, sagte sie sanft.
    Sie wollte wieder meine Hand ergreifen, aber ich rückte von ihr ab. Um ihre großen Augen lag ein offenes Flehen. Eine vollkommene Blöße, die unsere physische Nacktheit überstrahlte.
    »Es ist da immer noch etwas zwischen uns, eine unsichtbare Wand. Ich will, dass wir sie einreißen, und ich bin bereit, dir dabei zu helfen.«
    Ich zwang mich, ihrem Blick zu begegnen. Darin las ich die Bereitschaft, Verzeihung auszusprechen. Eine große Aufrichtigkeit leuchtete aus ihr. Die Jahrzehnte alte Vertrautheit, die zwischen uns war und in der wir zuletzt nebeneinander her

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