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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Schotte ausgeklinkt. Für eine Weile hingen Dutzende Stränge wie gekappte Arterien in den Raum hinaus, ehe sie von einer der beiden Seiten eingeholt wurden.
    Wir bestätigten die Informationen der Instrumente, dass alles einwandfrei abgelaufen war. Der Vorgang der Segmenttrennung war zuvor ein einziges Mal in der Praxis erprobt worden. Das war vor mehr als zwanzig Jahren im erdnahen Orbit gewesen, und man hatte die unmittelbar angrenzenden Segmente bis auf den letzten Mann geräumt. Noch nie hatte man ein komplettes Segment aus dem Leib des Mutterschiffes herausgelöst. Geschweige, dass man es dann sich selbst überlassen und in einer vollkommen unbekannten Region des Universums ausgesetzt hätte. Die technische Autonomie einer so großen Einheit ließ sich improvisieren. Das Heikle dabei war, dass das separate Segment manövrierunfähig war. Die Binnensegmente verfügten lediglich über Steuerelemente, die geringfügige Manöver und Positionskorrekturen erlaubten. Das ausgekoppelte Kleine Drohnendeck würde von sich aus also zu keinen weiterreichenden Bewegungen mehr fähig sein. Es dümpelte auf seinem Orbit wie ein Stück Treibgut.
    Das Kleine Drohnendeck, das in den letzten Wochen zu einer Art kosmischem Flugzeugträger mit einer Kapazität von 2000 Mann umgebaut worden war, hing jetzt nur noch über die beiden Hauptsegmentkupplungen an seinem vorderen und hinteren Ende mit dem Rest der MARQUIS DE LAPLACE zusammen. Einige Minuten lang wurden Daten abgeglichen und neue Messergebnisse überprüft. Als alle Parameter stabil blieben, wurde das Manöver fortgesetzt. Zunächst wurden noch einige kleinere Schächte und Verbindungsstränge abgesprengt, die, wie geschwollene Arterien auf einem muskulösen Arm, der eigentlichen Kupplung auflagen. Dann öffnete sich die Hauptsegmentkupplung. Der zentrale Verbindungsschacht hatte einen Durchmesser von zwölf Metern und war damit geräumig genug, alle Arten von Shuttles und Drohnen von einem Segment zum anderen und so in Längsrichtung durch den ganzen Leib des Mutterschiffes zu bugsieren. Die Kupplungen mussten außerdem stabil genug sein, die Kräfte, die beim Start oder in Beschleunigungsphasen auftraten, von einem Segment des riesigen Stahlleibs auf das nächste zu übertragen. Vom Reaktorblock abgesehen, fanden sich hier die schwersten Elemente des ganzen Schiffscorpus’. Sie wurden jetzt in Bewegung versetzt. Das dunkle Knirschen, mit dem die schweren Stahlringe sich gegeneinander drehten, musste sich im gesamten Bau der MARQUIS DE LAPLACE fortpflanzen. Nur hier draußen war nichts davon zu hören. Als die riesigen Kupplungen sich geöffnet hatten, wurden die Verbindungstunnel zurückgezogen.
    Als auch von der anderen Seite das OK kam, atmeten wir auf. Ein wesentlicher Teil des Manövers war damit abgeschlossen. Jennifer begab sich an die Pilotenkonsole, um die ENTHYMESIS um einige hundert Meter zurückzunehmen. Bei Kleiner Fahrt sahen wir die Masse der MARQUIS DE LAPLACE zurückfallen. Schon aus geringer Entfernung war nicht mehr auszumachen, dass eines ihrer zwölf Segmente nicht mehr mit dem Rest ihres Körpers verbunden war. Unbewegt schwebte Segment VI immer noch an Ort und Stelle. Das anschließende Manöver war noch um einiges heikler. Dann zündeten die Steuerdüsen an Segment VI. Während sowohl der vordere Teil des Schiffes als auch die abgetrennten hinteren Segmente bewegungslos blieben, wurde das Kleine Drohnendeck in einer seitlichen Rollbewegung aus dem Verbund getrennt. Es wälzte sich auf die Seite und öffnete so die Lücke zwischen den Segmenten V und VII. Als das Segment VI sich in seitlicher Bewegung um mehrere Kilometer von der Achse der MARQUIS DE LAPLACE entfernt und sich dabei einmal um sich selbst gedreht hatte, wurde es durch eine neuerliche kurze Zündung der Steuerdüsen gestoppt und trieb dann friedlich, ein vierkantiger Klotz, vor der sandfarbenen Tagseite von Eschata I.
    Die Hauptsteuerung der MARQUIS DE LAPLACE zündete, über einen Abgrund von anderthalb Kilometern hinweg, in dem der materielle Zusammenhalt des Schiffes ausgesetzt war, das Haupttriebwerk. Bei kleinstmöglicher Leistung wurde die ungeheure Masse des Reaktorblocks, der die Segmente X bis XII einnahm, sowie der im Vergleich dazu vernachlässigbaren Segmente VII bis IX herangeführt. Meter für Meter schob sich das abgetrennte Heck an den Torso der ersten fünf Segmente heran, der steuerlos auf seiner Umlaufbahn lag. Meter für Meter wurde die Einheit, deren Ende mit

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