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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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ausgeglichen. Sie verschwindet einfach!«
    Für einige Sekunden war es totenstill im Labor. Der Feldgenerator des Analyseschrankes lief langsam aus, als wir die Apparatur abschalteten, und verstummte dann. Die Automatik meldete, dass sie die Messergebnisse und unsere Reaktionen dazu ins Protokoll geladen hatte.
    »Das«, stammelte Lambert irgendwann, »das ist doch wirklich etwas vollkommen ...«
    Ich kam ihr zu Hilfe. »Etwas Neues, das mit keinem bekannten Phänomen in Einklang zu bringen ist.«
     
    Den ganzen Tag über wiederholten und verfeinerten wir die Untersuchungen, bis wir sicher waren, sämtliche Fehlerquellen und Messungenauigkeiten ausgeschaltet zu haben. Die Ergebnisse präzisierten sich, veränderten sich aber nicht. Es blieb dabei: Das Vakuum, in dem wir uns befanden, war vollkommen. Es gab hier nichts, was wir auf der Palette der uns bekannten Vorkommensweisen der Materie hätten wiederfinden können. Und dennoch setzte diese Leere allem, was sie durchqueren wollte, einen winzigen, aber messbaren Widerstand entgegen. Energie wurde absorbiert, ohne dass sich ihr Betrag in umgewandelter Form hätte nachweisen lassen.
    Wir standen vor einem Rätsel. Unter diesen Umständen hielt ich es für unvertretbar, den Warpkern der ENTHYMESIS zu aktivieren. Solange wir nicht wussten, was mit der Energie geschah, die verschlungen wurde, konnten wir das Risiko nicht eingehen, so gewaltige Energien zu entfesseln, wie sie für einen Warpsprung nötig waren. Mehrere Tage lang experimentierten wir mit den Steuerdüsen. Das Schiff schien manövrierfähig zu sein. Zwar gab es keine Anhaltspunkte, ob wir uns tatsächlich bewegten, aber die ENTHYMESIS führte alle Manöver programmgemäß aus. Schließlich verfielen wir auf die Idee, eine Handkamera auszusetzen. Am langen Greifarm brachten wir sie in eine Entfernung von einhundert Metern. Sie blieb dort, als wir sie ausklinkten und den Arm einzogen, und lieferte uns ein nur leicht getrübtes Außenbild unseres Schiffes. Als wir manövrierten, konnten wir uns auf den Monitoren davon überzeugen, dass wir uns tatsächlich bewegten. Sonderbarerweise wurde es durch die Außenperspektive noch viel unheimlicher. Wir sahen unser Schiff vor dem Hintergrund der saugenden strukturlosen Schwärze, sahen uns selbst, wie wir auf der Brücke agierten und zu den großen Fenstern hinausspähten, und drum herum war nichts als diese gleißende Finsternis.
    Aus dem Gedanken heraus, dass man sich, wenn man in einem Wald verirrt ist, immer an eine Richtung halten soll, weil kein Wald unendlich groß ist, befahl ich Jennifer, die Triebwerke hochzufahren und die ENTHYMESIS bei Kleiner Fahrt geradeaus zu steuern.
    »Unendlich nicht«, sagte sie, »aber womöglich sehr, sehr groß.«
    Wenn die seltsame Dunkelwolke eine Ausdehnung hatte, die sich nach Lichtjahren bemaß, hatten wir bei dieser Geschwindigkeit keine Chance, zu Lebzeiten aus ihr herauszukommen. Aber als wir einige Zeit lang Erfahrungen gesammelt hatten und keine Reibungshitze oder sonstige Interaktionen zwischen dem Schiff und seiner Umgebung zu verzeichnen waren, wies ich die beiden Pilotinnen an, auf Vollen Schub zu gehen und den Explorer auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen. Lichtjahre konnten wir zwar auch damit nicht überwinden, aber einige Milliarden Kilometer ließen sich in vertretbaren Zeiträumen zurücklegen.
    »Wie lange mag es dauern?«, fragte jemand, als wir am dritten Tag nach dem Anwerfen der Reaktoren zum gemeinsamen Abendessen in der Messe zusammenkamen.
    Wir hatten vor dem Zünden der Triebwerke gewendet und Kurs auf die MARQUIS DE LAPLACE genommen. Immerhin wussten wir, dass die Dunkelwolke in dieser Richtung irgendwann enden musste. Selbst bei Höchstgeschwindigkeit waren wir mit konventionellem Antrieb viel zu langsam, um einen nennenswerten Teil der Entfernung bis zu unserem Mutterschiff überwinden zu können. Aber da uns im Vorfeld der Mission die Dunkelwolke nicht aufgefallen war, hofften wir, dass sie klein genug war, um von uns mit vertretbarem Zeitaufwand durchstoßen werden zu können.
    Am fünften Tag machte sich eine gewisse Nervosität bemerkbar. Wir versuchten, unsere Messergebnisse in die Praxis umzusetzen und zu berechnen, wie viel von ihrem Bewegungsimpuls die ENTHYMESIS an ihre Umgebung abgab. Leider gab es keine Möglichkeit, verlässlich festzustellen, wie schnell wir uns in Relation zu unserer Umgebung bewegten. Da die Dunkelwolke keine Absorptionsenergie zurückgab und an unserem Bug

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