Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Titel: Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schnabel
Vom Netzwerk:
Romane, Kurzgeschichten und Kinderbücher und wagt sich selbst an Operninszenierungen heran – eine überbordende Kreativität, die ihr zahlreiche Preise einbrachte und sie als perfekte Kandidatin für einen Burn-out erscheinen lässt. Tatsächlich, so gesteht die Erfolgreiche, falle in ihrem Beruf das Abschalten enorm schwer. »Man hat dauernd ein Drehbuch im Kopf, strickt an einer Geschichte, schreibt und überlegt nonstop: Wenn ich das jetzt mache, dann passiert das und das, dann könnte ich aber doch, und dann müsste ich stattdessen …«
    Dass sie dennoch gelernt hat, immer wieder herunterzufahren und zu sich selbst zu kommen, ist das Ergebnis einer Krise. 1993 erkrankt ihr Mann, der Kameramann Helge Weindler, an Leberkrebs, drei Jahre später stirbt er. Dörrie muss von einem Tag auf den anderen die Familie allein versorgen, sich um die gemeinsame Tochter kümmern und den Schock und die Trauer verarbeiten. Irgendwann erreicht sie einen Punkt der Verzweiflung, an dem die üblichen Appelle und Mahnungen zur Ruhe und Vernunft nicht mehr fruchten. »Das Einzige, was für mich stimmte, war: hinsetzen, Klappe halten und auf den Atem achten, sonst nichts«, erzählt Dörrie.
    So entdeckt die Filmemacherin die Kunst der Atemmeditation. »Ich glaube, das hat mir damals das Leben gerettet.« Seither hat sie Komödien über das Meditieren ( Erleuchtung garantiert ) gedreht, einen Zen-Koch portraitiert (Wie man sein Leben kocht) und festgestellt, dass Erleuchtung letztlich einfach darin besteht, seine ganzen Ansichten und Vorurteile einmal beiseitezulassen und »die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind«.
    Und dazu müsse man nicht erst ins Zen-Kloster, meint die Regisseurin, man könne »die großen Mysterien auch im Alltag entdecken«. Wichtig sei es allerdings, sich im Alltagsgetriebe nicht selbst zu verlieren, sondern immer wieder Atempausen einzubauen und »in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren.« Denn allzu häufig sei man zwischen seinen Gedanken an Vergangenes und Zukünftiges zerrissen, zwischen »alldem, was man nicht geschafft hat, und dem, was noch zu machen ist.« Ein kurzes Innehalten, ein paar bewusste Atemzüge und die Besinnung auf die Gegenwart sei da ein hervorragendes Mittel, um sich wieder zu zentrieren.
    Vor allem Frauen legt Dörrie diese Art der Selbstbesinnung ans Herz. Im Gegensatz zu Männern würden diese sich kaum kontemplative Pausen gönnen. »Frauen übernehmen so viele Rollen und wollen derartig viele Dinge unter einen Hut bringen, dass ihr Stressfaktor deutlich höher ist. Sie meinen, die Welt würde sich ohne sie nicht weiterdrehen, und wahrscheinlich ist es auch so.« Eine kleine Atemmeditation zwischendurch könne da Wunder wirken. Und jede könne das »ohne Übung und Training«.
    Natürlich weiß auch die Filmemacherin, dass die moderne Reizüberflutung und die »dauernde Verführung durch audiovisuelle Medien, Handys, Internet, Computerspiele« uns permanent von solchen »Gegenwartspausen« ablenken. »Wir tauchen immer wieder ab in eine virtuelle Welt und verpassen darüber womöglich unser wirkliches Leben.« Durch Filme und Werbung entstünde nicht nur der Druck, einem bestimmten Bild zu entsprechen; viele Menschen hätten auch das Gefühl, sie müssten möglichst vieles gleichzeitig konsumieren, um besonders intensiv zu leben.
    Dabei seien es oft gerade »die scheinbar langweiligen oder eher beschaulichen Zeiten, zum Beispiel die Ferien, wo wenig passiert und man nur am Strand liegt«, die sich als besonders erfüllend herausstellten. Die vollgepackten Tage und Wochen, in denen man zigtausend Dinge tut, hätten dagegen geradezu einen gegenteiligen Effekt. »Am Ende weiß man gar nicht mehr, was man gemacht hat«, sagt Dörrie. »Wir drehen uns um, und unser Leben ist vorbei.«

DER FREIHEITSLIEBENDE UNTERNEHMER – YVON CHOUINARD
     
    Bild 8

     
    Geschäftsmann wollte er nie werden, seine Unternehmensphilosophie lautet »Management durch Abwesenheit«, und seine Autobiografie betitelt er allen Ernstes Lass die Mitarbeiter surfen gehen . Dennoch setzt Yvon Chouinard 315 Millionen Dollar im Jahr um, gilt in den USA als Wirtschaftsstar und gibt selbst dem Lebensmittelgiganten Wal-Mart Ratschläge in Sachen Ökologie.
    Denn nur wenige denken so radikal und lässig zugleich, sind so umweltbewusst und erfolgreich wie Yvon Chouinard. Der Chef des Outdoor-Spezialisten Patagonia hat weltweit rund 1 500 Angestellte, verkauft Windjacken, Rucksäcke, Surfbretter oder Eispickel

Weitere Kostenlose Bücher