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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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lebten, waren brutal und grausam.
    Es gab hier niemand, dem man Vertrauen schenken konnte, und man drehte am besten niemand den Rücken zu, wenn man am Leben bleiben wollte.
    Für diesen Planeten war jede Erlösung und Änderung der Moral ausgeschlossen.
    Zum erstenmal seit langem war es Gardner möglich, zu lächeln. Er hatte sein Vertrauen und seinen Glauben wiedergefunden.
    Und dann hörte er die Stimme von Lori Marks vor seiner Tür, die nach ihm rief, und seine neugefundene Sicherheit zerschellte noch im gleichen Augenblick.
    Sie klopfte leise: „Roy? Roy, stört es Sie, wenn ich hineinkomme?“
    Er atmete gegen das Siegel, bis es sich zu einer Kugel zusammenzog. Dann stand er Lori gegenüber.
    „Ich hoffe, ich störe Sie nicht?“
    „Nein, gar nicht. Ich wollte gerade in die Halle gehen und mich nach Ihnen umschauen.“
    Sie hielt einige Bogen beschriebenen Papiers in der Hand und sagte: „Ich habe meine Aufzeichnungen über jenen schrecklichen Tanz ausgearbeitet und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie durchsehen würden.“
    „Aber gern“, erwiderte Gardner. Was hätte er sonst sagen sollen?
    Aber er sah sofort, daß sie nicht zu ihm gekommen war, um ihn ihre anthropologischen Studien durchlesen zu lassen. Sie trug ein enganliegendes, tiefausgeschnittenes Kleid, und ihr Gesicht zeigte einen seltsamen Ausdruck. Und zum erstenmal, seit er sie kannte, benutzte sie ein Parfüm.
    Er machte die Tür hinter ihr zu, und sie setzte sich bequem in den Stuhl neben seinem Bett zurecht. Ihre Augen sahen sich interessiert im Zimmer um und senkten sich verlegen, als Gardner durch einen Blick zu verstehen gab, daß ihm das nicht entging.
    Loris gab ihm den Bericht, und Gardner gab sich den Anschein, als läse er die Seiten aufmerksam durch, während er die Zeit dazu benutzte, sich einen Plan zurechtzulegen. Seine Freundschaft mit Lori konnte nicht weitergehen. Jetzt war der entscheidende Punkt gekommen, in dem er den Bruch herbeiführen mußte.
    Er legte die Seiten aus der Hand und zwang sich, ihr einige Worte über den Artikel zu sagen. Sie pflichtete seiner Kritik bei und sagte, daß sie seine Verbesserungen einfügen würde. Ihre Blicke blieben auf dem Generator hängen, und sie stand neugierig auf, um ihn zu betrachten. Gardner hatte es immer für unnötig gehalten, ihn zu verstecken, da er das Siegel für einen ausreichenden Schutz hielt.
    „Was ist das für ein Apparat?“
    Gardner hielt den Atem an. „Das … das ist ein Spezialgerät, mit dem ich die Echtheit meiner Juwelen prüfe.“
    „Oh! Bitte, zeigen Sie mir, wie Sie das machen“, bat sie. „Ich interessiere mich so sehr dafür!“
    Gardner fuhr sich nervös über die Stirn. „Der Apparat braucht wahnsinnig viel Strom. Und meine Arbeit ist für heute vorbei. Mir wäre es lieber, wenn ich es Ihnen ein anderes Mal zeigen könnte.“
    Sie zuckte die Schultern: „Nun, es ist nicht so wichtig, schätze ich, wenn es soviel Arbeit macht …“
    „Ich zeige Ihnen an einem anderen Tag, wie es funktioniert“, sagte Gardner erleichtert. Erst nach einem Moment fiel ihm die furchtbare Doppelbedeutung seines Satzes auf.
    Aber Lori hatte bereits ihr Interesse an dem Generator verges sen. Sie kam nun durch das Zimmer und setzte sich neben ihn.
    Gardner hatte jetzt keinen Zweifel mehr an dem Grund ihres Heraufkommens. Lori hatte die Dinge in die Hand genommen und wollte ihn zu einer Stellungnahme zwingen. Gardner fühlte ein Schuldgefühl über das, was er tun würde, in sich aufsteigen, aber er kämpfte es nieder.
    Als sie sich an ihn lehnte, rückte er von ihr ab.
    „Roy, laufen Sie nicht dauernd von mir fort“, murmelte sie.
    Gardner setzte sich steil auf und sagte mit beherrschter Stimme: „Würden Sie es melodramatisch finden, wenn ich Ihnen in diesem Augenblick etwas Wichtiges sagen müßte?“
    „Aber nein, bestimmt nicht, Roy.“ Ihre Augen waren halbgeschlossen, und sie sah verträumt aus. Gardner atmete tief ein.
    „Ich bin verheiratet.“
    Es war eine glatte Lüge.
    „Ich habe Frau und Kinder auf der Erde“, fuhr er fort. „Und ich hänge mit großer Liebe an meiner Familie. Bevor unsere Freundschaft andere Formen annehmen sollte, möchte ich, daß Sie wissen, Lori, daß ich meine Frau von Herzen liebe.“
    Er beobachtete, wie sie der Schlag traf. Sie sah völlig vernichtet aus.
    „Es tut mir leid, das zu hören; meinetwegen“, sagte sie leise. „Nicht Ihretwegen.“
    „Ich verstehe. Wenn … wenn die Umstände anders gelegen hätten, Lori,

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