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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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aus einem mehr als freundschaftlichen Verhältnis zu ihr erwachsen würden.
    Am letzten Abend der Woche schlug Gardner Lori vor, einen Studienausflug zu machen. „Sie sind wahrscheinlich noch nicht so weit vorgedrungen“, sagte er, „aber Sie sollten dieses Kapitel für Ihre Dissertation unbedingt noch mitnehmen! Unser Ziel liegt zwar im nördlichen Teil der Stadt, aber die Fahrt lohnt sich.“
    „Sie haben mich neugierig gemacht!“
    „Also sind Sie einverstanden?“
    Sie nahmen ein Taxi zu der Bar, in der sich Gardner das erste Mal mit Smee getroffen hatte. Er bestellte Khall und bereitete Lori in kürzen Worten auf das vor, was sie erwartete. Sie hörte schweigend zu, mit erschreckten Augen. Am Ende hustete sie und lächelte sarkastisch: „Das hört sich ja sehr einladend an. Ich glaube, meine Doktorarbeit wird das Sensationellste werden, was je auf diesem Gebiet herausgekommen ist. Ich könnte ein ganzes Buch mit den Sünden und Lastern der Einwohner Lurions anfüllen.“
    Sie glaubt daran, daß sie ihr Examen machen wird, dachte Gardner und konnte kaum den Schmerz, den er bei diesem Gedanken empfand, verbergen.
    Der Abend verging langsam, und Gardner hatte einen inneren Kampf zu bestehen, um nüchtern zu bleiben. Er siegte, aber es war schwer. Viel leichter wäre es, sich mit Khall zu betäuben, aufhören zu dürfen, zu denken. Doch Davis’ Schicksal stand als Warnung vor ihm.
    Als es endlich Mitternacht war, begann die Show. Es waren andere Tänzer als beim letztenmal. Auch waren es drei anstatt des einen Paares: zwei Männer und eine Frau.
    Gardner warf Lori einen schnellen Blick zu. Sie sah fasziniert auf die Tanzfläche und hatte für nichts anderes Augen als für die stilisierten Bewegungen des Tanzes.
    Eine halbe Stunde verging, in der Gardner immer wieder die Eingangstür beobachtete. Er wußte, daß er im Falle einer Razzia schnell sein mußte. Aber es blieb alles ruhig.
    Der Tanz gipfelte ungehindert in seinem Höhepunkt: als das Mädchen sich in einer Pirouette herumwirbelte, stachen die beiden männlichen Figuren gleichzeitig mit ihrem Messer zu.
    Lori machte die ganze Zeit über mit rasender Geschwindigkeit Notizen und Zeichnungen. „Sexuelle Sinnbildlichkeit?“ hörte er sie flüstern, während sie kritzelte.
    Gardner fand diese Offenbarung wissenschaftlichen Eifers und äußerster Beherrschung an einer Frau mehr als erstaunlich.
    Die Lichter gingen an, als der Körper des Mädchens weggetragen wurde. Und plötzlich drang ein anderer, fremder Lichtschein in Gardners Augen. Ein scharfer, beharrlicher grüner Schein.
    Er sah auf den Indikator an seinem Handgelenk. Das grüne Feld wurde von einem strahlenden Grün erleuchtet.
    Deever Weegan war in dieser Minute auf dem Planeten Lurion angekommen.
    „Fehlt Ihnen etwas, Roy?“ fragte Lori besorgt. „Sie sehen auf einmal so blaß aus!“
    „Ich bin nicht an Blutvergießen wie dieses gewöhnt“, sagte er mit heiserer Stimme. „Anscheinend habe ich nicht die Nerven einer Anthropologin.“
    Seine Finger zitterten, als er sich eine Zigarette anzündete.
    Drei Glieder der Kette, die zur Zerstörung des Lurion’ diente, waren aneinandergefügt worden.
     
9. Kapitel
     
    Die Tage der nächsten Woche verliefen ohne Zwischenfall. Gardner ging seinem Beruf nach und entwickelte immer erfolgreicher seine Fähigkeiten im Juwelenhandel. Er mietete sich einen Teleschirm, den er in seinem Zimmer, aufstellen ließ, angeblich, um mit seinen Kunden einen besseren Kontakt zu haben.
    Das zumindest gab er dem Hotelmanager auf dessen wiederholtes Fragen zur Antwort. In Wirklichkeit hielt er es für gefährlich, mit den neuankommenden Kollegen von der Halle aus zu sprechen, wie er das bis jetzt hatte tun müssen. Und er fand es vorteilhafter, auch ihr Gesicht beim Sprechen beobachten zu können. Auf diese Weise, würde er besser beurteilen können, ob jeder einzelne zum Zeitpunkt der Operation in der Lage war, seinen Teil der Aufgabe zu erfüllen, oder ob einer ausfallen würde.
    Gardner machte sich oft Gedanken darüber, was passieren werde, wenn einer von ihnen nicht durchhielt. Er selbst zum Beispiel. Genug Zweifel hatten sich in seinem Hirn breitgemacht. Aber er redete sich ein, daß er die notwendige Kraft haben werde, wenn er sie brauche.
    Und am Ende der zweiten Woche leuchtete das blaue Feld des Indikators auf, auch Kully Leopold war gelandet – einen Tag vor seinem Termin. Einen Tag später erhielt Gardner einen Anruf von Deever Weegand, der ihn in

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