Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
lächelte schmerzlich und gequält. Immerhin ließ sie die Bereitschaft erkennen, mich verstehen zu wollen. »Was ist los mit dir, Frank«, sagte sie zärtlich, aber abgespannt. »Bist du für eine Midlife Crisis nicht schon zu alt?«
Das war ein gutes Manöver, um meinen Weltschmerz ins Lächerliche zu ziehen, denn nach irdischer Zeit war ich über einhundert Jahre alt.
»Morgen rede ich mit Reynolds«, setzte sie noch hinzu. »Vielleicht kann er dich irgendwo unterbringen.«
»Ich bin doch kein Praktikant«, sagte ich nur, »den man irgendwo unterbringen muss.«
Sie nickte, tätschelte wohlwollend meine Schulter und begab sich kurz darauf in die Nasszelle, um sich für die Nacht fertig zu machen. Dann lagen wir nebeneinander. Jennifer schlief augenblicklich ein. Ihre Atemzüge waren so tief und gleichmäßig wie in der Prana-Bindu-Trance. Ich vermutete, dass sie sich bewusst in diesen Tiefschlaf versetzt hatte, um sich für den nächsten anstrengenden Tag zu regenerieren. Mein eigener Tagesablauf war leider nicht so erschöpfend gewesen. Ich lag wach, lauschte der Stille des Schiffes, das jetzt mit abgeschalteten Reaktoren auf seiner Bahn lag, und versuchte mir die Verlorenheit, in der wir hier draußen hausten, zu vergegenwärtigen. Als ich nach mehreren Stunden immer noch keinen Schlaf gefunden hatte, stand ich wieder auf, zog mich im Dunkeln an und trat auf den Gang hinaus. Dort brannte nur die grüne Nachtbeleuchtung, die eine sonderbar submarine Stimmung verbreitete, während ich zum nächsten Fahrstuhl tappte.
In den nächsten Tagen fand ich tatsächlich eine Beschäftigung. Als einer der dienstältesten Offiziere der Fliegenden Crew übernahm ich die Leitung des neugebildeten Stabes, der die Welten dieser Region zu kartieren und auf ihre Tauglichkeit hin zu untersuchen hatte. Die neue Tätigkeit brachte es mit sich, dass ich mit Dr. Frankel zusammenarbeiten musste. In seinem weißen Laborkittel rannte er durch die Institute und Gänge der Planetarischen Abteilung, wo er mehr Wind verbreitete als zur Arbeit beizutragen. Die Aufteilung unserer Kompetenzen war ein wenig heikel. Denn als Stellvertretender Leiter der Planetarischen war er offiziell mein Vorgesetzter, auch wenn er als Zivilist mir gegenüber nicht weisungsbefugt war. Da er wusste, dass ich den besseren Draht zu Rogers hatte, war klar, dass er mir nicht offen ins Handwerk pfuschen würde. Gefährlich würde es allerdings, wenn irgendetwas schief ginge. Dann würde das Gerangel um Zuständigkeit sich plötzlich umkehren, und er würde alle Verantwortung weit von sich weisen. Ich musste also vorsichtig sein. Die eigentlichen Vorwürfe, die aus meiner Tätigkeit erwuchsen, handelte ich mir allerdings von gänzlich anderer Seite ein.
Aus dem Randbezirk des protostellaren Nebels heraus kartierten wir zahllose neuer Sterne, deren Spektren wir analysierten. Es handelte sich um junge Sonnen, von denen die wenigsten stabile Planetensysteme ausgebildet hatten. Dennoch hatten wir bald ein Dutzend und mehr Welten in die engere Wahl aufgenommen. Da wir nicht auf der Suche nach Leben waren, sondern lediglich unsere Ressourcen an primären Rohstoffen auffrischen wollten, konnte uns das nur recht sein.
Wir hatten noch nie in einer solchen Himmelsgegend gearbeitet, wo, nach kosmischen Maßstäben, andauernd neue Sterne aufflammten, die meistens noch von staubförmigen Akkretionsscheiben umgeben waren, und wo feste Planeten eine rare Ausnahme darstellten. Die automatischen Scanner der Vorfeldaufklärung der MARQUIS DE LAPLACE nahmen uns den mechanischen Teil der Arbeit ab. Sie filterten 99 Prozent der Weltkörper, die das Deepfield Tag für Tag erfasste und in die Quantenspeicher schrieb, wieder heraus, da sie für unsere Zwecke nicht in Betracht kamen. Die übrigen, immer noch zweistellige Zahlen an stellaren Systemen, deren standardisierte Daten allmorgendlich auf meinen Schirm kamen, mussten manuell gesiebt werden. Da kam es auf zahllose Faktoren an. Spektrum und Alter des Zentralsterns, Abstand und Umlaufperiode des Planeten sowie dessen Masse und Magnetfeld. Auch der Abstand zum Nachbarstern musste beachtet werden, sowie die Bewegung der gesamten Sterngruppe und die Kontaminierung des Gebietes durch Strahlung, ionisierte Nebelreste und vagabundierende, noch nicht durch stabile Gravitationsinseln gebundene Asteroidenschwärme. Die Planeten als solche sollten ein möglichst breites Repertoire an schweren Elementen aufweisen. Sekundäre Faktoren wie
Weitere Kostenlose Bücher