Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

es vielleicht einen Druck auf. Keinen Druck, wie wir ihn kennen, aber womöglich einen - anderer Art ...« Ich sah ihn hilflos an.
    Er wurde allerdings durch den Einwand nicht verunsichert. An seiner Reaktion konnte ich ablesen, dass er diesen Gedanken selbst gehabt und mittlerweile verworfen hatte.
    »Ich glaube das ausschließen zu können«, sagte er. »Die Instrumente haben nichts in dieser Richtung registriert. Das einzig Feststellbare sind die optischen Eigenschaften, von denen Sie sich sogar per Augenschein überzeugen können.«
    Ich nickte und betrachtete wieder das graue rauchige Gas, das weder Rauch noch Gas war, sondern einfach nur ein substanzloses, den Zylinder vollständig ausfüllendes und alles Licht verschluckendes Grau.
    »In Ordnung«, brummte ich, »dann müssen wir das wohl so hinnehmen.«
    Er stand wie aufgepflanzt da und sah mich erwartungsvoll an. Lambert hatte sich jetzt bei ihm eingehängt.
    »Sehr gut, Taylor«, sagte ich daher in offiziellem Tonfall. »Fahren Sie in diesem Sinne fort.«
    Sein Strahlen legte noch ein paar Intensitätsgrade zu. An der Art, wie er mich unverwandt ansah, bemerkte ich, dass er noch nicht am Ende war. Unwillkürlich rechnete ich damit, dass mir die beiden jetzt noch meinen Segen abfordern würden.
    »Da ist noch etwas, Sir«, brachte er heraus.
    »Ja?«
    »Es gravitiert, Sir«
    »Wie bitte?«
    »Es verfügt über eine gewisse Anziehungskraft«, erklärte Taylor. »Bei einer Verdichtung, wie ich sie hier vorgenommen habe, kommt sie in den messbaren Bereich.«
    Ich wehrte energisch ab. »Moment«, sagte ich unwillig. »Waren wir uns nicht einig, dass es weder Masse noch Energie besitzt?!«
    Sein Gesicht, das durch den Schnurrbart etwas Spitzbubenhaftes hatte, wurde immer noch pfiffiger, ganz als habe er sich die absurden Eigenschaften dieser Nicht-Substanz selbst ausgeheckt. »Es gibt auch keinen Grund«, sagte er gewunden, »weshalb wir an dieser Auffassung nicht festhalten sollten.« Und nach einer spannungsteigernden Pause setzte er hinzu: »Dennoch erzeugt es Gravitation. Bei diesem Volumen und der genannten Verdichtung entspricht sie etwa derjenigen eines tausendstel Gramms regulärer Materie.«
    Ich musste eingestehen, dass ich da nicht mehr mitkam.
    »Verstehen kann ich es auch nicht, Sir«, meinte er brav. »Ich teile Ihnen lediglich meine Messergebnisse mit.«
    »Ist schon recht, Taylor«, erwiderte ich. »Wir müssen das auf sich beruhen lassen.«
    »Trotzdem ist es merkwürdig«, wandte Jill jetzt ein. Dabei hatte ja gar niemand bestritten, dass es sogar zutiefst merkwürdig war. »Wenn es gravitiert, müsste die Wolke sich im Laufe der Zeit schon längst zusammengezogen haben, und da sie keine Strahlung oder Reibungshitze erzeugt, müsste sie zu einem ausdehnungslosen Punkt zusammenstürzen. Zu einem kalten Schwarzen Loch.«
    In Taylors Gesicht las ich einen vorweggenommenen Triumph. »Vielleicht ist es ein diffuses Schwarzes Loch, das wir gerade durchqueren, eine irreguläre Singularität.«
    Ich stieß mich von dem hellerleuchteten Messtisch ab. Der Anblick der unstofflichen Masse wurde mir plötzlich unangenehm. »Das sind Spekulationen«, stellte ich fest.
    Die beiden schwiegen. Es war fast still im Laborraum der ENTHYMESIS. Die Instrumente gaben nur ein schwaches Summen von sich. Dann hörten wir jedoch, wie der Hauptreaktor ansprang und mit dumpfem Dröhnen hochgefahren wurde. Jennifer, die die Brücke besetzt hielt, hatte turnusmäßig das Triebwerk angeworfen, um eventuelle Geschwindigkeitsverluste, die wir beim Flug durch die Wolke erleiden konnten, auszugleichen.
    »Wenn Sie sich von der Ungefährlichkeit Ihres Verfahrens überzeugt haben«, sagte ich noch zu Taylor, »pressen Sie so viel von dem Zeug in die Behälter, wie Sie hineinbekommen.«
    Ich nickte den beiden zu und verließ das Labor. Im Durchgang drehte ich mich noch einmal um. Sie standen eng umschlungen vor dem Messtisch und betrachteten mit seligem Gesichtsausdruck den Inhalt des Elastilzylinders, sodass sie wie ein junges Paar an der Wiege ihres Erstgeborenen wirkten.
    »Nur für den Fall, dass wir jemals aus dieser Wolke herauskommen und dass die Kollegen von der Planetarischen sich auch dafür interessieren!«
     
    Taylor setzte seine Experimente fort. Seine tägliche Berichterstattung wurde immer noch grotesker. Eines Abends, wie ich so dahockte und vor mich hin grübelte, war ein Knacksen in der lokalen Kommunikation zu hören.
    »Komm mal her«, sagte Jennifer von der