Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
Brücke aus.
    »Was gibts?«, fragte ich genauso kurz angebunden, als ich die Brücke betrat.
    Sie hatte mit einem Seitenblick über die Schulter bemerkt, dass ich gekommen war. Jetzt nickte sie nur zu ihrem Schirm hin, der großen Konsole am Hauptbedienplatz, und fuhr dann ihren gravimetrischen Sessel zur Seite, um mich heranzulassen.
    Auf dem Monitor blinkte eine Anzeige. Der Schirm war auf das Deepfield geschaltet. Die Automatik hatte bereits die Daten und die offizielle Kennung des Quasars eingeblendet.
    »Ein Quasar«, stellte ich fest. Ich benötigte einige Sekunden, um zu begreifen, was das bedeutete.
    »CQ 3527«, sagte Jennifer. »Seit zehn Minuten habe ich ihn auf dem Schirm.«
    »Aber das ist ja großartig«, rief ich.
    Unwillkürlich hatte ich die Hand auf ihre Schulter gelegt.
    »Haben wir schon ...«, fragte ich, aber mir fiel momentan der passende Ausdruck für die Prozedur nicht ein.
    »Wir haben«, sagte sie mild. »Unsere Geschwindigkeit und Position entsprechen in etwa der, die die Automatik berechnet hat. Einige tausend Kilometer hängen wir hinter den Erwartungen zurück. Es sollte Taylor nicht schwerfallen, daraus die Anziehungskraft der Wolke zu errechnen.«
    »Dann wollen wir ihn gleich mal rufen«, entschied ich.
    Ich sah auf die Uhr. Es war nach dreiundzwanzig Uhr. In weniger als einer Stunde würde für Taylor und Lambert ohnehin die Frühschicht beginnen. Ich rief sie auf der lokalen Kommunikation und teilte ihnen die guten Neuigkeiten mit. Die Schnelligkeit, mit der sie auf der Brücke erschienen, deutete daraufhin, dass sie nicht geschlafen hatten. Beider Gesichter waren erhitzt. Lamberts Haar war verstrubbelter als sonst. Sie war barfuß, während Taylor sich noch das Hemd zuknöpfte.
    »Was ist es?«, keuchte Taylor.
    »Externer Kontakt«, verkündete Jennifer. »Quasar CQ 3527.«
    »Die Wolke lichtet sich!«, jubelte Jill.
    Jennifer erhob sich, gähnte laut und dehnte sich. »Wenn ihr schon da seid«, ächzte sie und ließ ihre Wirbel einzeln knacken, »bin ich dafür, dass ihr die Wache gleich übernehmt.«
    Lambert und Taylor nickten und nahmen die Konsole ein. Eben blinkte der Schirm wieder auf. Die Automatik verkündete, dass ein weiteres Objekt geortet worden war. Taylor nahm eine Neuberechnung unserer Position vor und lieferte daraufhin die Daten für die Ausdehnung und Anziehungskraft der Dunkelwolke nach, deren äußere Regionen wir erreicht hatten.
    »Uuaahh«, machte Jennifer. Sie schlurfte davon, ohne sich noch um die neuen Ergebnisse zu kümmern.
    Ich blieb mit den anderen beiden auf der Brücke. Die Wolke lichtete sich jetzt rasch. Alle paar Minuten wurden wieder lichtstarke oder strahlungsintensive Objekte geortet. Dann traten auch die ersten fernen Galaxien aus der zähen Nicht-Masse hervor, die sogar mit bloßen Augen wahrgenommen werden konnten. Langsam aber sicher enthüllte sich der Anblick der Lokalen Gruppe, wie wir ihn über ein Jahr lang von der MARQUIS DE LAPLACE aus gewohnt gewesen waren. In der Tiefe Andromeda. In der Ferne ahnte man die verschwommenen Strukturen des Nebels M 42. Dort lag auch die Region Eschata.
    Um ein Uhr morgens hatten wir die Randbereiche der Dunkelwolke hinter uns gelassen. Vor und neben uns prangte wieder der sternenreiche Kosmos. Nach rückwärts war ein unscharf umrissenes Loch in die Aussicht gebrannt, die, da es sich um eine sternenarme Region zwischen den Galaxien handelte, kaum auszumachen war. Ich ließ noch einige Aufnahmen in verschiedenen Spektren machen und Parallaxenmessungen gegen Hintergrundsterne durchführen, dann leitete ich Lambert an, den Warpkern hochzufahren und den Sprung vorzubereiten. Einige Minuten später tauchte der  Leib der MARQUIS DE LAPLACE vor uns aus der Tiefe des Raumes auf.
     
     
     
     
    Kapitel 4. Das fremde Schiff
     
    Der Chronist
     
    Die Geschichte ist eine Geschichte von Glück und Unglück. Die Aussage ist weniger banal als sie den Anschein hat, denn: wer befindet darüber, was Glück und was Unglück im welthistorischen Sinne ist? Objektive Geschichtsschreibung, das befand nicht zuletzt der ältere Ash, der es wissen musste, gibt es nicht. Das liegt daran, dass sie selbst parteiisch ist, insofern nämlich, als sie sich an den historischen Strang hält, von dem sie ihre Prinzipien herleitet. Unausgesprochen hat man, wenn man Geschichte zu schreiben sich anschickt, immer schon eine abendländische Perspektive, eine griechische, letztlich sogar eine athenische; denn es war Athen, das unsere

Weitere Kostenlose Bücher