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Muster - Steffen-Buch

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Titel: Muster - Steffen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raidy
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weinerliche Fragen zu stellen. Das brachte sie noch mehr auf die Palme, und sie begann, 28

    wie wild auf meinen Kopf und meine Brust einzuprügeln. Je mehr Mutter mich schlug, desto klarer wurde mir, dass ich gewonnen hatte.
    Alles war besser, als auf dem Herd zu verbrennen.
    Schließlich hörte ich, wie die Haustür aufflog. Ron kam nach Hause. Mein Herz machte einen Luftsprung. Mutter wich das Blut aus dem Gesicht. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Einen Augenblick lang verharrte sie auf der Stelle. Ich ergriff diese Gelegenheit beim Schopf, um mir meine Klamotten zu schnappen und in die Garage zu rennen, wo ich mich schnell anzog. Ich stand an der Wand und begann zu wimmern, bis es mir dämmerte, dass ich sie geschlagen hatte. Ich hatte ein paar kostbare Minuten herausgeschunden. Ich hatte das erste Mal gewonnen!
    Als ich allein in dieser feuchten, dunklen Garage stand, erkannte ich, dass ich überleben konnte. Ich beschloss, dass ich alle Taktiken anwenden würde, die mir einfielen, um Mutter zu besiegen oder sie von ihrem teuflischen Plan, von dem sie besessen war, abzulenken. Ich wusste, dass ich vorausdenken musste, wenn ich am Leben bleiben wollte. Ich konnte nicht mehr wie ein hilfloses Baby schreien. Um zu überleben, durfte ich mich ihr nie unterwerfen. An jenem Tag schwor ich mir, dass ich dieser Hexe nie wieder die Befriedigung verschaffen würde, mich darum betteln zu hören, dass sie aufhören möge, mich zu schlagen.
    In der Kälte der Garage zitterte ich sowohl vor kalter Wut als auch vor höllischer Angst am ganzen Körper. Ich fuhr mit der Zunge über die Verbrennungen an meinem Arm, um die pochenden Schmerzen zu lindern. Ich presste die Lippen zusammen, um nicht zu schreien, denn ich wollte Mutter nicht die Genugtuung verschaffen, mich weinen zu hören. Ich straffte die Schultern. Ich konnte hören, wie Mutter oben mit Ron sprach und ihm sagte, wie stolz sie auf ihn sei und dass sie sich keine Sorgen machen müsse, dass er wie ich werden würde - ein schlechter Junge.
    29

    4.

Mein Kampf um Nahrung
    In dem Sommer nach dieser Brandgeschichte wurde die Schule meine einzige Fluchtmöglichkeit. Von einer kurzen Angeltour abgese-hen, während derer sie mich in Ruhe ließ, machte Mutter ständig Jagd auf mich. Sie ließ keine Gelegenheit aus, mich zu schlagen und mich damit in die Einsamkeit der Garage im Untergeschoss zu treiben. Für mich war es ein Segen, als im September das neue Schuljahr begann.
    Ich bekam neue Kleider und eine glänzende, neue Lunchbox. Da Mutter mich zwang, tagein, tagaus dieselben Kleider zu tragen, waren sie im Oktober jedoch bereits abgewetzt und zerlöchert und stanken. Dass mein Gesicht und meine Arme von blauen Flecken übersät waren, brauchte sie kaum zu beunruhigen. Denn wenn ich danach gefragt wurde, hatte ich unverfängliche Erklärungen parat, die Mutter mir bei ihren Gehirnwäschen eingetrichtert hatte.
    Mittlerweile »vergaß« Mutter, mir abends etwas zu essen zu geben.
    Mit dem Frühstück sah es nicht viel besser aus. An guten Tagen durfte ich die Müslireste meiner Brüder essen, aber nur, wenn ich vor der Schule alle meine Pflichten im Haushalt erledigt hatte.
    Abends knurrte mir der Magen so laut, dass ich wie ein wütender Bär klang. Nachts lag ich wach und dachte ans Essen. »Vielleicht bekomme ich ja morgen eine warme Mahlzeit«, sagte ich mir. Nach Stunden driftete ich in den Schlaf und träumte dann auch vom Essen, vor allem von riesigen Hamburgern mit allen Finessen. Im Traum griff ich nach meiner Trophäe und führte sie zum Mund. Ich sah jeden Zentimeter des Hamburgers genau vor mir. Das Fleisch troff vor Fett, und darauf blubberten dicke Käsescheiben. Zwischen den Salatblättern und Tomaten prangten Unmengen von Ketschup und Mayo. Ich öffnete den Mund, um ihn zu verschlingen, aber nichts geschah. Ich versuchte es immer wieder, aber ganz gleich, wie viel Mühe ich mir gab, ich konnte nicht ein Fitzelchen meiner Phantasievorstellung auf der Zunge schmecken. Augenblicke später wachte ich auf und war hungriger denn je. Ich konnte meinen Hunger nicht stillen, nicht einmal in meinen Träumen.
    Bald nachdem ich angefangen hatte, von Essen zu träumen, begann ich, in der Schule Nahrung zu stehlen. Teils aus freudiger Erwartung, 30

    teils aus Angst schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich freute mich, weil ich wusste, dass ich binnen Sekunden etwas haben würde, mit dem ich mir den Bauch voll schlagen konnte, und ich hatte Angst, weil mir auch klar

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