Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
ab.
    » So verdammt gut ist sie nun auch wieder nicht! Ich meine, das«, er nickte zum offenen Fenster hin, aus dem Parkers kompakte, seelenvolle Grooves herüberwehten, »das ist gut.«
    »Deine Musik ist auch ziemlich gut, Mann.« Ich hatte einfach noch nicht den richtigen Moment oder die richtigen Worte gefunden, ihm zu sagen, wie gut sie war. Wie gut er war. Robbies Kram war großartig – es war »The Weight«, sein »Take a load off Fanny«-Song, der in aller Munde war und ständig im Radio lief –, aber erst Richards traurige Lieder, gesungen in seiner gebrochenen, zittrigen Stimme, machten das Album für mich zum ganz großen Wurf. Doch es war schwierig, das auszusprechen, denn Richard mochte keine Komplimente, er wich ihnen aus und schreckte vor ihnen zurück wie ein Kind vor dem Kuss seiner Tante.
    »Die nächste Scheibe wird ohnehin besser«, sagte er und stand auf. »Möchtest du ein Bier?«
    Die Jungs sprachen davon, nach Kalifornien zu gehen, um ihre nächste Platte zu machen. Auch wir sprachen über Kalifornien.
    Wenn man eine Zeit lang in den Catskills gelebt hatte, begann man bereits im September, sich vor dem kommenden Winter zu fürchten. Dies würde Alex’ vierter und mein dritter sein. Alex spielte mit dem Gedanken, sich einen Agenten in L. A. zu nehmen. Er hatte gehört, es gäbe dort Arbeit im Überfluss: Werbung, Nebenrollen – ein paar Hundert Dollar am Tag nur dafür, dass man geradeaus an einer Kamera vorbeistolzierte. Skye würde nächstes Frühjahr das College beenden und liebäugelte damit, danach ihren Master an der UCLA zu machen. Sie hatte mich zwar noch nicht darauf angesprochen, ob ich mit ihr zusammen nach L. A. ziehen würde, zumindest nicht explizit, aber sie hatte mich bereits mehrfach gefragt, ob ich den Rest meines Lebens damit verbringen wolle, »Scheißdrogen zu verkaufen«. Vielleicht könnte ich ja von der NYU dorthin wechseln, ein paar Kurse wiederholen, meinen Abschluss machen. Aber nein, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, die Sechzigerjahre als dreiundzwanzigjähriger Student zu beenden. Viel verlockender war da der Gedanke – über Donnie hatte ich ein paar Kontakte nach Kalifornien –, Drogen an Studenten zu verticken. Vielleicht ja bloß Gras und nicht das harte Zeug. Ich würde eine Wohnung am Meer finden und meinen kleinen Schatz das ganze Jahr über mit offenem Verdeck von der Uni abholen. Wir würden Salat und Pasta essen und am Strand spazieren gehen. Nie mehr Schneeketten aufziehen und nie mehr Eiswürfel in anderer Leute Hintern stopfen.
    Richard kam mit Jane und ein paar kalten Bieren zurück. Wir tranken, quatschten über gemeinsame Bekannte, was sonst so abging, und sahen zu, wie der Hitzenebel vom Stausee aufstieg. In Richards Gegenwart redete ich nicht viel über Skye. Er hatte nie von ihren Gefühlen für ihn erfahren, aber schon der bloße Gedanke daran, dass die beiden sich trafen, war mir immer noch unangenehm. »Ich muss los«, sagte ich, »hab noch was zu erledigen. Kommt ihr später vorbei?«
    »Klar, und danke, Greg«, erwiderte er und winkte zum Abschied mit dem Beutel Gras, den ich ihm gebracht hatte. Am Haus drehte ich mich noch einmal um und sah ihn an, wie er da in der Sonne lag, mit seinem tollen Ausblick, seiner Model-Frau, seinem kalten Bier und seiner Jubelkritik im Rolling Stone . Seinem Talent. Du verdammter Glückspilz, dachte ich bei mir, lachte und stieg wieder in mein Auto.
    Mit dem Wind und einem dämlichen, breiten Grinsen im Gesicht fuhr ich die Zufahrt zu unserem Haus entlang, die dicken Weißwandreifen knirschten auf dem heißen Schotter, als ich den Wagen parkte. Ich stieg die Stufen hinauf – wobei ich mich fragte, was Skye wohl anhaben würde und ob mir genug Zeit blieb, die Lebensmittel für das Barbecue zu besorgen, bevor sie eintraf, oder ob es nicht sogar netter wäre, zusammen einzukaufen. Ich stieß die Fliegengittertür auf, freute mich auf eine Cola aus dem Kühlschrank und ein paar Minuten Entspannung in der Kühle des Hauses. Alex saß auf der Couch. Hinter ihm, vor dem Kamin, stand ein Mann – Mitte vierzig, lichtes Haar, in Anzug und Krawatte. Er sah aus wie ein Vertreter. Ich schob mir die Sonnenbrille ins Haar. Alex wollte aufstehen, aber der Mann streckte die Hand aus und drückte ihn zurück aufs Sofa. »He«, setzte ich an. Etwas Silbernes an Alex’ Handgelenken glitzerte im Sonnenlicht.
    Handschellen.
    Alex brach in Tränen aus.
    Jetzt hörte ich Schritte auf der Treppe, und der Vertreter-Typ

Weitere Kostenlose Bücher