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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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runterfahrt?«
    »Ich glaube, wir … also, Jeannie und Warren wollten hierherkommen und dann … au! Lass das, Eric! « Sie lachte, als hätte ihr jemand in den Hintern gekniffen. »Sorry, Greg, äh ja, sie kommen morgen hier vorbei, und übermorgen wollten wir dann los. Dann wären wir also, ähm, am Tag, an dem die Show steigt, wieder da, schätze ich.«
    »Alles klar. Was hast du so getrieben?«
    »Bloß ein paar alte Freunde getroffen, was man halt in den Ferien so macht.«
    »Hab ich auch. Ich …« Ich verstummte, denn plötzlich wurde mir die Distanz zwischen uns bewusst, Tausende von Meilen voller Schnee und Eis zwischen hier und Vermont. »Ich mach mich wahrscheinlich morgen auf den Weg. Treffen wir uns immer noch in dieser Bar?«
    »Ja klar. Die ist ganz in der Nähe der Kreuzung West 56th und …«
    »Broadway. Weiß ich doch. Dann sehen wir uns da.«
    »In Ordnung. Geht’s dir wirklich gut, Greg?«
    »Ja ja, geht schon. Es ist bloß … ich will einfach zurück, verstehst du?«
    »Scheiße, ja! Ich doch auch. Meine Familie macht mich wahnsinnig.«
    »O ja, das kenne ich«, wieder mussten wir lachen, aber nur verhalten. »Na gut«, sagte ich schließlich, »ich schätze, dann sehen wir uns in New York.«
    »Prima. Ich wünsch dir einen guten Flug.«
    »Danke, und ein frohes neues Jahr übrigens.«
    »O ja, dir auch, Greg.«
    Ich legte auf. Wer zur Hölle war Eric?
    Das Telefon klingelte erneut. Vielleicht hatte sie etwas vergessen, wollte mich etwas fragen. »Hi.«
    »Greg?« Jackie. Stinksauer. Mist. »Du und dein Vater, wenn ihr glaubt …«
    Ich knallte den Hörer einfach wieder auf die Gabel und stöpselte das Telefon aus. Sie konnte mich mal. Sollte sie sich die Sandwiches und den beschissenen Kaffee doch in ihren fetten Arsch stecken. Ich wollte nur noch weg, zurück nach Woodstock, auf unsere Veranda. Ich wollte, dass es wieder Sommer war.
    Ich rief bei der Fluggesellschaft an. Der nächste Flug, den ich nehmen konnte, ging am nächsten Morgen. Ich buchte ihn, aber das war nicht genug. »Sei ganz hier und jetzt«, sagte ich zu mir selbst, wie in Alex’ Buch. Alex hatte diese buddhistische Schwarte gelesen, so ein Leitfaden für fernöstliche Zen-Philosophie oder irgend so einen Unfug, über den er Robbie Robertson eines Abends hatte reden hören. Das Teil flog irgendwo im Haus rum. Laut diesem Buch war eines der Dinge, die man lernen musste, wenn man den völligen inneren Frieden erlangen wollte, die Fähigkeit, jedweden Moment und jedwede Situation anzunehmen, in der man sich gerade befand. Wenn man die Umstände nicht ändern konnte, dann musste man eben sein Verhältnis zu diesen Umständen ändern, oder so ähnlich.
    Ich ging in den Garten und steckte mir eine Zigarette an. Ein kalter Windstoß schüttelte Eis und Schnee aus den Bäumen. Wie der stechende Schmerz der Sehnsucht fuhr er mir durch Mark und Bein. Es war die Sehnsucht danach, nicht mehr hier zu sein. Das Gegenteil von Heimweh. Sei. Ganz. Hier. Und. Jetzt. Diesmal sprach ich es aus. »Sei ganz hier und jetzt.« Scheiß drauf. »Scheiß drauf!«, sagte ich laut und schnippte die Kippe in den leeren Pool.
    Fünf Minuten später war ich im Bad mit Rasierklinge, Rasierspiegel und einem eng gerollten Zwanziger zugange. Den Kopf mit einem lauten »Ahhhhhh!« in den Nacken gelegt, saß ich dann auf dem Rand der Badewanne, als hätte ich Nasenbluten, sodass mir der Speedball auf der Schleimhaut brannte und sauer den Rachen hinabtropfte. Die erste Line hatte ich im Verhältnis siebzig zu dreißig gemischt, und während mir das Kokain mit einem Knall den Kopf frei pustete, spürte ich darunter das betäubende Kitzeln des Heroins. In die zweite Line packte ich mehr von dem schmutzigen chinesischen Stoff, mehr als je zuvor, wodurch sie brauner und sandiger wurde. Dann schniefte ich das Ganze mit einem einzigen, kräftigen Zug durch das andere Nasenloch. Das war’s! Das Badezimmer fing an zu glühen und zu pulsieren, und dann war es, als säße ich in einem pinkfarbenen, schlagenden Herzen. Ich hielt mich am Rand der alten Emaillebadewanne fest, stammelte kichernd vor mich hin und überstand eine herrliche Welle kribbelnder Übelkeit. »Sei ganz hier und jetzt«, sang ich leise vor mich hin, während ich mich in die Wanne gleiten ließ. »Sei. Ganz. Hier. Und. Jetzt.«
    * * *
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich ausgestreckt in der Badewanne.
    Ich weiß nicht, wie lange er schon dort gesessen hatte, keine zwei Meter von mir entfernt auf dem

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