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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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seinem Zimmer erreichte.
    Gardner starrte auf das Bild, das sich auf dem Schirm bildete, und verglich das harte Gesicht mit dem Photo, das man ihm von Weegan gezeigt hatte.
    „Sie sind Gardner, nicht wahr?“
    „Ja. Und Sie sind Weegan?“
    Der Mann auf dem Schirm nickte. „Natürlich“, sagte er.
    Weegan sah asketisch aus, dachte Gardner. Die Augen des Mannes blickten so steinhart, als funkelten Kristalle an ihrer Stelle. Seine Backenknochen waren wie gemeißelt, und die schmalen Lippen bildeten eine gerade Linie.
    „Haben Sie Fragen, Weegan? Sie befinden sich doch hoffentlich an dem vorgeschriebenen Ort, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Also, was ist los?“
    „Ich wollte mich nur überzeugen, daß alles stimmt.“
    „Wollten Sie mich überprüfen?“
    „Nein, das Projekt überhaupt“, sagte Weegan ausdruckslos. „Ich bin sehr um den Erfolg besorgt.“
    Gardner verschlug es fast den Atem. Er machte ein drohendes Gesicht. War Weegan verrückt geworden, an einem öffentlichen Fernsprecher von dem Projekt’ zu sprechen?
    „Der Verkauf von Steinen geht gut“, sagte Gardner mit eisiger Stimme. „Wir werden alle steinreich sein, wenn wir wieder zur Erde zurückkehren!“
    Weegan zögerte einen Moment. Er schien seinen Fehler einzusehen.
    „Aber ja, natürlich“, sagte er. „Blüht das Geschäft der übrigen Kollegen auch so?“
    „Ich glaube schon“, antwortete Gardner. „Dudley und ich sprachen gerade gestern noch miteinander. Er gab mir einen Tip, Aktien zu kaufen. Und Oskars Frau geht es auch wieder besser.“ Er versuchte Weegan zu hypnotisieren, keine dummen Fragen mehr zu stellen.
    „Das freut mich zu hören“, sagte Weegan, und Gardner atmete erleichtert auf. Der andere fuhr fort: „Wir werden uns bald sehen, nicht wahr?“
    „In ungefähr einer Woche, denke ich. Ist das früh genug?“
    „Nein, aber ich werde mich gedulden müssen. Ich sehne den Augenblick herbei.“ Damit hängte Weegan ein.
    Gardner lehnte sich zurück. Weegan hätte um ein Haar das ganze Projekt gefährdet. Keiner der Männer durfte sich auf irgendeine Art verdächtig machen.
    Der Tod von fünf Agenten des Sicherheitsdienstes bedeutete zwar für niemand einen großen Verlust, aber wenn man auf Lurion entdecken würde, was für eine Aufgabe die fünf Generatoren hatten, wäre, es nicht mit einer grauenvollen Todesstrafe für die Verschwörer getan, sondern der Fluch der Schande würde für immer auf der Erde liegen.
    Sicher würde die Erde ableugnen, jemals in offizieller Verbindung mit den Verschwörern gestanden zu haben. Aber wer würde so naiv sein, dieser Versicherung Glauben zu schenken! Fünf Männer planen nicht einfach auf eigene Faust, einen Planeten zu zerstören.
    Gardner erschauerte. Er verfluchte Weegan, verfluchte Karnes, verfluchte den Komputer, der sie alle in diese grauenhafte Aufgabe verwickelt hatte. Und plötzlich zuckte ein neuer Gedanke durch seinen Kopf.
    Mit der Assistenz des Komputers hatte man die erste Mannschaft, die gescheitert war, ausgewählt. Von den fünf Männern hatte nur einer, Smee, das Zeug gehabt zu überleben. Der Komputer hatte in diesem Fall erwiesenermaßen zu achtzig Prozent unrecht gehabt.
    Jetzt war eine neue Gruppe losgeschickt worden, von der zumindest einer – Weegan – nicht allzu tauglich erschien, wenn man seine Worte am Telefon bedachte. Und noch ein Mann zumindest – Gardner selbst – gefährdete durch seine inneren Zweifel die straffe, bedingungslose Durchführung des Planes.
    Zwei Männer aus der neuen Wahl des Komputers waren also auf jeden Fall nicht hundertprozentig tauglich für die Mission, die ihnen übertragen worden war. Und Gardner hatte noch nicht einmal die beiden restlichen Männer gesehen.
    Angenommen, stellte Gardner sich die Frage, die übrigen Berechnungen des Komputers ließen genausoviel zu wünschen übrig?
    Angenommen, die Voraussagen des Komputers über die Invasion der Lurioni gegen die Erde stimmten nicht?
    Angenommen, er hatte die Ausführung der Zerstörung einer Welt übernommen, die niemals einen Krieg anfangen würde. Oder der man mit weniger gewalttätigen Mitteln beikommen konnte?
    Gardner war schweißgebadet. Die Ungeheuerlichkeit seines Verdachtes ließ ihn erschauern. Aber sein Zweifel dauerte nur eine schreckliche Sekunde an. Und dann, genauso schnell, hatte er den Gewissenskonflikt überstanden und war sicher, daß seine Mission die richtige war.
    Lurion war eine Welt voll abgrundtiefer Schlechtigkeit. Die Menschen, die hier

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