Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
andere gefreut. Aber jetzt ist alles so ...« Sie brachte ihren Satz nicht zuende. In ihren Augenwinkeln nistete eine unheilbare Verletzung.
»Musst du wieder mit alten Geschichten kommen«, brummte ich.
Ich hätte, was sich zugetragen hatte, längst am liebsten ungeschehen gemacht. Aber das ging nun einmal nicht. Warum musste sie ständig darauf zurückkommen. Indem sie ihre Verletztheit so zur Schau trug, besetzte sie die Position der moralisch Überlegenen.
Am nächsten Vormittag setzten wir die Versuche fort. Wir waren entschlossen, einen Schritt weiterzugehen, und wollten eine Probe von der Substanz nehmen. Taylor bediente den Greifarm. Er öffnete den hochreinen Vakuumbehälter aus gehärtetem Elastil und ließ ihn eine Minute lang geöffnet. Danach schloss er ihn und holte den Arm ein. Einige Augenblicke später lag das versiegelte Gefäß vor uns auf dem Instrumententisch des Labors. Mit gemischten Gefühlen betrachteten wir den zylindrischen Probebehälter. Er enthielt natürlich nichts, was mit bloßen Auge auszumachen gewesen wäre. Das Vakuum darin war reiner als alles, was sich industriell herstellen ließ.
»Automatik«, sagte ich, um die Protokollfunktion zu aktivieren. »Autopsie. Hintergrundskala.“
Die Fläche des Labortisches leuchtete in einem Spektrum auf, das im oberen Teil einmal den Regenbogen durchlief, während die untere Hälfte in reinem Weißlicht erstrahlte.
»Seht doch mal«, versuchte ich die anderen zu gesteigerter Aufmerksamkeit zu animieren. Ich turnte um den Labortisch herum und verglich immer wieder die Farben, die durch den Behälter zu sehen waren, mit denen, die die unbedeckte Fläche des Tisches abstrahlte.
»Frank«, murrte Jennifer. »Das ist vollkommen unmöglich. Wenn sich auch nur zwei Atome in diesem Volumen befinden, ist es schon eine hochkonzentrierte Probe ...«
Ich brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen, ohne von dem Behälter aufzusehen. Eher pflichteifrig, als von echter Neugier getrieben, beugten sich jetzt auch Taylor und Lambert über den Labortisch.
»Tatsächlich«, stieß der WO plötzlich hervor. »Sie haben recht!« Während ich am weißen Ende des Tisches stand, betrachtete er das Farbspektrum. »Sehen Sie hier«, rief er aufgeregt.
Ich wechselte auf seine Seite, wo der Effekt in der Tat noch eindrucksvoller war. Natürlich waren es nur winzige Verschiebungen der Farbtöne, aber unzweifelhaft befand sich etwas in dem glasklaren Behälter, das das Licht ein wenig trübte.
»Aber das kann doch nicht sein«, schaltete Jennifer sich wieder ein. »Dann ist der Behälter nicht ausreichend gereinigt.« Sie wandte sich ab, während wir anderen uns noch tiefer über die Versuchsanordnung beugten.
»Da ist wirklich etwas, Major«, sagte jetzt auch Lambert. »Sehen Sie doch!«
Jennifer seufzte. Sie warf einen flüchtigen Blick zwischen uns hindurch auf den Tisch.
»Es ist ein wenig trübe«, gestand sie dann ein. »Beim nächsten Mal sollten Sie den Behälter besser reinigen, Taylor, bevor Sie eine Probe nehmen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Leider fürchte ich, dass es so einfach nicht sein wird. Aber das kann man ja feststellen.«
Wir nahmen den Elastinbehälter und spannten ihn in den Analyseschrank ein. Die metallische Deckplatte schloss sich über dem Zylinder. Dann surrte der Feldgenerator, der die Instrumente mit Energie versorgte. Auf der Bedienfläche leuchteten die holographischen Symbole auf.
»Was meinen Sie?«, fragte ich WO Taylor.
Er überlegte nur eine Sekunde.
»Breitbandscan«, sagte er dann. »Und anschließend der Röntgenlaser.«
Ich aktivierte die entsprechenden Programme. Auf die Messergebnisse mussten wir nicht lange warten. Sie fielen noch rätselhafter aus, als wir in unserer Verwirrung zu erwarten bereit gewesen waren.
»Dichte«, las Taylor von der Anzeige ab, »Null. Masse: Null; Temperatur: Null Kelvin.«
»Du hast sogar noch übertrieben«, wandte ich mich an Jennifer. »Es befindet sich auch nicht ein einziges Atom in diesem Zylinder. Er ist absolut und vollkommen leer.«
»Ja«, schluckte Taylor, »aber jetzt kommt’s: Absorption der Laserenergie: Null Komma Null Drei Promille.«
»Da habt ihrs«, sagte ich. »Es ist nichts darin, aber dieses Nichts schluckt Strahlung wie ein Londoner Nebel.«
Taylor räusperte sich. »Da ist noch etwas, Sir«, druckste er. »Die Energie, die der Laser abgibt, wird nicht in Form von Wärme, von Strahlung anderer Wellenlänge oder gar von Massezuwachs
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