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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Vernunft eine Gasse bahnte. Eines der letzten kosmologischen Rätsel und wissenschaftlichen Postulate war die Existenz des Äthers, der die Fortbewegung der Lichtwellen durch den Raum erklären sollte und der von Einstein für unnötig befunden wurde. Wohlgemerkt hatte niemand vorher etwas wie den Äther gesehen oder beschrieben, noch hatte Einstein nachgewiesen, dass es ihn nicht gab, man hatte nur vorher etwas nötig gehabt, das man für den Fall seines Entdecktwerdens vorsorglich Äther nannte und Einstein hatte gezeigt, dass man diese Variable nicht mehr brauchte. Geschichte ist so gesehen eine Geschichte von Geistergesprächen, und auch die scheinbar so exakten positiven Wissenschaften, die sich der Empirie verschrieben haben, sind oft genug Formalwissenschaften, die sich mit ihren Denkgewohnheiten, Ge- und Verboten, Autoritäten und Tabus beschäftigen, als mit dem, was wirklich ist. Jahrhundertelang gab es Hexenverfolgungen mit ausufernden und komplizierten Hexenprozessen, mit Hexenbüchern und Exorzisten und einer ganzen Literatur, die das alles regelte, beschrieb und auf die kopfschüttelnde Nachwelt brachte. Nur eines gab es nicht – Hexen. Wem das zu zu nüchtern klingt, der sollte sich eingestehen, dass auch die Geschichte der Physik nicht anders verlaufen ist und dass noch heute wesentliche Flächen unseres Weltbildes aus Leerstellen und Spanischen Wänden bestehen.
     
    *
     
    Die nächsten Tage vergingen in konzentrierter Arbeit. Tagsüber waren alle vier Mitglieder unserer kleinen Crew auf der Brücke, in der Messe, im Labor oder an den Instrumenten, über die die ENTHYMESIS glücklicherweise in großer Zahl verfügte, beschäftigt. Nachts waren zwei Wachen eingeteilt, die auf der Brücke Dienst taten, um uns gegen unliebsame Überraschungen abzusichern. Das Repertoire der ENTHYMESIS war beinahe unerschöpflich, was Sensoren, Versuchsanordnungen, externe und interne Detektoren und Analysemöglichkeiten betraf.
    Was Jennifer anging, so trug sie umgekehrt eine demonstrative Coolness zur Schau. Sie ließ keine Gelegenheit aus, zu zeigen, dass sie als erfahrene ENTHYMESIS-Pilotin alles andere als eingeschüchtert war und sich schon in wesentlich heikleren Situationen befunden hatte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten wir gewendet, den Warp-Reaktor gezündet und den Sprung in der Gegenrichtung wiederholt.
    »Du machst dich lächerlich«, sagte sie. »Wir haben dieses Gas mit Lasern beschossen und mit unseren Korrekturdüsen traktiert und es ist nichts geschehen. Was soll denn passieren, wenn wir das Triebwerk anfahren und nach Hause fliegen?«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Es ist kein Gas«, sagte ich. »Zumindest keines, das unseren landläufigen Vorstellungen von Gas auch nur in irgendeiner Weise entspricht.«
    Sie verdrehte die Augen. »Es gibt hier keine Strahlung«, lamentierte sie. »Keine nennenswerten Felder, nichts, was uns schaden könnte. Das größte Risiko liegt darin, dass wir hier alle miteinander verrückt werden.«
    »Das müssen wir eben aushalten«, erwiderte ich.
    »Lach’ nicht so blöd!«, fauchte sie.
    Ich schwieg, da ich nicht einsah, was ich darauf hätte erwidern sollen.
    »Du musst doch zugeben«, sagte Jennifer irgendwann im Tonfall eines ernsthaften Gesprächs, »dass Taylor nur ein magerer Ersatz für Reynolds ist.«
    Ich sah sie müde an.
    »Er ist jung«, sagte ich. »Gib ihm eine Chance.«
    Sie nickte und kniff dabei den Mund zusammen. So forderte sie mich zu einer Spitze heraus: »Im übrigen säßen wir beide nicht hier, wenn er uns bei Pensacola nicht rausgehauen hätte!«
    Sie winkte ab, als quittiere sie eine sportliche Niederlage. »Es war klar, dass du wieder damit anfangen würdest. Aber das qualifiziert ihn noch nicht zu einem guten WO.« Ihr Blick gewann wieder an Schärfe. »Und«, setzte sie hinzu, »zum persönlichen Assistenten des Kommandanten der gesamten ENTHYMESIS-Flotte, dem General Frank Norton.« Wieder konnte sie meinen neuen Rang nicht aussprechen, ohne das Wort süffisant zu dehnen.
    »Warum musst du darauf so herumreiten?«, fragte ich.
    Ein gequältes Lächeln verzerrte ihr Gesicht. Für Augenblicke glaubte ich die Jennifer vor mir zu sehen, die ich seit Jahrzehnten kannte und liebte.
    »Ach Frank«, sagte sie traurig. »Es gab Zeiten, da wäre ich die stolzeste Frau der Union gewesen an deiner Seite. Ich bin es tatsächlich, und wenn man mir gesagt hätte, dass du einmal Rogers Nachfolger werden würdest, hätte ich mich mehr als jeder

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